Aufatmen in Hambüchens Heimatstadt

SID
Olympia, Turnen, Fabian Hambüchen
© dpa

Wetzlar - Wenn einer Stadt ein Stein vom Herzen fallen könnte, dann hätte sich Fabian Hambüchens Heimatort Wetzlar gleich um einen ganzen Felsbrocken erleichtert.

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Der Gewinn der Bronzemedaille am Reck hat für gemeinschaftliches Aufatmen in der hessischen Kleinstadt gesorgt, während der auf Gold programmierte Protagonist im fernen China eher Trauer trug und sich mit der Medaillenfarbe nur schwer anfreunden konnte.

Hambüchens Mutter Beate, die nicht mit nach China gereist war, freute sich: "Es ist gut, dass er doch noch eine Medaille geholt hat und jetzt mit Bronze nach Hause kommt."

Der 20-jährige Hambüchen hatte als erster Starter im Reck-Finale erneut nicht sein ganzes Können an seinem Paradegerät abrufen können, war aber ohne Sturz über die Runden gekommen und hatte sich mit 15,875 Punkten hinter dem Chinesen Zou Kai (16,200 Punkte) und dem US-Amerikaner Jonathan Horton (16,175) Platz drei erkämpft.

Im Barren-Finale blieb Hambüchen wie am Boden der undankbare vierte Platz.

Hambüchens Heimatverein ist stolz auf Bronze

In seinem Heimatverein, der TSG 1903 Wetzlar-Niedergirmes, war man trotz der verpassten Goldchance stolz auf den Turnkünstler. "Er hat nicht Gold und Silber verloren, sondern Bronze gewonnen", sagte der Vereinsvorsitzende Helmut Reim. Hambüchen habe wohl noch etwas mehr von sich erwartet, "aber so wie ich ihn kenne, ist das Motivation für ihn, noch mehr zu trainieren."

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Im Foyer des Neuen Rathauses von Wetzlar hatten sich rund 50 Menschen versammelt, um Hambüchens Vorstellung auf einer großen Videoleinwand zu verfolgen. Die Spannung war beim Finale zum Greifen nahe: Manch einem lief ein kalter Schauer über den Rücken, andere falteten die Hände, manche flüsterten noch "er hätte es doch so verdient", dann griff Hambüchen an die Reckstange und es herrschte 49 Sekunden lang Stille.

Als der Vorzeige-Turner nach seiner Show mit kleinen Fehlern sicher landete, war die Erleichterung groß. Es wurde geklatscht, gejubelt.

"Die Freude überwiegt ganz klar"

Doch "ihr Held" konnte nicht lachen. Das Urteil der Kampfrichter machte schnell alle Gold-Hoffnungen zunichte. "Das kann nicht reichen", meinte einer. Da Hambüchen als erster Final-Teilnehmer seine Leistung abgeliefert hat, wurde gezittert in Wetzlar bis zum Schluss.

"Die Freude überwiegt ganz klar", sagte der Stadtangestellte Kay Velte. "Der Fabian hat die Erwartungen selbst ein bisschen hochgeschraubt, aber eine olympische Medaille ist immer toll." Seine Kollegin Sonja Riedl ergänzte: "Er wird wohl nicht zufrieden sein, aber ich finde, das ist eine herausragende Leistung."

Schon kurz nach dem Finale herrschte wieder Alltag im Wetzlarer Rathaus. Die Videoleinwand war abgebaut, die Angestellten an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt.

Die ganz große Olympia-Stimmung war nicht in Wetzlar angekommen - nicht mal im Elternhaus des Bronze-Gewinners. "Ich muss jetzt erstmal Mittagessen machen, wie es danach weitergeht, weiß ich noch nicht", sagte Beate Hambüchen.

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