Alle gegen China

Von Oliver Kucharski
China, Olympia, Tischtennis
© Getty

München - Das Ziel ist klar: China schlagen. Irgendwie. Irgendwer. Auch wenn das relativ schwer wird. Denn nirgendwo ist China dominanter als im Tischtennis.

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Es dürfte den Rest der Welt sehr gefreut haben, dass auch die Tischtennis-Supermacht China nur drei Akteure für die Spiele nominieren durfte. Von den vier besten Männern und fünf besten Frauen der Welt sind daher jeweils nur drei am Start.

Durch diese Olympische Auslese steigen die Chancen für den Rest der Welt. Ein bisschen. Denn China ist ja wirklich hochhaushoher Favorit. Im Einzel, im Doppel, im Team, bei den Damen, bei den Herren – sechs Mal Gold muss her. Das ist fest eingeplant.

Der Rest der Welt hofft, dass irgendwer kommen und die chinesische Rechnung durchkreuzen möge. Bei den Spielen 2004 in Athen hat das ganz gut geklappt. Da spielte sich der Südkoreaner Ryu Seung Min in einen Rausch. Bis zur Goldmedaille.

Gesucht wird der neue Ryu Seung Min

Gesucht wird jetzt der neue Ryu Seung Min. Doch der Kandidatenkreis ist überschaubar. Die Aussichtsreichsten: Ryu Seung Min (8) selbst, der Taiwanese Chuan Chih-Yuan (10), der Weißrusse Vladimir Samsonov (5) und natürlich: Timo Boll (6).

Wobei es schon kurios wäre, wenn sich der Olympiasieger ein zweites Mal in einen solch wahnwitzigen Rausch spielen würde. Eher traut man das schon Chuan Chih-Yuan zu. Aber auch nur ganz vielleicht. Wenn wirklich alles passt.

Samsonov darf auf Bronze schielen. Sein großes Problem: So zuverlässig er den Rest der Welt schlägt, so zuverlässig verliert er gegen die Top-Chinesen. Sein Glück: Mit Wang Hao wartet der erste von ihnen frühestens im Halbfinale.

Im Viertelfinale wartet Bolls Angstgegner

Timo Boll dagegen kann die Top-Chinesen schlagen. Alle. Sogar direkt hintereinander. Das hat er schon bewiesen. 2002 war das, beim World Team Cup in China (!). Boll ist der einzige, den die Chinesen nicht nur respektieren, nein, ihn fürchten sie.

Bolls Problem: Niemand weiß, wo er steht nach seiner langen Verletzung und der knüppelharten Vorbereitung. Und dann ist da noch die fiese Auslosung. Viertelfinale: Ma Lin. Halbfinale: Wang Liquin. Kaum zu packen. Zumal Ma Lin Bolls Angstgegner ist.

Weitgehend unlösbar auch die Aufgaben für Dimitrij Ovtcharov (14). Bei normalem Verlauf träfe die deutsche Nummer zwei im Achtelfinale auf Ryu Seung Min. Da ist spätestens Schluss. Falls nicht: Wartet im Viertelfinale Wang Hao.

Das Herren-Team peilt Silber an

Eine gute Auslosung sieht anders aus. So, wie zum Beispiel im Team-Wettbewerb. Da treffen die Herren in der Gruppe B zunächst auf Kroatien, Kanada und Singapur. Der Gruppensieg ist fest eingeplant. Und damit beginnt die Jagd auf Silber.

Denn die Auslosung meinte es richtig gut mit Boll, Ovtcharov und Christian Süß. Auf Wang Hao, Ma Lin und Wang Liquin können sie frühestens im Finale treffen. Und da kann man ja immer noch versuchen, sich in einen Rausch zu spielen.

Bei den Damen dagegen dürfte schon vor Beginn alles klar sein. Es gibt praktisch keine Konkurrenz für China. Einzig eine Österreicherin macht ein wenig Sorgen. Vor ihr hat man Respekt, sie könnte vorstoßen in die Medaillenränge. Ihr Name: Lia Jia.

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