IOC sucht nach Iran-Sanktionen

SID
Gegen ihn trat der iranische Kampfsportler nicht an: Gili Haimovitz (r.) aus Israel
© Getty

Der Sport war plötzlich Nebensache, die Politik zeigte erneut ihre hässliche Fratze: Ein iranischer Kampfsportler hatte sich geweigert, gegen einen Israeli anzutreten.

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"Wir sind weiterhin dabei, zu prüfen. Augenblicklich gibt es keine konkreten Schritte, die Betonung liegt auf augenblicklich", sagte Thomas Bach vielsagend nach dem Eklat um den iranischen Mohammed Soleimani.

Der Taekwondoka war bei Jugend-Olympia in Singapur nicht zum Kampf um Gold gegen den Israeli Gili Haimovitz angetreten.

"Das muss endlich anders werden"

"Seit 31 Jahren tanzen uns die Iraner auf der Nase herum, gehen bei großen internationalen Events Duellen mit Israelis aus dem Weg, und wir konnten bis heute nichts dagegen unternehmen. Das muss endlich anders werden", sagte ein  IOC-Mitglied, das wie zwei ähnlich verärgertge Kollegen nicht genannt werden wollte.

Auch IOC-Mitglied Kevin Gosper (Australien), früherer IOC-Vizepräsident, zügelte seinen Zorn und meinte nur: "Offiziell dürfen Sie mich damit zitieren, dass ich sehr enttäuscht bin."

Attest wurde überprüft

Thomas Bach sagt: "Wir haben das Attest überprüft. Es gibt wirklich eine Verletzung des Athleten, der im Krankenhaus geröntgt wurde. Aber mit Blick auf die Fälle früherer Jahre kann man jetzt nicht mit dem Generalverdacht kommen."

Seit der islamischen Revolution 1979 zeigt der Iran den Israelis, deren Staat er politisch nicht anerkennt, die kalte Schulter. Der Iran drohte dem sportpolitisch zu Europa gehörenden kleinen Land schon mehrfach die Vernichtung an.

Akute militärische Drohung

Noch am Dienstag bat Israels Regierung die USA um Hilfe wegen der als akut eingestuften militärischen Drohung durch das iranische Atomprogramm und einem aus seiner Sicht möglichen Luftangriff.

Höhepunkt der sportpolitischen Agitation der Iraner war 2004 der Fall des damaligen Judo-Weltmeister Arash Miresmaeili, der bei den Sommerspielen in Athen wegen angeblichen Übergewichts nicht gegen den Israeli Ehud Vaks antrat.

Irans Präsident Mohammad Khatami hatte daraufhin über die staatliche Nachrichtenagentur verbreiten lassen, der Judoka werde in die Liga der iranischen Helden aufgenommen. Khatami ernannte Miresmaeili zum "Champion der Olympischen Spiele 2004".

Politik ruft offenbar zu Boykott auf

Ein iranischer Regierungssprecher hatte damals erklärt, die Sportler des Landes würden aufgefordert, sich in ähnlichen Fällen genau so zu verhalten.

Kein Wunder, dass dann auch bei Olympia 2008 in Peking der Schwimmer Mohammad Alirezaei im Vorlauf nicht antrat, weil der Israeli Tom Beeri auf der Startliste stand.

Sportpolitischer Eklat bei Jugend-Olympia