"Das hat mit Sport nichts zu tun"

Dustin Brown musste in Rio in der ersten Runde aufgrund einer Verletzung aufgeben
© getty

Dustin Brown musste bei den Olympischen Spielen in Rio in der ersten Runde wegen einer Verletzung aufgeben. Dennoch hat der 31-Jährige seinen Aufenthalt am Zuckerhut verlängert. Ein Gespräch über Buhrufe des brasilianischen Publikums, das unvergessliche Erlebnis der Eröffnungsfeier, einen neuen Kumpel und die wahrscheinlich beste Saison seiner Karriere.

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Als SPOX vor der Players Lounge der Olympischen Tennisanlage auf Dustin Brown wartet, kommt der gerade von der Physiotherapie. "Schön, dass Du hergefunden hast", ruft Dreddy schon aus einigen Metern Entfernung und winkt. Seine Laune ist trotz des bitteren Olympia-Endes gut, außerdem geht er ganz normal. Auf seinen doppelten Bänderriss im Knöchel deutet lediglich ein Tapeverband hin.

SPOX: Ich bin überrascht, Dustin. Sie gehen ja schon wieder richtig rund.

Dustin Brown: Das wundert mich selbst. Die Physiotherapeuten haben einen tollen Job gemacht. Als die zu mir nach drei oder jetzt vier Tagen gesagt haben, ich solle auftreten und eine kleine Runde Joggen gehen, dachte ich nur: 'Wie bitte?' Aber es geht dabei natürlich auch darum, mentale Blockaden zu lösen.

SPOX: Bleibt es dabei, dass Sie zu den am 29. August beginnenden US Open auf die Tour zurückkehren?

Brown: Ja, ich denke schon. Anfangs war ich noch skeptisch, ob das nicht zu früh kommen könnte. Aber jetzt bin ich doch sehr zuversichtlich, dass es klappt. Ich bin über die Entscheidung, noch ein paar Tage in Rio zu bleiben, sehr froh. Hier habe ich ein perfektes medizinisches Team mit allen möglichen Experten um mich herum. Zu Hause wäre das sicher nicht so gut gelaufen. Trotzdem reise ich aber am Samstag ab.

SPOX: Lassen Sie uns über Ihren Auftritt hier in Rio sprechen. Das Match gegen Lokalmatador Thomaz Bellucci war nicht nur wegen der Verletzung bitter. Sie wurden außerdem vom Publikum ausgebuht. Sind Sie den Brasilianern deshalb eigentlich böse?

Brown: Es war einfach kein klassisches Tennis-Publikum. Normalerweise kommt das in dieser Form nicht vor, da müsste man als Spieler schon allerhand Blödsinn auf dem Platz veranstalten, um so ausgebuht zu werden. Jeder ist für sein Land, das kann ich verstehen. Aber ich war auch beim Beachvolleyball, als die Österreicher gegen die Brasilianer gespielt haben. Da wurde auch direkt vor Aufschlägen reingebuht und so weiter. Das ist schade. Ich finde, das hat mit Sport nichts zu tun.

SPOX: Sie sind dafür noch relativ cool geblieben.

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Brown: Da bin ich auch ein wenig stolz auf mich. Ich zeige generell sehr viele Emotionen auf dem Platz und glaube, dass ich mit so einer Situation vor einem Jahr noch nicht so gut umgegangen wäre. Logischerweise habe ich trotzdem irgendwann ein bisschen zurückgestichelt, weil es mich genervt hat. Die Zuschauer hätten so oder so nicht aufgehört zu buhen. Also dachte ich mir: Reiz ein wenig zurück, dann geht es dir besser. (lacht)

SPOX: Sie haben bereits gesagt, dass Sie trotzdem glücklich sind, bei Olympia gewesen zu sein. Das liegt ein gutes Stück weit an der Eröffnungsfeier, richtig?

Brown: Wenn man mit all den deutschen Sportlern im Tunnel steht, kurz bevor es raus ins Stadion geht, vor einem steht Timo Boll und hält die Flagge, man singt die Nationalhymne. Das war ein Moment, den ich mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen werde. Ich bin sehr froh, hier dabei gewesen zu sein. Wenn man die Chance hat, bei Olympia mitzumachen, muss man sie einfach nutzen.

SPOX: 2020 in Tokio wären Sie 35 Jahre alt. Geht da noch ein zweites Mal?

Brown: Da hab ich auch schon rumgescherzt. (lacht) Ganz ehrlich: So ein bisschen schiele ich da schon drauf. Ich denke, ich werde noch lange spielen. Und man muss sich doch auch große Ziele setzen.

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