Dämpfer für die deutschen Buschreiter

SID
Michael Jung und sein Paradepferd Sam leisteten sich einen gravierenden Fehler
© getty

Ausgerechnet die beiden besten Vielseitigkeitsreiter der Welt haben sich zum Auftakt in der Dressur schwere Patzer geleistet und den deutschen Hoffnungen auf Doppelgold in Rio einen Dämpfer verpasst.

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Michael Jung mit Sam, Doppel-Olympiasieger von London, und die amtierende Weltmeisterin Sandra Auffarth mit Opgun Louvo kassierten beide über 40 Strafpunkte und sind damit zunächst beide weit vom erhofften Einzelgold entfernt.

"Das hätten wir uns alles ein bisschen deutlicher gewünscht", sagte Bundestrainer Hans Melzer, dessen Plan, seine beiden stärksten Reiter zum Auftakt starten zu lassen und damit die Konkurrenz gleich von Beginn an zu beeindrucken, nicht wie erhofft aufgegangen ist. "Es ist aber immer noch alles drin", sagte Jung: "Es dürfen nur ab jetzt keine Fehler mehr passieren."

Der 1. Tag in Rio im Ticker

Jung liegt im Zwischenklassement mit 40,90 Punkten auf Platz drei, Auffarth ist mit 41,60 Punkten Vierte. Es führt der bei einem Sturz im Oktober 2015 lebensgefährlich verletzte Brite William Fox-Pitt mit Chilli Morning (37,00) vor dem Australier Christopher Burton mit Santano II (37,60). In der Mannschaftswertung reichte es mit der Gesamtpunktzahl 82,50 zur zwischenzeitlichen deutschen Führung vor Australien (83,90) und Großbritannien (84,20). Am Sonntag reiten für Deutschland Julia Krajewski mit Samourai du Thot und Ingrid Klimke mit Hale Bob.

Auffarth war die erste Deutsche, die am Samstagmorgen ins Viereck musste, das fand sie nicht so toll, "man reitet ja immer lieber später". Nach einem herausragenden Beginn habe Wolle (Spitzname des Pferdes, d. Red.) beim ersten Wechsel "irgendwie nicht verstanden, was er machen sollte, das muss ich auf meine Kappe nehmen", sagte Auffarth. Danach sei das Pferd "ein bisschen durcheinander gewesen und einmal umgesprungen", erklärte die 29-Jährige, die dennoch "sehr, sehr zufrieden" mit ihrem Ritt war.

"Wird sich noch einiges tun"

Das wollte der große Goldfavorit Michael Jung von seinem Durchgang ganz und gar nicht behaupten. Jung und Sam zeigten eine fantastische Vorstellung, die mit den bis dato höchsten Noten bewertet wurde - bis Sam beim Außengalopp plötzlich in den fliegenden Wechsel drängte.

"Es war ein Missverständnis zwischen uns beiden", sagte Jung mit leicht säuerlicher Miene: "Ich habe ihn dann durchpariert, es bringt ja nichts, weiter rumzueiern." Danach lief es weiter wie am Schnürchen, doch am Ende wurde das Traumpaar wie erwartet deutlich runtergewertet.

"Michi und Sandra haben leider viele Punkte liegen lassen, obwohl es unter dem Strich zwei sehr solide Dressurprüfungen waren", sagte Bundestrainer Melzer. Solide, aber eben nicht so hochklassig, wie man es von beiden seit Jahren gewohnt ist. In dem schweren Gelände von Deodoro, so Melzer, gelte es deshalb nun anzugreifen, um vorne dranzubleiben. "Da wird sich noch einiges tun", sagte der Bundestrainer: "Es gibt allein vier Wasser auf dem Kurs, da kann man jetzt noch gar nicht sagen, wie es am Ende ausgeht."

Am Sonntag liegt es nun an der kurzfristig ins Team gerückten Olympiadebütantin Julia Krajewski und an Routinier Ingrid Klimke, die deutschen Goldhoffnungen am Leben zu halten. "Viel darf nicht mehr schiefgehen", sagte Melzer, und Jung legte nach: "Ich möchte in meinem Sport immer der Beste sein. Das ist mir heute nicht gelungen, und das allein ist schon Motivation genug."

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