"Der Geist von Polen ist zurück"

Hendrik Pekeler ist vor allem in der Abwehr des DHB-Teams unverzichtbar
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SPOX: Gab es gegen Katar, wenn man auf ganz hohem Niveau meckern möchte, auch Dinge, die noch besser funktionieren sollten?

Pekeler: Wenn man sich die Torschützenliste anschaut und sieht, dass Rafael Capote neun Treffer erzielt hat, dann hätte man ihn sicher besser aus dem Spiel nehmen können. Das ist uns zumindest in der ersten Halbzeit nicht gelungen. Aber das ist nun wirklich Meckern auf hohem Niveau. Wenn ein Spieler so überragt und der Rest der Mannschaft bei ein oder zwei Toren bleibt, hast du als Abwehr nicht so viel falsch gemacht.

SPOX: Bei der EM war ein großes Pfund der deutschen Mannschaft der Teamspirit. Aufgrund der in Polen verletzten Rückkehrer hat sich das Gesicht der Truppe nun ein wenig verändert. Dennoch bekommt man den Eindruck, dass der Spirit auch in Rio da ist. Wie stellt Ihr das an?

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Pekeler: Der Spirit war meiner Meinung nach so richtig erst ab dem vierten Spiel gegen Slowenien da. Gegen Polen und Schweden lief es ganz gut, trotzdem war da noch nicht dieser Geist auf dem Feld zu spüren, wie wir ihn bei der EM hatten. Gegen Slowenien hatten wir erstmals ein bisschen Druck, weil wir gewinnen mussten, um Gruppensieger zu werden. Zur zweiten Halbzeit lief es dann ja auch richtig gut. Jeder hat gekämpft, die Abwehr stand so, wie wir uns das vorgestellt haben. Gegen Katar war es dann noch mal besser. Der Geist von Polen ist zurück.

SPOX: Eine weitere, aber traurige Parallele zur EM ist die Verletzung von Christian Dissinger. Der Kieler ist nach seiner Operation aufgrund eines sich entwickelnden Kompartmentsyndroms am Donnerstag mit einem Krankentransport zurück nach Deutschland gebracht worden. Zuvor hatte er zwei Nächte in Rio in einem Krankenhaus verbringen müssen. Hatte die Mannschaft Kontakt zu ihm?

Pekeler: Wir Spieler waren selbst nicht bei ihm, unser Doktor Kurt Steuer war aber natürlich mehrfach im Krankenhaus. Auch Bob Hanning hat ihn besucht. Christian hat uns vor dem Spiel gegen Katar Glück gewünscht und danach auch gratuliert. Es ist eine unfassbar bittere Situation für ihn, dass ein einfacher Pferdekuss so etwas anrichten kann. Es tut mir wirklich leid für ihn, weil er bereits in den vergangenen Jahren viel von heftigen Verletzungen geplagt war. Ich hoffe sehr, dass er schnell wieder zu alter Form zurückfindet und uns dann wieder helfen kann.

SPOX: Lassen Sie uns zum Schluss noch über Olympia im Allgemeinen sprechen. Jeder erzählt immer, dass die Spiele mit keinem anderen Turnier zu vergleichen seien. Was ist denn nun der größte Unterschied zwischen Olympia und einer EM oder WM?

Pekeler: Ich verstehe auch nicht, warum das immer wieder gesagt wird. Für mich ist es gar kein großer Unterschied. Logischerweise laufen dir hier viele Athleten aus anderen Sportarten über den Weg und es finden auch viele andere Wettkämpfe statt. Aber ich konzentriere mich nur auf Handball. Die einzige auffällige Sache ist, dass die Wege relativ weit sind. Ob du zur Mensa oder zum Training willst, das dauert alles relativ lange. Bei anderen Turnieren setzt du dich in einen Bus und bist auch schon in der Halle.

SPOX: Also haben Sie auch keine Probleme, den Fokus auf dem Wesentlichen zu behalten?

Pekeler: Ich mache eigentlich während eines Turniers nichts anderes außer trainieren, Handball spielen und auf meinem Zimmer zu sitzen. Weil ich einfach total fokussiert bleiben möchte, um Erfolg zu haben. Sie sehen also: Alles kein Problem.

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