Farbenfrohe Eröffnungsfeier mit Misstönen

SID
Michel Tener bekam bei der Eröffnung lautstarke Pfiffe zu hören
© getty

Als der brasilianische Präsident Michel Temer die XV. Paralympics eröffnete, gab es lautstarke Pfiffe. Dass Teile der weißrussischen Delegation beim Einmarsch eine russische Flagge zeigten, passte ebenfalls nicht ins Bild einer ansonsten fröhlichen Show, mit der das Behindertensportfest startete.

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Unter dem Motto "Every Body has a Heart" (Jeder Körper hat ein Herz) feierten im legendären Stadion Maracana rund 60.000 Fans bei Samba-Rhythmen eine ausgelassene Party - und ließen die Schlagzeilen um marode Finanzen oder den Komplettausschluss Russlands weitgehend hinter sich.

"Es ist ein neuer Punkt in der stolzen Geschichte Brasiliens. Die Paralympics werden euren Fokus ändern, von Problemen zu Möglichkeiten. Athleten der Paralymics: Ihr seid Vorbilder! Paralympics sollen einen Märchen von Stärke sein und eine Geschichte, dass die Hoffnung immer die Angst besiegt", sagte Sir Philip Craven, Präsident des IPC, bei seiner Eröffnungsrede.

"Die Welt ist Carioca. Auch wenn alle zweifeln: Unser Volk wächst. Wir sind hier am besten Platz auf dem Planeten. Wir sind bereit, paralympische Geschichte zu schreiben", betonte Carlos Arthur Nuzman, Chef des Organisationskomitees. Heftige Pfiffe gab es nur, als Craven und Nuzman der Regierung um Temer dankten und dieser danach die offizielle Eröffnungsformel sprach. Clodoaldo Silva, brasilianischer Rekord-Paralympicssieger, entzündete um 21.51 Uhr Ortszeit (Donnerstag, 2.51 MESZ) bei strömendem Regen in Rio das paralympische Feuer.

Schon der Auftakt der fast vierstündigen Show war spektakulär. Der Extrem-Rollstuhl-Künstler Aaron Wheelz raste eine 17 m hohe Rampe hinunter, sprang durch einen Ring und löste ein Feuerwerk aus. Höhepunkt der Zeremonie, die der DBS als "atemberaubend" lobte, war jedoch der Einzug der 4352 Athleten aus 159 Nationen, die bis 18. September in 528 Wettbewerben um Medaillen kämpfen.

Rehm war deutscher Flaggenträger

Die 155-köpfige deutsche Mannschaft wurde von einem stolzen und strahlenden Fahnenträger Markus Rehm ins Maracana geführt.

"Für mich ist es eine riesige Ehre, dass ich mit der Fahne vorneweg laufen darf", hatte der Weitsprung-Weltrekordler schon zuvor betont und von einem "einzigartigen Erlebnis" geschwärmt: "Ich bin ziemlich überwältigt." Es herrsche "Gänsehaut-Atmosphäre", twitterte der DBS.

Den größten Augenblick in Rehms Karriere erlebte IOC-Präsident Thomas Bach nicht vor Ort mit. Der Fecht-Olympiasieger von 1976 ließ sich entschuldigen und nahm am Mittwoch stattdessen an der Trauerfeier für den früheren Bundespräsidenten Walter Scheel in Berlin teil.

Anstelle von Bach wurde das Internationale Olympische Komitee vom Südafrikaner Sam Ramsamy vertreten. Craven bezeichnete dies als ungewöhnlichen Vorgang, zeigte aber dennoch Verständnis und sprach von einer "unglücklichen Situation".

Ramsamy konnte sich immerhin von einem gelungenen Start der Paralympics überzeugen. Überhaupt war Craven trotz aller Probleme im Vorfeld von einem Erfolg der Veranstaltung überzeugt.

Er erwarte "sportlich die besten Spiele, die wir jemals erlebt haben. Dazu kommen die brasilianischen Fans mit ihrer Leidenschaft - das werden tolle Spiele", sagte der Engländer (66) dem SID.

"Haut rein! Jetzt gilt es!"

Für die deutschen Sportler, die bereits am Donnerstag einige Medaillenchancen haben, hat DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher eine klare Botschaft geäußert: "Haut rein! Jetzt gilt es!" Er gehe, "was die sportliche Erwartungshaltung angeht, mit einem sehr guten Gefühl in die Wettkämpfe."

Von Innenminister Thomas de Maizière hatte es kurz vor dem Start noch ein Grußwort gegeben. Er wünsche "viel Erfolg und das notwendige Quäntchen Glück. Sie sind Top-Athleten und besondere Vorbilder. Ich hoffe für die deutsche Mannschaft auf erfolgreiche, erlebnisreiche und unvergessliche Tage in Rio de Janeiro." Der Anfang ist gemacht.

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