Die Rache für 2014

Die 1:7-Pleite im WM-Halbfinale 2014 macht die Brasilianer noch immer wütend
© getty

Die Olympischen Spiele in Rio haben es für SPOX-Redakteur Felix Götz weiterhin in sich. Diesmal mit dabei: Die düstere Prophezeiung eines brasilianischen Handball-Fans, das T-Shirt zum Glück und die Verehrung einer Chinesin für Timo Boll.

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Die Rache für 2014: 7:1! Sieben zu Eins!!! Dieses Ergebnis aus dem WM-Halbfinale von 2014 hat sich nicht nur bei deutschen Fußball-Fans in den Köpfen eingebrannt, sondern wohl noch mehr bei Brasilianern. Wer erinnert sich nicht an die TV-Bilder, als den Fans der Selecao die Tränen wie Bäche über die Wangen stürzten.

Ich werde in Rio immer wieder auf das Spiel angesprochen, sobald ich als Deutscher erkannt werde. Zugegeben: Ab und zu erwähne auch ich das Ergebnis gegenüber Brasilianern - natürlich nur ganz beiläufig. Beispielsweise als mir ein einheimischer Handball-Fan (so etwas gibt es wirklich) kurz nach der Niederlage des DHB-Teams gegen die Gastgeber etwas zu freudestrahlend vor der Halle daher kommt.

"Das Lachen wird dir bald vergehen", sagt mir der Fan daraufhin. "Mir ist das Lachen ohnehin schon vergangen", antworte ich: "Wir haben verloren. Gegen Brasilien. Im Handball!"

Das sei ja nur ein Vorrundenspiel gewesen, wiegelt der Brasilianer ab und prophezeit ein Horrorszenario, das mir fast das Blut in den Adern gefrieren lässt: "Im Handball-Finale werden wir uns wiedersehen. Und dann wird Brasilien gegen Deutschland gewinnen. Mit 7:1."

Das T-Shirt zum Glück: Als ich nach dem Match von Angelique Kerber gegen Monica Puig am Samstagabend ins Hotel zurückkehre, meldet sich knurrend der Magen. Außer einem unbeschreiblich miesen Hotdog habe ich den ganzen Tag über nichts gegessen. Da hilft nur noch der Gang in die Shopping Mall gegenüber, wo es mehrere Schnellrestaurants und Bars gibt.

Ich nehme noch flott einen T-Shirt-Wechsel vor, was sich als absoluter Glücksfall erweist. Werde ich, der Gringo, in der Mall sonst nicht beachtet oder - das bilde ich mir zumindest ein - teilweise sogar merkwürdig angeblickt, steigt nun meine Beliebtheit in schwindelerregende Höhen.

Schon am Eingang zeigt mir der Wachmann den nach oben gestreckten Daumen. Im Restaurant klopft mir der Kellner auf die Schulter, zeigt auf mein Shirt und haucht mir ein "I love them" ins Ohr. Doch damit nicht genug: Als ich nach dem Essen noch durch die Gegend schlendere, werde ich von zwei Mitdreißigern angesprochen und doch tatsächlich auf ein Bier eingeladen.

Freunde, hier kommt mein dringender Rat an alle, die nach Brasilien reisen: Das T-Shirt der Heavy-Metal-Helden von Iron Maiden darf auf keinen Fall im Koffer fehlen!

Held der Chinesen: Dass Tischtennis-Ass Timo Boll im Reich der Mitte einen exzellenten Ruf genießt, ist bekannt. Die chinesischen Spieler haben ihn zumindest in der Zeit gefürchtet, als er eigentlich der einzige Europäer war, der ihnen das Wasser reichen konnte.

Auch von der Verehrung der Damenwelt für Boll habe ich gehört, am Rande des Mannschafts-Duells im Viertelfinale zwischen Deutschland und Österreich darf ich aber erleben, wie weit diese Zuneigung tatsächlich geht.

Als ich mit einer chinesischen Journalistin im Presseraum ins Gespräch komme und ihr von meiner Herkunft erzähle, zückt die nämlich Bilder aus ihrer Tasche, zeigt sie mir und erklärt mit einem breiten Grinsen: "Das ist meine Schwester. Das ist meine Mutter. Und das ist Timo Boll - mein Traummann."

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