Rauhe und Ems verpassen Medaille

SID
Letzter Platz im Sprint: Große Enttäuschung für das deutsche Duo
© Getty

"Scheiße!" Viel mehr brachte Ronald Rauhe kurz nach dem aus deutscher Sicht katastrophalen letzten Finaltag der olympischen Kanu-Regatta nicht heraus. Der Olympiasieger von Athen suchte nach zwei letzten Plätzen im Kajakeiner und Zweier in der Sprintdistanz über 200 Meter erst einmal Trost bei Freundin Fanny Fischer, bevor er sich den bohrenden Fragen der Journalisten stellen konnte.

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"Das ist so bitter - vor allem, wenn man weiß, dass das wahrscheinlich die letzten olympischen Spiele sind", sagte der 30-Jährige, nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte.

Jahrelange Vorbereitung verkommt zur Makulatur

Für einen Großen des Kanusports - und das ist Rauhe mit seinen drei olympischen Medaillen seit 2000 - ist der Abschied von der Bühne besonders bitter, weil ein kleiner Fehler die jahrelange Vorbereitung zur Makulatur verkommen ließ. "Wir hatten einen guten Start, irgendwo bei 100 Metern kam dann ein kleiner Wackler", sagte der Potsdamer und brachte damit auf den Punkt, wo das Problem in der neu eingeführten Disziplin liegt.

Sie ist das perfekte Spektakel für den geneigten Zuschauer, aber sie ist auch unberechenbar und verzeiht nichts. Oder wie Rauhes Mitstreiter Jonas Ems formulierte: "Über 500 Meter (die frühere Sprintdistanz, Anm. d. Red.) hätten wir das wieder geradebiegen können."

So aber mussten Rauhe und Ems mit ansehen, wie ihnen die Konkurrenz davonfuhr, Russland mit einer halben Länge Vorsprung vor den Weißrussen und Großbritannien siegte. "Man muss eben lernen, damit umzugehen", sagte Rauhe.

Dass der Potsdamer die Schuld nicht bei anderen sucht, ehrt ihn - aber selbst der 30-Jährige musste eingestehen, dass "uns Sportlern bei diesen kurzen Rennen einfach die Konstanz fehlt." Sprint-Bundestrainer Clemens Paarmann drückte das anders aus: "Es gehört ein gewisses Maß an Verrücktheit dazu, sich darauf einzulassen, das in rund 40 Sekunden alles vorbei ist."

"Heute hat der Richtige gewonnen"

Bereits zuvor hatte Rauhe Pech gehabt, als er im Einer-Finale ebenfalls abgeschlagen als Letzter ins Ziel gekommen war. Die Zuschauer feierten einen Favoritensieg des britischen Vizeweltmeisters Ed McKeever vor dem Spanier Saul Craviotto Rivero und Mark de Jonge aus Kanada. "Das war nicht mein bestes Rennen, aber ich wusste von vorneherein, dass es bei normalen Bedingungen schwer wird für mich", sagte Rauhe da noch voller Zuversicht, es im Zweier richten zu können.

Als eine knappe Stunde später die Fragen über das Warum auf den Vize-Europameister einprasselten, schien Rauhe erstmals zu realisieren, dass es wirklich nur ein kleiner Fehler war, der ihn um eine mögliche Medaille gebracht hatte. Gewohnt höflich entschuldigte sich der 30-Jährige dann für die Tränen, die ihm in die Augen stiegen und verschwand in der Menge.

Der Medaillenspiegel im Überblick

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