Happy End in Bronze für die deutschen Fechter

SID
Peter Joppich freut sich über den Gewinn der Bronze-Medaille
© spox

Erst fühlten sie sich um die Goldchance betrogen, aber am Ende gab es immerhin ein Happy End in Bronze: Die tapferen Florett-Kämpfer haben die schlechteste Olympia-Bilanz der deutschen Fechter seit 16 Jahren geschönt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Als versöhnlichen Abschluss des schwachen Auftritts siegten der viermalige Weltmeister Peter Joppich, Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink, Sebastian Bachmann und Andre Weßels, der im Finale kurzfristig für den verletzten Bachmann einspringen musste, mit 45:27 gegen dieUSA. Nach Degen-Silber für Britta Heidemann war es die zweite Medaille für das sonst so erfolgsverwöhnte Team.

Joppich, für den es bei den dritten Spielen die erste Olympia-Medaille war, fühlte sich auch nach dem Bronzekampf noch immer um die Chance auf Gold betrogen. "Das waren Fehlentscheidungen des Kampfgerichts. Nicht nachvollziehbar", schimpfte der Routinier nach der unglücklichen 40:41-Niederlage im Halbfinale gegen Japan in der Verlängerung.

Mit grandiosem Kampfgeist hatte er im letzten Gefecht gegen den Japaner Yuki Ota wie schon im gewonnenen Viertelfinale gegen Russland einen klaren Rückstand des deutschen Teams in eine Führung verwandelt. Dann kassierte er eine Sekunde vor Schluss den Ausgleich zum 40:40.

Im Sudden Death wurde dann zweimal ein Treffer für den Mann aus Koblenz angezeigt, den das Kampfgericht nach Ansicht der Videos jedoch nicht anerkannte. Beim dritten Mal traf dann Ota zuerst und Japan wurde nach langer Beratung zum Sieger erklärt. Sportdirektor Manfred Kaspar bezeichnete das als "seltsame Reihung von Fehlern". "Da ist dreimal gegen uns entschieden worden", meinte Ersatzmann Andre Weßels: "Aber das sind Tatsachenentscheidungen, da kann man nichts gegen machen."

Den großen Worten folgen keine großen Taten

Irgendwie passte diese höchst unglückliche Pleite aber ins traurige Bild, das die deutschen Fechter in London abgaben. Imke Duplitzer hatte mit deiner Generalabrechnung mit dem deutschen Sportsystem ("Niederschmetternder Zustand") und seinen Topfunktionären ("Die raffen es nicht") zuvor für riesigen Wirbel gesorgt.

Der Säbel-Weltranglistenerste Nicolas Limbach hatte erklärt, "ich bin der Depp, wenn ich hier nicht Gold gewinne". Doch den großen Worten folgten in der Excel-Arena keine Taten.

Limbach verpasste seine beide Chancen auf eine Medaille, und die sonst so wortgewandte Chefkritikerin Imke Duplitzer verschwand am Samstag nach der Medaillenpleite des am Ende fünftplatzierten deutschen Degen-Teams wortlos vom Ort des Grauens.

"Ich bin sehr enttäuscht"

Auch Britta Heidemann wollte am liebsten gar nichts sagen, aber am Ende stellte sie sich doch. "Ich bin sehr enttäuscht, ich hatte mir mehr ausgerechnet. Aber wenn die Punkte fehlen, gewinnt man nicht."

Drei Zähler waren es schließlich, die beim 42:45 gegen die späteren Olympiasiegerinnen aus China entschieden. "In der Mannschaft ist es so, dass eine für die andere einspringen kann. Wir haben aber unsere Gesamtleistung nicht abrufen können", sagte Heidemann. Vor vier Jahren hatte sie genau wie Benjamin Kleibrink Olympiagold in Peking gewonnen.

Diesmal sorgte sie mit ihrer Einzel-Silbermedaille, die zugleich die erste deutsche Medaille in London gewesen war, für das beste deutsche Fecht-Resultat. Einmal Silber, einmal Bronze - schlechter war es bei Sommerspielen zuletzt 1996 in Atlanta mit nur einmal Bronze gelaufen.

Olympia 2012: Der Medaillenspiegel

Artikel und Videos zum Thema