Dream-Team-Wahnsinn: 156:73!

Von SPOX
Das Dream Team um LeBron James zerstörte die armen Nigerianer
© Getty

Das Dream Team schießt Nigeria mit 156:73 aus der Halle und stellt einen neuen Olympia-Rekord auf. Tony Parker führt Frankreich zum Sieg gegen Litauen, Argentinien hat nur am Anfang Probleme mit Tunesien - und Australien wahrt seine Viertelfinal-Chancen mit einem Sieg gegen China. Russland gewinnt einen Thriller gegen Brasilien. Spanien zittert sich zum Sieg gegen Großbritannien.

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Gruppe A

Frankreich - Litauen 82:74

Topscorer: Parker (27) - Kleiza (17)

Die Auftakt-Klatsche gegen das Dream Team hat bei den Franzosen überhaupt keine Spuren hinterlassen. Nach dem starken Sieg gegen Argentinien legte Frankreich jetzt gegen Litauen nach und dürfte bei normalem Verlauf hinter den US-Boys als Gruppenzweiter das Viertelfinale erreichen.

Frankreich führte nach dem ersten Viertel mit 4 (25:21), danach hatten die Litauer ihre beste Phase und erspielten sich bis zur Pause ihrerseits eine 4-Punkte-Führung (43:39). In der zweiten Halbzeit dominierte dann allerdings Frankreich. Bei Litauen fiel von Downtown nichts mehr rein - Frankreich gewann das dritte Viertel mit 20:9 und fuhr in der Folge einen souveränen Sieg ein.

Überragender Mann war Tony Parker, der heiß lief und 27 Punkte erzielte (9/14 FG, 7/10 FT). Ebenfalls stark: Nicolas Batum mit 21 Punkten (8/11 FG), 6 Rebounds und 3 Blocks. Boris Diaw kam auf 10 Zähler. Litauens bester Werfer war Captain Linas Kleiza (17 Punkte, 7 Rebounds). Martynas Pocius erzielte 15 Punkte. Litauen hat damit sowohl gegen Argentinien als auch Frankreich verloren. Mehr als Rang 4 in der Gruppe wird nicht drin sein. Kurzum: Im Viertelfinale droht Spanien.

Argentinien - Tunesien 92:69

Topscorer: Ginobili (24) - Mejri (19)

Die Argentinier erwischten einen lausigen Start. Nach dem ersten Viertel führte Tunesien völlig überraschend mit 14 (28:14)! Dann wurde die Basketball-Welt aber schnell wieder normal. Argentinien begann das zweite Viertel mit einem 15:0-Run - Manu Ginobili erzielte 12 der 15 Punkte.

Argentinien war jetzt wach, gewann das zweite Viertel (26:12) und das dritte Viertel (31:16) klar und fuhr den erwarteten Kantersieg ein. Auch bei den Topscorern gab es am Ende das gewohnte Bild: Ginobili (24 Punkte, 9/12 FG, 4/4 Dreier), Carlos Delfino (21 Punkte, 10/15 FG) und Luis Scola (20 Punkte, 8/14 FG, 10 Rebounds, 5 Assists) trugen das Team. Bei Tunesien glänzte Salah Mejri mit 19 Punkten, 14 Rebounds und 7 Blocks.

USA - Nigeria 156:73

Topscorer: Anthony (37) - Diogu (27)

Was soll man zu dieser Vorstellung sagen? Wow. Es ware keine drei Minuten gespielt, da stand es schon 13:0. Nach dem ersten Viertel hieß es: USA: 49. Nigeria: 25. Es war brutal. Ein Dreier nach dem anderen fiel rein. Insgesamt 11 im ersten Viertel. Zur Pause betrug der Vorsprung dann nach einem relativ moderaten zweiten Viertel (28:20) 33 Punkte. 78:45.

Mitte des dritten Viertels fiel bereits die 100-Punkte-Marke. Carmelo Anthony traf seinen zehnten (!) Dreier (bei 12 Versuchen) zum 100:54. Kurze Zeit später durfte Melo dann auf die Bank. Genug getan. Nach drei Vierteln stand es dann 119:62.

Die verrückten Zahlen am Ende: 71 Prozent aus dem Feld. 29/46 Dreier. Zum Vergleich: Der NBA-Rekord für die meisten Dreier in einem Spiel steht bei 23 (Orlando), jetzt traf das Dream Team in nur 40 Minuten 29 Dreier. Wie gesagt: alles nicht zu fassen. Zuvor stand der olympische Dreier-Rekord bei 13, den hatten die USA im Peking-Finale gegen Spanien aufgestellt.

Beste Werfer der USA neben Anthony: Russell Westbrook (21), Kobe Bryant (16), Kevin Love (15), Kevin Durant (14), Deron Williams (13). Die 156 Punkte bedeuten einen neuen Olympia-Rekord für die meisten je erzielten Punkte. Die bisherige Rekordmarke hielt Brasilien (138:85 gegen Ägypten 1988 in Seoul), die höchste Punktzahl des Dream Teams von 1992 um Michael Jordan war ein 127:83 gegen Brasilien.

Anthony brach mit seinen 37 Zählern die alte Bestmarke von Stephon Marbury (31) aus dem Jahr 2004. Und Anthony stand dafür nur 14 Minuten und 29 Sekunden auf dem Feld. Ohne Worte.

Es war ein klassicher Fall eines Statement-Wins. Nächstes "Opfer" des Dream Teams soll am Samstag Litauen (15.30 Uhr) werden.

Gruppe B

Australien - China 81:61

Topscorer: Mills (20) - Wang (21)

Die Ausgangslage war vor dem Spiel klar. Beide Teams sind mit zwei Niederlagen ins Turnier gestartet. Nur der Sieger wahrt seine Chance aufs Viertelfinale. Und erwartungsgemäß haben sich die Aussies durchgesetzt. China hielt das Spiel ein Viertel lang offen und führte nach 10 Minuten mit 22:21, danach übernahm aber Australien das Kommando.

Angeführt von Patty Mills gewann Australien das zweite Viertel eindeutig mit 28:11 und zog davon. Die Chinesen kamen dank einer Steigerung nach der Pause zwar noch mal auf 9 Punkte heran, ein 9:0-Run der Aussies zu Beginn des Schlussviertels sorgte aber endgültig für klare Verhältnisse.

Mills war mit 20 Punkten (4/8 Dreier) bester Werfer bei Australien, David Andersen steuerte 17 Zähler und 7 Rebounds zum Sieg bei. Australien dominierte vor allem am Brett (21 Offensiv-Rebounds). Topscorer der Chinesen war Wang Shipeng, der 7 Dreier traf (7/10) und das Spiel mit 21 Punkten beendete. Yi Jianlian verbuchte 13 Punkte (2/7 FG, 9/14 FT) und 12 Rebounds.

Brasilien - Russland 74:75

Topscorer: Barbosa (16) - Kirilenko (19)

Was ein Spiel! Brasilien führte knapp zwei Minuten vor Schluss nach einem Korb von Larry Taylor mit 72:67. Dann kam die Zeit von Russlands Super-Guard Alexey Shved. Erst verkürzte er auf 69:72, dann traf er von Downtown zum Ausgleich. Sechs Sekunden vor Spielende machte Brasiliens Spielmacher Marcelinho Huertas dann das 74:72 - aber die Russen schlugen noch mal zurück.

Vitaliy Fridzon (6 Punkte) nahm vier Sekunden vor dem Ende seinen ersten Dreier des Spiels und traf ihn zum 75:74 für Russland. Und was das für ein irres Ding war! Aus der Ecke eingesprungen, im Fallen - drin! Leandro Barbosa verpasste mit dem Buzzer dann den Game-Winne für Brasilien. Russland bleibt damit ungeschlagen, für die Brasilianer war es die erste Niederlage.

Andrei Kirilenko war mit 19 Punkten (5/9 FG, 8/13 FT) Topscorer der Russen, Timofey Mozgov lieferte 18 Punkte (8/9 FG) und 7 Rebounds, Shved kam auf 17 Punkte und 6 Assists. Beste Werfer bei Brasilien waren Barbosa (16) und Taylor (12).

Spanien - Großbritannien 79:78

Topscorer: Calderon (19) - Deng (26)

Unfassbarer Krimi! Das hätte wohl niemand für möglich gehalten. Die Spanier führten vor dem Schlussviertel mit 12 Punkten Vorsprung (60:48) und hatten eigentlich alles im Griff. Doch dann folgte ein absolutes Sensations-Viertel der Briten. Nach einem Dreier von Joel Freeland und Punkten durch Luol Deng war Großbritannien 3:19 Minuten vor Schluss auf 3 dran (65:68).

Es folgte eine dramatische Schlussphase. Nach dem nächsten Freeland-Dreier war Spanien nur noch mit 2 Punkten vorne (71:69). Die Briten hätten das Spiel komplett drehen können, ausgerechnet Deng leistete sich dann in der letzten Minute zwei ganz bittere Turnover.

Jose Calderon behielt von der Freiwurflinie (6/6 in der letzten Minute) die Nerven, aber die Briten hielten sich mit Dreiern immer weiter im Spiel. Dan Clark traf von Downtown, Nate Reinking ebenfalls. Als dann auch Deng von draußen traf, führte Spanien acht Sekunden vor dem Buzzer noch nur mit 79:78. Die Briten schafften es aber nicht mehr zu foulen, die Uhr lief runter. Sieg Spanien.

Calderon war mit 19 Punkten bester Werfer der Spanier. Pau Gasol lieferte 17 Punkte und 5 Assists, sein Bruder Marc kam auf 12 Zähler. Deng verbuchte 26 Punkte, 9 Rebounds und 7 Assists für die Briten. Freeland erzielte 25 Zähler. Die Spanier sind wie die Russen damit weiter ungeschlagen. Großbritannien hat alle drei Spiele verloren, die entscheidenden Spiele im Kampf um den Viertelfinal-Einzug (Australien, China) kommen aber noch.

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