Medaillenjagd mit mentaler Kraft

SID
Juliane Schenk hat sich selbst das Ziel gesetzt, eine Medaille zu gewinnen
© Getty

Juliane Schenk ist egal, wer auf der anderen Seite des Netzes steht. Wenn sie am Samstag zu ihrem ersten Spiel die Wembley-Arena betritt, wird der Blick nur über die Tribünen wandern. Schenk sucht ihren Fixpunkt, ihre Mentaltrainerin Gaby Frey.

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Dann atmet sie durch, dann ist sie bereit für das große Ziel: Die erste deutsche Badminton-Medaille bei Olympischen Spielen. Kristina Gavnholt aus Tschechien und Larissa Griga aus der Ukraine heißen die Gegnerinnen in der Vorrunde.

Für die WM-Dritte sollten es von Samstag an kleine Hürden auf dem Weg zum Gruppensieg und damit zum Einzug ins Achtelfinale sein. Ihr Leistungssprung, Weltranglistenplatz sechs und eine offene Rechnung mit Olympia sind an Selbstvertrauen und Motivation genug. In Athen und Peking war für die 29-Jährige jeweils in der ersten Runde Schluss.

"Ziel ist eine Medaille"

Doch Schenk strebt in London nicht in erster Linie nach ihrem persönlichen Glück. Ihr geht es um die Sportart, sie will Badminton in der Heimat Deutschland zu einer größeren Präsenz verhelfen.

"Das Ziel ist eine Medaille", sagt Schenk forsch und denkt dabei auch an das vergangene Jahr, als sie an gleicher Stelle Bronze bei der WM gewann: "Das war für mich ein besonderes Erlebnis. Ich verknüpfe mit London sehr, sehr schöne Erinnerungen."

Diese schönen Erinnerungen hat Schenk, so sagt sie, vor allem einer Person zu verdanken. Seit einer schweren Schulterverletzung vor sechs Jahren arbeitet Schenk intensiv mit Gaby Frey zusammen. Die Mentaltrainerin ist ihr Anker, wenn es auf dem Court nicht läuft. Das Duo ist erfolgreich, der Verband räumt Schenk und Frey Sonderwege ein.

Bei der WM wohnten die beiden abseits des Teams in einer eigens angemieteten Wohnung. Selbst dass die Unruhen in London direkt vor der Haustür ihren Höhepunkt fanden, brachte Schenk nicht aus der Ruhe. Erst als sie Frey im Halbfinale auf der Tribüne nicht finden konnte, verlor sie ihr Konzept und das Match.

Bereit für den Tag X

In London soll so etwas nicht noch einmal passieren. Die letzten drei Wochen vor Beginn der Spiele trainierte die für Berlin spielende Schenk im heimischen Umfeld in Mülheim. Dem Mentaltraining räumte sie dabei besonders viel Zeit ein.

Bei Olympia trennen sich die Wege jedoch zunächst. Schenk wohnt im Olympischen Dorf, Frey im Hotel. Auch eine Akkreditierung hat die Mentaltrainerin nicht erhalten. Sie kümmerte sich selbst um Tickets. Erst kurz vor Spielbeginn sind sie sich wieder nah.

Schenk ist momentan in bestechender Form. Knapp fünf Wochen vor den Sommerspielen gewann die Sportsoldatin erstmals in ihrer Karriere ein Turnier der Superserie, der zwölf höchstdotierten Badminton-Veranstaltungen. Selbst die vier Chinesinnen, die in der Weltrangliste auf den Plätzen eins bis vier stehen, hat sie mit einer Ausnahme bereits alle besiegt.

"Ich lege den Schwerpunkt auf die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten", sagt Schenk. Ein wenig spricht bei diesen Worten auch Gaby Frey aus ihr. "Ich muss immer die beste Antwort finden - egal, wer auf der anderen Seite des Netzes steht. Es gilt, an Tag X die optimale Leistung zu bringen." Der Tag X ist der 4. August. Dann werden in der Wembley-Arena die Medaillen vergeben.

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