Goldener Montag für deutsche Paralympier

SID
Diskuswerfer Sebastian Dietz gewann etwas überraschend die Goldmedaille
© Getty

Er träumte als Teenager von einer Fußball-Karriere. Nach einem schweren Autounfall startete Sebastian Dietz seine zweite sportliche Karriere als Diskuswerfer und gewann bei den Paralympics in London sensationell Gold. Für zwei weitere deutsche Siege am Montag sorgten Speerwerferin Birgit Kober und Tischtennisspieler Holger Nikelis.

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Ein Deja-vu erlebten die Dressurreiterinnen Britta Näpel und Angelika Trabert mit Silber und Bronze in der Kür. Insgesamt gewannen deutsche Athleten acht Medaillen zum Wochenbeginn.

"Ich habe mir einen Traum erfüllt, ich bin überwältigt", sagte der 27 Jahre alte Dietz und rang nach seinem Goldwurf auf 39,62 Meter nach Fassung. "Ich habe nicht meine beste Leistung gebracht, aber egal, ich habe Gold. Ich habe es allen bewiesen, die nicht an mich geglaubt hatten."

Nach einem Tief hatte der teilweise gelähmte Dietz 2007 seine Karriere zwischenzeitlich beendet und war unter Trainerin Steffi Nerius nun eindrucksvoll zurückgekehrt. Vor seinem Unfall 2004 war der Herforder ein guter Fußball mit Angeboten aus der Regional- und Oberliga gewesen.

Kober krönt sich

Inspiriert von Altmeisterin Marianne Buggenhagen fand Birgit Kober erst 2008 zur Leichtathletik und hat sich nur vier Jahre später zur Paralympicssiegerin gekrönt. Die 41-Jährige, die nach einem Behandlungsfehler im Krankenhaus an Ataxie leidet und seitdem im Rollstuhl sitzt, siegte am Abend vor 80.000 Zuschauern mit Weltrekordweite von 27,03 Metern.

Für einen deutschen Doppel-Erfolg sorgte Marie Brämer-Skowronek als Zweite. Die vierte Medaille für die Leichtathleten am Montag gewann die unterschenkelamputierte Michaela Floeth mit Bronze im Kugelstoßen.

Zwei Tischtennis-Titanen

Holger Nikelis eiferte an der Tischtennis-Platte Jochem Wollmert nach und besiegte im hochklassigen Final-Match den Franzosen Jean-Francois Ducay 3:1. "Wenn sich zwei Gegner so gut kennen, wird Tischtennis so taktisch, dass man es ein bisschen mit Schach vergleichen kann", sagte der 34-Jährige, der sich mit Ducay bislang in der Weltrangliste Platz eins teilte.

"Mir war klar, dass das heute mein härtestes Match wird - umso glücklicher bin ich, dass ich als Sieger von der Platte gehe", sagte Nikelis, der seit einem Badeunfall 1995 ab dem sechsten Halswirbel abwärts gelähmt ist.

Nur die 1,23 Meter kleine britische Schwimm-Heldin Eleanor Simmonds musste Verena Schott am Abend über 200 Meter Lagen in 3:14,28 Minuten vorbeiziehen lassen.

"Ich bin tierisch glücklich. Ich bin erst wieder im Oktober nach der Babypause eingestiegen und ohne Erwartungen hier her gekommen", sagte die querschnittsgelähmte Berlinerin. Fahnenträgerin Daniela Schulte, die sich mit Schott das Zimmer teilt, muss nach ihrem vierten Platz über 100 Meter Brust weiter auf ihre erste Medaille warten.

Dressurreiterinnen überzeugen

Erneut überzeugten die deutschen Dressurreiterinnen die Jury in Greenwich und kamen zwei Tage nach der Championatsaufgabe wieder auf das Podest. Hinter der überragenden Britin Natasha Baker landete Britta Näpel auf Aquilina Rang zwei, Angelika Trabert gelang auf Ariva Avanti nochmals ein Ritt zu Bronze.

Einen Tag nach seinem "Aussetzer" entschuldigte sich Paralympics-Star Oscar Pistorius bei Sieger Alan Fonteles Cardoso Oliveira. Dem Brasilianer hatte er direkt nach dem Zieleinlauf vorgeworfen, auf zu hohen Stelzen zu starten.

"Ich wollte niemals den Moment des Triumphes eines Anderen schmälern", sagte der Südafrikaner, der über 200 Meter überraschend nur Zweiter geworden. In einer Mitteilung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) hieß es am Montag, alle Prothesen seien noch kurz vor dem Rennen auf ihre richtige Größe hin überprüft worden.