Höhere Prämien für Medaillengewinner

SID
Michael Rosenbaum (r.) mit Gewichtheber Mario Hochberg
© Getty

Mit dem Ziel Rückkehr in die Top Ten der Nationenwertung und der Hoffnung auf höhere Sporthilfe-Prämien ist am Montag ein Teil der 150-köpfigen deutschen Mannschaft nach London zu den Paralympics aufgebrochen. Wie der für die Finanzen des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) zuständige Vizepräsident, Michael Rosenbaum, bei der Verabschiedung am Frankfurter Flughafen erklärte, habe es "anscheinend in letzter Sekunde" eine Einigung zwischen dem DBS und dem Sozialwerk des deutschen Sports gegeben.

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Der DBS fordert seit Jahren eine finanzielle Gleichbehandlung von Medaillengewinnern bei Olympischen Spielen und Paralympics. Für Gold bei den Nichtbehinderten gab es in London wie schon vor vier Jahren in Peking 15.000 Euro, ein Paralympicssieg war 2008 nur mit 4.500 Euro belohnt worden. Diese unterschiedlichen Summen standen bislang auch für die zwei Veranstaltungen in London im Raum.

Für diesen Dienstag (11 Uhr) hat die Sporthilfe eine Pressekonferenz angesetzt, an der auch DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher teilnehmen wird. Beucher weilt bereits in London. "Ich würde nicht für einen Tag nach Frankfurt fliegen, wenn es nichts Positives zu vermelden gäbe", sagte Beucher der dapd.

"Eine Erhöhung ist keine Anerkennung für unsere Leistungen"

Nach einem Bericht der Online-Ausgabe der "Sport Bild" soll es in London für eine Goldmedaille 7.500 (statt 4.500 Euro), für Silber 5.000 statt 3.000 und für Bronze 3.000 statt 1.500 Euro. Der vierfache Paralympics-Sieger Woytek Czyz kritisierte diese Zahlen: "Das können sie sich sparen, so lange es nicht 15 000 Euro sind. Eine Erhöhung ist keine Anerkennung für unsere Leistungen. Da hätten sie das Geld besser gespart und woanders eingesetzt", zitiert ihn die "Bild"-Zeitung (Dienstagausgabe).

Die Paralympics werden an diesem Mittwoch eröffnet. "Wir wollen mehr Medaillen holen als in Peking", erklärte Rosenbaum. Vor vier Jahren hatten deutsche Behindertensportler 59 Medaillen (14-mal Gold, 25-mal Silber, 20-mal Bronze) gewonnen, was in der Nationenwertung Rang elf bedeutete.

Dabei sein wird auch Ilke Wyludda, die mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesene Olympiasiegerin im Diskuswerfen von Atlanta 1996. Für Wyludda, der nach einer Infektion vor zwei Jahren der rechte Unterschenkel amputiert werden musste und die erst zu Jahresbeginn mit dem Training richtig begann, ist dagegen Dabeisein schon alles: "Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe."

Missionschef und DBS-Vizepräsident Leistungssport Karl Quade gab grünes Licht für die 88 Männer und 62 Frauen aus Deutschland. Bei den teils schwer behinderten Athleten wolle der Verband, der mit 20 Sportlern weniger als vor vier Jahren antritt, nicht in Medaillen abrechnen. "Es geht darum, dass unsere Athleten ihre Top-Leistung abrufen", sagte Quade.

Schwimmerin Schulte trägt deutsche Fahne

Insgesamt werden in London 4.200 Athleten aus 160 Nationen erwartet, die ab Donnerstag in 503 Entscheidungen und 20 Sportarten ihre Paralympicssieger ermitteln. Deutschland ist in 15 Sportarten vertreten, alle Goldmedaillengewinner von Peking starten auch 2012.

Jüngster deutscher Sportler ist der gerade 17 Jahre alt gewordene Schwimmer Andre Lehmann aus dem brandenburgischen Werder/Havel, der für den SC Potsdam startet. Älteste ist mit 59 Jahren Leichtathletin Marianne Buggenhagen - sie startet bereits zum neunten Mal bei Paralympics.

Bei der Eröffnungsfeier wird die blinde Schwimmerin Daniela Schulte die deutsche Mannschaft als Fahnenträgerin ins Olympiastadion führen. "Es ist das i-Tüpfelchen meiner Karriere, und ich freue mich sehr auf den Abend, an dem ich stolz unsere Mannschaft anführen werde", sagte die Berlinerin. Für die 30-Jährige, die durch einen Gendefekt nach und nach ihr Augenlicht verloren hat, sind es bereits die vierten Spiele.

Der Medaillenspiegel der Olympiade