Einmal mit Profis zusammen arbeiten

Von Für SPOX in London: Alexander Mey
LeBron James und seine Teamkollegen hatten in London viel Geduld mit der Presse
© Getty

Das Olympische Feuer ist erloschen, die Spiele 2012 sind Geschichte. SPOX-Redakteur Alexander Mey blickt auf die vergangenen 16 Tage zurück. Sowohl auf das große Ganze als auch auf seine ganz persönlichen Top 5.

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Da sitze ich wieder an meinem Laptop, einem der Plätze, an denen ich in den letzten 16 Olympia-Tagen die meiste Zeit verbracht habe. Abgesehen von Bussen und Bahnen natürlich, denn unterwegs ist man auf der Hatz von Wettbewerb zu Wettbewerb ständig.

Dass bei all dem der Schlaf doch arg kurz kommt, nimmt man als Opfer für die Massen an Eindrücken, die auf einen einprasseln, gerne in Kauf. Nur 16 Tage? Mir kommt es vor, als sei die Eröffnungsfeier schon ein halbes Jahr her, so viel ist seitdem passiert.

Stimmung in London überwältigend

Ich habe hervorragende Spiele gesehen, den Londonern und ganz Großbritannien gebührt ein gewaltiges Lob. Mit dieser Sicht bin ich weiß Gott nicht alleine. IOC-Vize Thomas Bach hat in der Bilanz-Pressekonferenz des deutschen Teams von "fantastischem Sport und großartigen Spielen" gesprochen. Besonders hob er "eine Atmosphäre, wie man sie sich nur wünschen kann" hervor.

Die Stimmung an den Wettkampfstätten war in der Tat teilweise überwältigend. Sei es im Olympastadion bei den Gala-Läufen von Usain Bolt und bei jedem einzelnen Start eines Briten. Sei es im Velodrom, wo die Briten unter den Augen der gesamten britischen Prominenz alles abgeräumt haben. Sei es bei den Straßenrennen im Radsport, wo die Zuschauer in Zehnerreihen große Teile des Kurses gesäumt haben.

Sei es aber auch beim Rudern und Kanu in Eton Dorney, weit ab vom Schuss, wo die Leute zu Tausenden hingepilgert sind und den nicht gerade stimmungsverwöhnten Randsportlern die wahrscheinlich beste Wettkampfatmosphäre ihres Leben beschert haben.

Die heimlichen Helden

London hat Olympia mit Haut und Haaren gelebt. Das hat man allen angemerkt. Polizisten, Taxifahrern und vor allem den unzähligen Volunteers, die zwar manchmal planlos, aber bis zum letzten Tag immer extrem freundlich und hilfsbereit ihren Job rund um die Olympia-Sportstätten erledigt haben.

Sie sind die kleinen Helden der Spiele, die großen heißen Usain Bolt, Michael Phelps und aus britischer Sicht natürlich Chris Hoy, Mo Farah oder Jessica Ennis.

Top 5: Dream Team, netter Riese und coole Typen

Auch bei mir bleibt selbstverständlich der Mainstream in Erinnerung, das gewaltige Spektakel bei der Eröffnungsfeier, das 100-Meter-Finale der Männer, die Spiele des Dream Teams.

Aber in 16 Tagen persönlichem Olympia-Ausnahmezustand sind auch Dinge hängen geblieben, die vielleicht nicht jeder auf dem heimischen Bildschirm sehen konnte. Hier meine Top 5.

Platz 5: Gänsehaut im Velodrom

Ich habe die Radsport-Begeisterung der Briten schon angedeutet, aber was am Tag der Teamsprints im Velodrom abgegangen ist, hat mich nahezu geschockt. Da ich spät dran war, war die Pressetribüne bereits voll und ich habe einen der letzten freien Plätze auf einer der Fantribünen ergattert.

Dort dann mitten in britischen Fan-Horden zu erleben, wie die britischen Männer um Nationalheld Chris Hoy im Finale mit Weltrekord Gold geholt haben, war Gänsehaut pur. Die Fans um mich herum haben so laut geschrien, dass ich kurze Zeit Angst um mein Gehör hatte.

Dass das aber noch bestens funktionierte, habe ich beim nächsten Gänsehaut-Moment gemerkt. Ich stand in der Mixed Zone im Innenraum des Velodroms, als um mich herum bei der Siegerehrung sämtliche Fans aus voller Kehle "God save the Queen" gesungen haben.

Platz 4: Mein Tag mit Britta

Was eigentlich ein ganz normaler Event-Hopping-Tag werden sollte, endete damit, bei dem wohl dramatischsten Wettkampf der Fecht-Geschichte dabei gewesen zu sein. Als ständiger Begleiter von Britta Heidemann. In allen erdenklichen Gemütslagen.

Es begann am Vormittag mit einer Mischung aus Erleichterung und positiver Erwartung, nachdem die ersten knappen Gefechte überstanden waren. Zu dem Zeitpunkt war die Zahl der Journalisten in der Mixed Zone noch überschaubar.

Als dann aber das Drama im Halbfinale seinen Lauf nahm, Heidemann nach 75 Minuten Beratung der Kampfrichter den Last-Second-Sieg zugesprochen bekam und ihre koreanische Gegnerin einen Sitzstreik auf der Planche vollzog, sickerte in den Redaktionen offenbar durch, was da in der Fechthalle abging.

Immer voller wurde es in der Mixed Zone und auf den Presserängen, jeder kam in die Halle um zu sehen, wie das Drama um Heidemann endete. Es endete mit der knappen Niederage im Sudden Death. Dramatisch eben, wie es an diesem Tag sein musste, der so harmlos begonnen hatte.

Top 5: Von Kirilenko bis zum Dream Team