Fünfmal "sehr gut", dreimal "sehr schlecht"

Von Für SPOX in London: Alexander Mey
Die Bilanz: Elf Goldene sprangen in London heraus, Schwimmer und Fechter enttäuschten
© Getty
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Fazit: Fünfmal "sehr gut", fünfmal "gut", zweimal "durchwachsen", achtmal "schlecht", dreimal "sehr schlecht": Ein "glänzendes Abschneiden" des deutschen Teams, wie IOC-Vize Bach es genannt hat, sieht anders aus.

Dazu hat es viel zu viele herbe Enttäuschungen gegeben. Fragen Sie mal bei Schwimmern, Schützen, Fechtern oder Springreitern nach, wie "glänzend" sie diese Spiele fanden.

Andere Verbände haben zwar die eigenen Erwartungen erfüllt, aber durch die Bank fällt der Mangel an Killerinstinkt im entscheidenden Moment auf. Nur elf Goldmedaillen, dafür 19 Mal Silber. "Silber ist das neue Gold", sagte Kanutin Katrin Wagner-Augustin und spielte damit auf die immer wieder vom Verband betonte härteste Konkurrenzsituation aller Zeiten an.

Es mag tatsächlich so schwer wie noch nie sein, Goldmedaillen zu holen. Aber darf man sich deshalb von vornherein mit weniger zufrieden geben? Ein Robert Harting, die Hockey-Männer oder die Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann tun das nicht und werden mit Gold belohnt.

Amerikanern, Briten und Franzosen gelingt es trotz der gestiegenen Konkurrenz, deutlich mehr Goldmedaillen zu holen als 2008. Zumindest mit Frankreich muss sich das deutsche Team vergleichen. Eigentlich auch mit den Briten, doch denen spielt der Sonderfall des Heimspiels natürlich in die Karten.

Deutsche Medaillen in 12 Sportarten

"Wir hätten uns die eine oder andere Farbe der Medaillen anders gewünscht", sagte der Chef des deutschen Teams, Michael Vesper. Aber er lobte, dass das deutsche Team in zwölf verschiedenen Sportarten, also "über die komplette Breite des Spektrums" Medaillen geholt hat. Insgesamt stellte er fest: "Die uns selbst gelegte Latte haben wir übersprungen."

Er meint damit das Peking-Ergebnis und natürlich nicht die so oft missverstandene Zielvereinbarung. Wobei man sich schon fragen muss, warum das Team gerade mal gut 50 Prozent der vor vier Jahren ausgemachten Medaillen-Potenziale ausgeschöpft hat.

Liegt es an der Vorbereitung? Die Schwimmer beklagten öffentlich den Missstand, nicht in der Lage zu sein, Bestzeiten zu schwimmen, wenn es darauf ankommt. Ähnliches gibt es in anderen Sportarten immer wieder zu beobachten.

Niemand wird einen Athleten kritisieren, wenn er trotz erzielter Bestleistung keine Medaille holt, weil andere schlichtweg besser waren. Aber physisch am Tag X perfekt vorbereitet und psychisch dem Druck an eben diesem Tag gewachsen zu sein, das sind die Baustellen, die beim deutschen Team größer zu sein scheinen als bei anderen vergleichbaren Nationen.

Kein Polster zum Ausruhen

Es war einiges gut, aber nicht viel "glänzend" in London und es gibt einigen Nachholbedarf. So macht es Mut, dass sich mit Mannschaftsleiter Bernhard Schwank am Ende doch noch ein Verantwortlicher selbstkritisch äußerte.

"Das ist kein Polster, um sich auszuruhen. Wir werden die Ergebnisse kritisch unter die Lupe nehmen", sagte er. "Wir werden zudem auch auf andere Nationen blicken, um zu sehen, was wir von denen lernen können."

Auf dass es in Rio 2016 die nächste Steigerung der Medaillenzahl geben möge. Am besten sogar der Zahl der Goldmedaillen. Dann wird das Ergebnis vielleicht sogar "glänzend".

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