Keller trägt deutsche Fahne bei Eröffnungsfeier

SID
Hockey-Nationalspielerin Natascha Keller darf bei der Eröffnungsfeier die deutsche Fahne tragen
© Getty

Ehre, wem Ehre gebührt. Natascha Keller wird die deutschen Athleten am Freitag mit der Fahne bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London ins Stadion führen.

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Als erste Hockeyspielerin in der deutschen Olympia-Geschichte und als fünfte Frau. Natascha Keller, 35 Jahre alt, nimmt an ihren fünften Spielen teil, das hatte bislang noch kein deutscher Mannschaftssportler geschafft. 2004 wurde sie mit den "Golden Girls" Olympiasiegern in Athen. Eine würdige Nachfolgerin für Basketballstar Dirk Nowitzki, der in Peking die deutsche Fahne trug.

"Ich versuche, in den letzten Wochen meiner internationalen Karriere so viel wie möglich mitzunehmen. Die Fahne habe ich ja jetzt schon mal", sagte Natascha Keller und sorgte damit im Deutschen Haus in London für Erheiterung. Deutsche Fahnenträgerin bei Olympia - das sei eine große Ehre.

"Ich habe so viel Spaß an meinem Sport und schon so viele schöne Sachen erlebt. Das ist das i-Tüpfelchen auf meiner Karriere", sagte die Berlinerin, die am Dienstag endgültig von der Wahl erfahren hatte: "Es war ganz schwierig, nichts zu sagen. Aber jetzt freuen sich meine Mitspielerinnen und die ganze Hockey-Familie sehr."

In der Tat: "Was für eine Ehre", teilte der Hamburger Hockeyspieler und Olympiasieger Moritz Fürste via Twitter mit. Sie habe es verdient, Natascha Keller sei eine fantastische Botschafterin für den Hockeysport. Auch der "Herr der Ringe" freute sich. "Ich gratuliere Natascha Keller ganz herzlich", sagte Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno.

Vesper: "Sie ist ein Vorbild"

Michael Vesper, Chef de Mission der deutschen Olympia-Mannschaft, begründete die Wahl auch mit den Erfolgen der deutschen Hockeyspieler und der Familiengeschichte der Kellers: "Sie ist eine Vertreterin unserer erfolgreichsten Mannschaftssportart und sie repräsentiert eine ganze olympische Familie", sagte Vesper: "Sie ist erfolgsorientiert und bodenständig, sie ist ein Vorbild." Die Entscheidung sei keine gegen andere Kandidaten wie den Sportschützen Ralf Schumann gewesen, "sondern ausdrücklich eine für Natascha Keller."

Damit ehrt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ja nicht nur die herausragende sportliche Leistung der Berlinerin, die erstmals 1996 als gerade einmal 19-Jährige in Atlanta in ein Olympisches Dorf einzog. Er drückt auch seine Hochachtung vor den Hockeyspielern aus, die mit Abstand der erfolgreichste deutsche Ballsportverband sind.

Allein vier Goldmedaillen gab es seit 1972, um Edelmetall spielen Männer und Frauen eigentlich immer mit, und auch bei den Spielen in London sind sie wieder Mitfavoriten. Nicht weniger als eine Gold- und eine weitere Medaille erwartet der DOSB nun.

Im Geiste trägt bei Natascha auch die ganze Familie Keller die Fahne mit. Opa Erwin gewann Silber 1936, Vater Carsten Gold 1972, Bruder Andreas Gold 1992, Bruder Florian Gold 2008. "Ich bin froh, dass ich zu dieser Familie gehören darf. Es ist allerdings schade, dass ich meinen Opa nicht mehr kennengelernt habe", sagte Natascha Keller: "Der Spaß und die Freude am Sport wird bei uns weitergegeben. Intern sehen wir das Familienthema ganz locker."

Als Kind in der Wohnung Hockey gespielt

Schon als Kind hat sie mit Florian in der Wohnung Hockey gespielt. Wie viele Glasscheiben dabei zu Bruch gegangen sind, ist nicht überliefert. "Wir haben das Klavier als Tor benutzt", erzählt Natascha. Das übt natürlich. In ihrer Karriere traf sie vor dem olympischen Turnier in 419 Länderspielen 209 Mal ins Schwarze, beides ist DHB-Rekord.

"Natascha ist natürlich eine Führungsspielerin im Team und ein Vorbild für unsere jungen Spielerinnen", sagte Bundestrainer Michael Behrmann. Als sie am Mittwochmorgen statt zum Krafttraining zum Medientermin musste, erfuhren auch die Mitspielerinnen von der Wahl. "Ich werde sicherlich ein, zwei schlaflose Nächte haben", sagte Keller, "aber ich freue mich als Mannschaftssportlerin nun sehr darauf, sogar das ganze deutsche olympische Team anzuführen".

Glückwünsche per Twitter

Mannschaftskollegin und Torhüterin Yvonne Frank wurde am Mittwoch beim Kurznachrichtendienst Twitter ganz emotional: "Wir sind so unglaublich stolz."

Ebenfalls im Reigen der Gratulanten war Hockey-Kollege Moritz Fürste. "Echt verdient und eine fantastische Botschafterin für unseren Sport", schrieb er, während Janne Müller-Wieland ein "JAAAAAAAA!!!" genügte. Später schickte sie ein Foto, auf dem die Spielerinnen Keller offenbar lautstark bejubelten. Ihr Kommentar: "Taschi wäre im Erdboden versunken!" Zum Glück war sie da noch bei der Pressekonferenz.

Nina Hasselmann intonierte einen kleinen Gesang und schrieb auf Twitter: "Oleee Taschi trägt die deutsche Fahne!!!!" Währenddessen nahm Philipp Zeller die Nominierung von "Taschi" ganz persönlich und twitterte: "Ich bin so stolz auf dich". Und die fünffache Olympia-Teilnehmerin selbst? Sie verriet über den Kanal des Deutschen Olympischen Sportbundes: "Durfte es seit gestern niemandem sagen, dabei hätte ich es gern mit der ganzen Welt geteilt."

Auch Basketballer Dirk Nowitzki gratulierte Keller. "Herzlichen Glückwunsch. Freu mich riesig für dich. Und keine Angst. So schwer ist die Fahne nicht", twitterte der deutsche Basketballstar. "Viel Glück und genieß es." Nowitzki hatte die deutsche Olympia-Mannschaft 2008 zum Auftakt der Spiele in Peking als Fahnenträger ins Stadion geführt.

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