"Blade Runner" und Staatenlose - die Exoten

SID
"Blade Runner" Oscar Pistorius gilt als der schnellste Mann ohne Beine
© Getty

Normalerweise sind die sogenannten Exoten bei Olympischen Spielen eine Art "One Hit Wonder." Sie betreten für einen Moment die größte Bühne des Weltsports, mühen sich zumeist nur Sekunden und scheiden aus.

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Im Fall von Oscar Pistorius wird das in London ganz anders sein. Der beidseitig unterschenkelamputierte Südafrikaner gewann im Vorjahr bei der Leichtathletik-WM Staffelsilber auf der Stadionrunde, ist dreimaliger Goldmedaillen-Gewinner der Paralympics und hat sich als erster körperbehinderter Leichtathlet in die olympische Teilnehmerliste eingeklagt.

Auf seiner Website bezeichnet der auf Karbon-Prothesen laufende "Blade Runner" seine Nominierung als "einen der stolzesten Momente meines Lebens". Der mittlerweile 25-Jährige hat lange und hart für das Glück eines Starts bei Olympischen Spielen gekämpft.

Erst 2008 attestierte der Internationale Sportgerichtshof CAS dem Leichtathleten, durch die High-Tech-Prothesen keine wettbewerbsverzerrenden Vorteile erreichen zu können. Der Start in Peking scheiterte aber, weil Pistorius die Normen verfehlte.

Das änderte sich erst drei Jahre später. Pistorius lief als "schnellster Mann ohne Beine" 45,07 Sekunden auf der Stadionrunde, qualifizierte sich für die WM und nun auch für London (45,52 Sekunden reichten). Zumindest den Vorlauf sollte er damit sicher überstehen.

Kurzzeit-Schwimmer

Das ist für die meisten Exoten einfach nur Utopie. Der erst 16 Jahre alte Lim Anderson Chee Wei aus dem Sultanat Brunei erklärt zwar: "Ich meine, alles ist möglich, wenn man nur den nötigen Willen hat."

Der Schwimmer mit einer Bestzeit von 24 Sekunden hinter dem Weltrekord von Paul Biedermann (1:42,00 Minuten) wird aber über 200 Meter Freistil noch nicht auf seiner letzten Bahn sein, wenn die Besten schon am Beckenrand anschlagen.

Noch kürzer wird die Einsatzzeit von Kongos einziger Schwimmerin Aminata Aboubakar Yacoub sein, die über 50 Meter Freistil mit einer Bestzeit von 37,07 Sekunden gelistet ist. Britta Steffens Weltrekord steht bei 23,73 Sekunden.

Als erste Teamsportlerinnen überhaupt aus Mauritius werden die Beachvolleyballerinnen Natasha Rigobert (32 Jahre) und Elodie Li Yuk Lo (29) im olympischen Sand der Horse Guard Parade mit Blick auf den Buckingham Palast hechten.

"Bei uns gibt es kaum Beachvolleyballer, und die meisten spielen nur sonntags", erzählt Rigobert, die sogar Fahnenträgerin des Inselreiches im Indischen Ozean sein wird. "Es ist so ein riesengroßes Geschenk für uns hier zu sein". Aber kein langes sportliches Vergnügen. Im ersten Match sind gleich die Weltranglisten-Ersten Franca Larissa/Juliana Silva aus Brasilien die Kontrahentinnen.

Unglaublicher Marathon-Zufall

Sportlich durchaus konkurrenzfähig, aber ohne Heimat ist Guor Marial. Der Marathonläufer wird als Staatenloser unter der Olympischen Flagge bei der Eröffnungsfeier einmarschieren. Das entschied die IOC-Exekutive am Samstag und räumte damit die letzte formelle Hürde für den Mann aus dem Südsudan aus dem Weg.

Marials Heimat Südsudan löste sich vergangenes Jahr vom Norden, verfügt aber noch über kein anerkanntes Olympisches Komitee.

Wahrlich keine Exotin ist Marathon-Olympiasiegerin Constantina Dita aus Rumänien - sie hat aber dennoch Einmaliges zu bieten. Die Rumänin, die in Peking überraschend Gold gewonnen hatte, ist am 5. August, dem Tag des Marathon-Rennens der Frauen in London exakt 42 Jahre und 195 Tage alt. Die klassische Marathon-Distanz beträgt 42,195 Kilometer.

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