Fernsehergröße? Gefühlte 5 Zentimeter!

SID
Tobias Hauke musste die EM-Spiele teilweise auf extrem kleinen Fernsehgeräten anschauen...
© Getty

Tobias Hauke wurde mit der Hockey-Nationalmannschaft 2008 in Peking Olympiasieger. Nun steckt der 24-jährige Hamburger mitten in der Vorbereitung auf London 2012. Für SPOX berichtet er regelmäßig über seine nicht immer nur sportlichen Erlebnisse. Diesmal: EM schauen unter verschärften Bedingungen und der Stress der Kader-Nominierung.

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Hallo Leute,

nach langer Zeit melde ich mich mal wieder bei Euch. Meine letzten Wochen waren intensiv und hart.

Im Gegensatz zu einem Großteil meiner Teamkameraden kam ich Ende Mai noch mal in den Genuss von drei Wochen Hockeypause. Da ich mich mit meinem Heimatverein nicht für die Playofffs qualifizieren konnte, standen drei Wochen hartes Athletiktraining an.

Wie kann man sich das vorstellen? Ganz einfach: 2-3 Mal täglich Lauf-, dazu Kraft- oder Sprinttraining. Wenn es gut läuft, kann eine Einheit durch eine Partie Tennis ersetzt werden. Kurz gesagt, die drei Wochen sollten sehr anstrengend werden.

Training auf Sylt

Um mir das triste Training ein bisschen angenehmer zu gestalten, habe ich die erste Woche auf Sylt verbracht und dort trainiert. Morgens gegen 9 Uhr einen lockeren Lauf durch das freie Feld zwischen Schafen, Kühen und Hühner - was kann es Schöneres geben. Wenn dort nicht dieser verdammte Wind gewesen wäre, der den Lauf deutlich anstrengender gemacht hat.

Vormittags bei ca. 25 Grad am Strand, mittags die zweite Einheit, um dann bei Gosch Mittag zu essen. Abends regelmäßig die dritte Einheit, bevor dann die traditionelle DVD eingelegt wurde. Leider war nicht wirklich Spannendes dabei...

Die restlichen zwei Wochen wurde das Training dann bei durchschnittlichem Wetter in Hamburg durchgezogen, bevor es nach Köln zum Lehrgang mit Länderspielen gegen Pakistan ging.

Bett: klein: TV: sehr klein

Wohnort: Bundesleistungszentrum Köln. Bettgröße: 90 cm. Fernsehergröße: gefühlte 5 cm.

Warum ist das von Bedeutung? Na ganz einfach, es war EM-Zeit und Deutschland war auch noch im Rennen. Auf einem 90-Zentimeter-Bett liegen und auf dem kleinen Ding probieren, Fussball zu gucken, das ist nicht gerade die pure Freude, das kann ich Euch sagen! Und dann noch nach harten Trainingstagen und schlechtem Wetter.

Umso besser war es dann eine Woche später beim Ergo Masters in Düsseldorf. Wir wohnten im Tulp Inn Hotel direkt in der Esprit Arena, mit Zugang zum Stadion von Fortuna Düsseldorf, Glückwunsch an dieser Stelle noch mal zum Aufstieg!

Hier war die wohnliche Lage deutlich angenehmer und auch die Möglichkeiten waren da, um das Viertelfinale Deutschland-Griechenland zu schauen. Ganz nebenbei haben wir glücklicher Weise auch gewinnen können und sind so mit einem positiven Gefühl in die letzte Phase der Vorbereitung gestartet.

Kein Trikot, keine kurze Hose!

Etwas Besonderes ist mir dennoch auch bei diesem Turnier passiert. Im zweiten Spiel sollte ich eine Pause gegen die Belgier bekommen und nicht mitspielen. Da in den letzten Jahren zum Glück selten etwas passiert ist während des Einspielens, war ich auch wirklich auf Pause eingestellt.

Aber wie kommt es meistens? Genau, nämlich anders. Leider verletzte sich Timo Wess beim Einspielen und so durfte ich 5 Minuten vor Anpfiff doch noch ran. Timo konnte am Sonntag aber wieder spielen und trug keine langwierige Verletzung davon.

Tobias Hauke Kolumne: Winner, Winner, Chicken Dinner!

An einem solchen Tag geht dann meistens alles schief, so auch an dem besagten Samstag. Unser Teammanager ist die Zuverlässigkeit in Person und seit ich ihn kenne, hat er wirklich noch nie etwas vergessen. Aber irgendwann ist immer das erste Mal. Also kurz gesagt: es gab kein Trikot und keine kurze Hose.

So musste ich in einem zu großen Trikot mit aufgeklebter Nummer rein ins kalte Wasser. Sollte eigentlich kein Problem werden für einen erfahrenden Spieler wie mich. Aber es wurde zu einem Problem. Mehr muss ich nicht sagen, oder? Meine Leistung war dementsprechend...

Die Nominierung stand im Fokus

Im Fokus der gesamten Vorbereitung stand aber die Nominierung für die Olympischen Spiele. Qualifiziert als Team sind wir ja bereits seit der EM im letzten Jahr, aber zu den Spielen dürfen am Ende ja nur 16 Mann mitfahren. Unter diesem Stern stand auch die letzte Woche in Düsseldorf. Gedrückte Stimmung, Anspannung und Angst war im gesamten Team inklusive Staff zu spüren.

Und was macht ein homogenes Team am besten in einer solchen Situation? Wir haben uns nicht eingeschlossen in unseren Zimmern und haben orakelt, sondern sind lieber gemeinsam essen gegangen ins Dr. Thompson in Düsseldorf.

Ein tolles Restaurant mit super Essen. Zum krönenden Abschluss des Abends haben wir gemeinsam mit Bundesliga-Profi Roman Neustädter (Schalke 04, letzte Saison Gladbach) das Viertelfinale Spanien gegen Frankreich schauen können.

Satt und angespannt hieß es dann noch einmal schlafen. Am Sonntag war es dann soweit: Um 17 Uhr ging es zur Nominierung. Gemeinsam als Team haben wir uns gestellt, leider wurden aus dem Kader noch Jungs gestrichen, für die der Traum Olympia 2012 vorbei war.

Mit Bolt und Phelps in der Mensa

Ich bin nominiert worden und darf das zweite Mal nach 2008 in Peking zu den Olympischen Spielen fahren. Ihr könnt Euch vorstellen, wie froh und glücklich ich darüber bin. Darauf habe ich seit vier Jahren hingearbeitet und jetzt gilt es, sich den Feinschliff zu holen, um mit Bestform anzureisen.

Ich schaue voraus und freue mich unglaublich auf dieses unfassbare Event. Es wird einzigartig werden. Vielleicht gibt es mal auch wieder die Möglichkeit auf ein gemeinsames Mittagessen mit den großen Stars, wie Usain Bolt oder Michael Phelps, die in der riesigen Mensa auch plötzlich unverhofft neben einem sitzen können.

Drückt mir die Daumen für ein erfolgreiches Turnier und vor allem: Genießt die Olympischen Spiele. Ich hoffe, wir deutschen Athleten werden Euch das eine oder andere Highlight bieten. Ihr könnt mich und meinen weiteren Weg auch auf meiner Facebook-Seiteverfolgen, auch während der Olympischen Spiele aus dem Dorf.

Vielen Dank und bis bald.

Euer Tobi Hauke

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