Erster Mensch auf dem Mars

SID
Michael, Phelps
© Getty

Peking - Als US-Schwimmstar Michael Phelps nach seinem achten Olympiasieg in Peking grinsend und glücklich durch den "Wasserwürfel" schlurfte, wartete Mutter Debbie Phelps bereits mit offenen Armen und tränenüberströmtem Gesicht auf ihren Sohn.

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Und auch Phelps wollte nach seiner Nerven zehrenden Rekordjagd nur noch zu seiner Mama, die er seit Beginn der Spiele "höchstens 30 Sekunden" persönlich gesehen hatte. Endlich war die atemlose Hatz vorbei und der beinahe unglaubliche Großauftrag erfüllt. "Was soll ich noch sagen? Es hat Spaß gemacht. Es war verdammt harte Arbeit, und am Ende war alles perfekt", berichtete der 23-Jährige, "vielleicht sollte alles so sein. Vielleicht war alles vorbestimmt."

Die Peking-Spiele sind seine Spiele. Mit 14 Goldmedaillen der erfolgreichste Athlet der Olympia-Geschichte, hat sich Phelps durch seine unglaubliche Goldsammlung von Afghanistan bis Zypern einen Namen gemacht.

Dabei ist die Bonuszahlung seines Sponsors (Speedo) für die acht Olympiasiege in Höhe von einer Million Dollar nur ein Taschengeld. US-Marketing-Experten schätzen, dass die sportlichen Großtaten und sein Image als "bodenständiger Übermensch", wie der US-TV-Gigant NBC seinen Quotenbringer verkaufte, Michael Phelps mindestens 25 Millionen Dollar einbringen.

Achterbahnfahrt nach oben

Zahlen lügen nicht. Sieben Weltrekorde hat er verbessert, 17 Starts in acht Tagen abgeliefert, gefühlte 800 Interviews gegeben, und selbst die geschätzten 40 Dopingtests, die er seit der US-Olympia-Qualifikation Ende Juni über sich ergehen lassen musste, sind rekordverdächtig.

"Ich war zwischendurch sehr erschöpft. Das Entscheidende war die Regeneration. Ich habe sehr viel geschlafen, viele Eisbäder, Massagen, nur so ging es", schilderte Phelps, "es war wie eine Achterbahnfahrt, die nur nach oben ging."

Spitz zieht den Hut

So richtig frei hat er sich nur im olympischen Dorf gefühlt. Dirk Nowitzki hat er getroffen, Roger Federer angehimmelt, dabei wurde und wird er selbst vergöttert. "Damit habe ich Schwierigkeiten", gab Phelps zu. Er wird sich dran gewöhnen müssen.

US-Legende Mark Spitz wird auch heute noch beinahe täglich zu seinen sieben Goldmedaillen bei den Spielen 1972 in München befragt. "Episch" nannte Spitz die Leistung seines Nachfolgers, "wenn ich der erste Mensch auf dem Mond war, ist Michael der erste auf dem Mars."

"Barracuda aus Baltimore"

Die Weltpresse überschlug sich nach den Phelps-Festspielen. "Der olympische Gott", titelte die französische Zeitung "Nouvel Oberservateur". Das chinesische Sportblatt "Titan" ernannte den "fliegenden Fisch" sogar zur "königlichen Hoheit", und die argentinische Zeitung "Olé" schrieb: "Er schwimmt nicht, er fliegt." Der "Barracuda aus Baltimore", so "El Mercurio", die größte Zeitung Chiles, wird zum "olympischen Sonderbotschafter" (New York Times).

"Mir gehen so viele Gefühle durch den Kopf. Das kann kein Mensch beschreiben", sinnierte Phelps, "es ist wahnsinnig aufregend." Und es wird emotional bleiben. Die Spiele 2012 in London sind ein Fernziel, bei der WM im kommenden Jahr in Rom will er auf jeden Fall dabei sein. "Meine Mama will unbedingt einmal nach Rom", sagte der Gefeierte, "also muss ich zusehen, dass ich mich qualifiziere. Seine Mutter darf man schließlich nicht enttäuschen."

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