Bescheidene Ziele bei den Ruderern

SID
Olympia, Rudern, Vorschau, DRV
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Peking - Die fetten Jahre sind vorbei. Anders als in den alten, glorreichen Zeiten droht dem Deutschen Ruderverband (DRV) in Peking ein Schlag ins Wasser.

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Aus Sorge um die ersten Olympischen Spielen ohne Gold seit 52 Jahren schürte Roland Baar die Diskussion über einen anhaltenden Abwärtstrend bei den einstmals eifrigen Medaillensammlern.

Die kritischen Anmerkungen des ehemaligen Achter-Schlagmanns und IOC-Mitglieds noch vor der Beginn der Regatta im Shunyi-Park am Samstag wertete DRV-Sportdirektor Michael Müller als Störmanöver zur Unzeit.

"So etwas wird der Sache nicht gerecht und ist reiner Populismus. Bei uns gibt es vor Olympia keine Panik."

Verbale Nebenkriegsschauplätze

Dennoch schlugen die Wellen in den vergangenen Wochen meterhoch. Der bisherige Saisonverlauf der DRV-Flotte machte wenig Mut für den Kampf um Medaillen und sorgte für ein Reizklima.

"Manche Bereiche des DRV machen mit größtmöglicher Präzision immer wieder die gleichen Fehler. Das Krisenmanagement nach Luzern war eine Katastrophe", monierte Baar in Anspielung auf die bedenkliche Weltcup-Bilanz und die danach eingeleiteten Renovierungsarbeiten.

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Heikelstes Thema bleibt der massive Umbau des Deutschland-Achters nur zwei Monate vor der Reise nach Peking. Noch immer hat sich der Zorn der Ausgebooteten nicht gelegt.

Philipp Stüer, Weltmeister von 2006 und WM-Zweiter von 2007, gab sich unversöhnlich: "Wir fordern den Rücktritt von Müller wegen Konzeptlosigkeit in allen Bereichen."

Gegen diese verbalen Breitseiten aus Dortmund setzten sich die neuen Achter-Recken mit ähnlich deutlichen Worten zur Wehr: "Das ehemalige Team war nicht in Reichweite einer Medaille", kommentierte Schlagmann Andreas Penkner, "wir haben uns diese Nominierung verdient."

Überzeugung fehlt

Nur ein erfolgreiches Abschneiden auf der von allen Athleten gelobten Strecke im Norden der Olympia-Stadt kann zur Beruhigung beitragen. Sportdirektor Müller ist zuversichtlich, dass sich die Umbaumaßnahmen und das zuletzt intensivere Training bezahlt machen.

Er hofft auf "insgesamt vier bis sechs Medaillen", mag aber nicht so recht an einen DRV-Platz auf dem obersten Treppchen glauben: "Wir hatten in diesem Jahr noch keine überzeugende Siegleistung."

Vor allem der Männer-Bereich, der schon in Athen komplett leer ausging, bereitet Sorgen. Fraglich ist, ob Marcel Hacker zurück auf Erfolgskurs findet. Seit dessen Ausstieg aus dem Weltcup-Hoffnungslauf Mitte Juni in Luzern ist das Rätselraten über seine Form groß.

Doch die guten Bedingungen in Peking machen dem deutschen Skiff-Meister Mut: "Das Wasser ist weich, da kann eine Menge passieren."

Größere Hoffnung bei Frauen

Mehr Hoffnung auf Medaillen gibt es bei den Frauen. Besonders hoch wird das Duo Lenka Wech und Maren Derlien aus dem Zweier ohne Steuerfrau gehandelt.

Das Hauptaugenmerk gilt jedoch Kathrin Boron, die zum fünften Mal in Serie Olympia-Gold gewinnen und damit mit Ruder-Legende Steven Redgrave (Großbritannien) gleichziehen könnte.

Zumindest der Blick zurück spricht für ein standesgemäßes Karriereende der 38 Jahre alten Ausnahmesportlerin: Seit Seoul 1988 kam der Sieger im Frauen-Doppelvierer immer aus Deutschland.

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