Werth holt Silber hinter van Grunsven

SID
Olympia, Peking, Pferdesport, Dressur, Isabell Werth
© DPA

Hongkong - Drama in zwei Akten ohne Happy End: Ein erneuter Aussetzer ihres Pferdes Satchmo hat Isabell Werth auf dem Weg zum Reiter-Olymp aus dem Tritt gebracht.

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Die 39-Jährige verpasste in Hongkong die Krönung zur olympischen Dressur-Königin und musste sich im Dauerduell mit ihrer "Lieblings-Gegnerin" Anky van Grunsven wie schon 2000 mit Silber begnügen.

Während die Niederländerin mit Salinero ihren dritten Olympiasieg in Serie feierte, nahm die fünfmalige Goldmedaillen-Gewinnerin aus Rheinberg die Niederlage gefasst. Hinter Werth kam Heike Kemmer aus Winsen mit Bonaparte fünf Tage nach dem Sieg mit dem Team zu Bronze.

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Rekord verpasst

"Dass es hier passiert ist, ist natürlich bitter", sagte Isabell Werth, die mit einem Sieg den legendären Reiner Klimke als erfolgreichsten Olympia-Reiter überflügelt hätte. Schon zwei Tage zuvor hatte Satchmo in der Prüfung Nerven gezeigt und war kurz ausgeflippt.

"Der Knackpunkt war im Special. Das hat er nicht vergessen. Es ist eine Schande, denn er war in großartiger Form", sagte sie bedauernd: "Aber so ist das Leben. Bis dahin war es seine bisher beste Kür", meinte sie, bevor sie ihrer Konkurrentin noch in der Mixedzone gratulierte.

Van Grunsven locker leicht zu Gold

Für Isabell Werth hatte die Prüfung vor 18.000 Zuschauern zunächst sehr gut begonnen. Doch Mitte der Kür erlebte sie erneut einen Schreckmoment. Der 14 Jahre alte Wallach verweigerte wieder sekundenlang die Zusammenarbeit. Mit Mühe bekam Isabell Werth ihr Pferd wieder in den Griff.

Danach zeigte sie ihr Kämpferherz und beendete doch noch souverän den Ritt. Dennoch kostete der Fauxpas wie zwei Tage zuvor entscheidende Prozentpunkte. Mit dem Gesamtergebnis von 76,650 Prozent begann für Isabell Werth das große Zittern.

Doch umsonst: Anky van Grunsven bewies erneut, dass sie die beste Kür-Reiterin der Welt ist. "Ich bin nicht mehr volles Risiko gegangen, als ich das Ergebnis von Isabell gehört hatte. Ich habe gedacht, bloß keine Fehler machen", sagte die nunmehr dreimalige Olympiasiegerin.

Das gelang ihr: Mit 82,400 Prozent erhielt sie die höchste Note des Abends und fing mit insgesamt 78,680 Prozent Isabell Werth ab. Heike Kemmer war indes zufrieden mit Bronze: "Ein Traum ist wahrgeworden. Ich hatte mir das nach Athen vorgenommen", erklärte die zweimalige Team-Olympiasiegerin.

Niederländerin kündigt Karriereende an

Eine Neuauflage des seit über einem Jahrzehnt währenden Zweikampfs Werth-van Grunsven wird es bei Olympischen Spielen nicht mehr geben. Die Niederländerin hat angekündigt, auf keinen Fall bis London 2012 weiterzureiten.

"Ich bin nicht mehr ganz so jung und muss mich auch um meine Kinder kümmern", sagte die zweifache Mutter, die in ihrer Heimat ein großer Star ist.

"Ich glaube nicht, dass ich noch ein drittes Mal so ein Pferd bekomme", erklärte van Grunsven, die 2000 mit Bonfire Olympia-Gold gewann und 2004 in Athen mit Salinero. Augenzwinkernd kündigte sie an: "Wenn mir irgendjemand so ein Pferd schenkt, überlege ich es mir vielleicht noch anders."

Die Geschichte des langen Duells

Werth und van Grunsven haben sich lange Zeit duelliert, vor allem 2000 spitzte sich der Zweikampf auch außerhalb des Vierecks zu. "Es gab ja mal Zeiten, wo das emotional sehr hochgeschaukelt war", sagte Werth, aber diese "Zeiten sind vorbei".

Das sei auch von Außen hereingetragen worden, "dass es fast in das Nationalistische ging". Seit mehreren Jahren sei es aber entspannt: "Jeder weiß, was er vom anderen zu halten hat und dass wir uns im Wettkampf gegenseitig hochschaukeln."

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