Dressurreiterinnen unschlagbar

SID
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Hongkong - Als Isabell Werth nach ihrem Ritt siegessicher die Faust in den Hongkonger Nachthimmel reckte, fielen sich Bundestrainer Holger Schmezer und die Teamkolleginnen erleichtert in die Arme.

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Dank der überragenden Leistung seiner Schlussreiterin holte das Dressur-Team zum zwölften Mal die olympische Goldmedaille. Mit Satchmo erritt die 39-Jährige mehr als genug Prozentpunkte, um im Dauer-Duell mit den Niederlanden erneut zu gewinnen und die längste Erfolgsserie der olympischen Geschichte zu verlängern.

"Dieses Pferd lässt einen gut aussehen. Wir sind superfroh, dass wir es trotz aller Unkenrufe geschafft haben", lobte die Rheinbergerin ihren Wallach. "Jetzt die fünfte Goldmedaille für mich, das ist etwas Besonderes."

Revanche für Turin

Mit Heike Kemmer auf Bonaparte und Nadine Capellmann aus Würselen mit Elvis wehrte Isabell Werth noch einmal den Angriff der Niederländer mit Anky van Grunsven als Spitzenreiterin ab und nahm Revanche für die EM-Niederlage vor einem Jahr in Turin.

Die Bronzemedaille sicherte sich Dänemark. "Die Erleichterung ist riesengroß. Gold zurückzuholen ist etwas Besonderes", meinte Capellmann.

Zwei Tage nach dem Doppel-Gold der Vielseitigkeitsreiter hatten die deutschen Pferdesport-Fans in Hongkong erneut Grund zu feiern. Die mitgereisten Anhänger im 18.000 Zuschauer fassenden Stadion schwenkten die Fahnen, klatschten und jubelten. Für Dressur-Liebhaber ist das ein gewohntes Bild.

Zum achten Mal seit 1976 hat das deutsche Team die Mannschafts-Wettbewerbe dominiert. Nur bei den Boykott-Spielen 1980 in Moskau waren deutsche Reiter nicht am Start. Insgesamt ist es das insgesamt 19. Dressur-Gold für Schwarz-Rot-Gold.

Capellmann macht es spannend

Dass es zwischenzeitlich noch ein wenig knapp wurde, lag an Nadine Capellmann. Im Sattel von Elvis brachte sie als zweite Reiterin nach Heike Kemmer zwar das deutsche Team in Führung, erreichte aber nur 70,083 Prozent und verpasste die Vorentscheidung.

"Da waren ein paar doofe Flüchtigkeitsfehler dabei", klagte Schmezer und sagte süß-sauer: "Für die Spannung ist das gut." Der Coach gab zu: "Da hatte man ein bisschen mehr erwartet, aber es waren zu viele Kleinigkeiten."

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Auch Capellmann war unzufrieden mit ihrem Ritt mit dem zwölfjährigen Hannoveraner-Wallach. "Das, was wir uns vorgenommen haben, hat nicht ganz geklappt", analysierte sie. Vor allem bei den Piaffen zeigte die Doppel-Weltmeisterin von 2002 mit Elvis Schwächen.

Capellmann war sich aber trotz der für sie enttäuschenden Prozentzahl sicher: "Isabell wird es schon richten." Und so kam es auch. Zumal sich Anky van Grunsven nach dem Ritt auf Salinero mit 74,750 Prozent zufriedengeben musste.

"Die Goldmedaille war schon gestern weg. Wir waren darauf vorbereitet", sagte Anky van Grunsven.

Werth vierterfolgreichste deutsche Olympionikin

Zu ihrer eigenen Vorstellung erklärte sie, dass "Salinero heute aufgeregt war. Es war nicht der lockerste Ritt von uns beiden." Durch die Ergebnisse während des laufenden Jahres und durch den Sieg bei der Europameisterschaft 2007 in Turin waren die Niederländer sehr selbstbewusst angereist.

"Es ist schon ein bisschen enttäuschend", gab van Grunsven zu, die zuletzt zweimal Einzel-Gold in Sydney und Athen gewonnen hatte: "Wir haben definitiv mehr erwartet."

Das deutsche Team konnte sich aber wieder einmal auf Isabell Werth verlassen. Mit ihrem fünften Olympia-Gold schob sie sich zudem in der Statistik der erfolgreichsten deutschen Olympioniken auf den vierten Platz und kann mit einem Sieg im Einzel in der kommenden Woche auch noch auf Platz zwei hinter der Kanutin Birgit Fischer springen.

Van Grunsven will das aber verhindern und kündigte an: "Im Einzel werde ich mehr Risiko gehen."

Werth sagte zu den beiden Prüfungen am Samstag und Dienstag: "Im Einzel werden die Karten neu gemischt." Die Prozente des Grand Prix zählen nicht mehr, es werden - anders als in Athen - nur die Ergebnisse der Special und der Kür angerechnet.

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