Bönisch geht leer aus

SID
Boenisch, Olympia, Judo
© DPA

Peking - Für Athen-Olympiasiegerin Yvonne Bönisch ist das olympische Judo-Turnier in Peking zu einer Achterbahnfahrt mit Totalschaden geworden. Nicht das erhoffte Gold, kein Silber und auch kein Bronze, sondern ein Crash in der Hoffnungsrunde stand am Ende zu Buche.

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Nach einem Sieg und zwei Niederlagen musste die Potsdamerin am Montag in der Halle der Pekinger Universität für Wissenschaft und Technik ihre Sachen packen. "Ich stand komplett neben mir", gestand die Leichtgewichtlerin mit hochrotem Kopf und starrem Blick.

Einziger Trost für die Deutsche. Die Italienerin Giulia Quintavalle, die Bönisch bereits im ersten Kampf bezwungen hatte, holte sich am Ende sogar die Goldmedaille. Im Finale setzte sie sich gegen die Niederländerin Deborah Gravenstijn durch.

Bronze eroberten Ketleyn Quadros aus Brasilien und Xu Yan aus China. Bönisch will nun eine Pause von mindestens drei Monaten einlegen und danach im Halbmittelgewicht antreten.

Angesichts der verpassten Medaille schwant Frauen-Bundestrainer Norbert Littkopf nun Böses: "Wenn das Flaggschiff untergeht, kann das Langzeitwirkungen für die anderen haben." Acht deutsche Judokas gehen noch an den Start.

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Plötzlich wieder im Geschäft

Kaum hatte der Wettkampf begonnen, war Bönisch nach einer Auftaktniederlage gegen die spätere Olympiasiegerin Giulia Quintavalle aus Italien auch schon so gut wie draußen. Als sie bereits ihren Abgesang formulierte - "Das war definitiv mein letzter Wettkampf in der 57er-Klasse. Ich muss jetzt alles in Ruhe verarbeiten" - war sie plötzlich wieder im Geschäft.

Weil Quintavalle überraschend bis ins Halbfinale marschiert war, zog Bönisch als Unterlegene in die nicht mehr für möglich gehaltene Hoffnungsrunde ein. Da zudem Favoriten wie die dreimalige olympische Medaillengewinnerin und viermalige Weltmeisterin Kye Sun Hui aus Nordkorea gestrauchelt waren, taten sich plötzlich neue Perspektiven auf.

Gegen Harel ohne Chance

Einem Sieg über die Mongolin Erdenet-Od Khishigbat und der realistischen Aussicht auf den Gewinn von Bronze folgte jedoch der K.o.: Der Französin Barbara Harel unterlag Bönisch mit einer kleinen Wertung (Koka) nach einer gelungenen Fußtechnik und war endgültig draußen.

"Ich habe mich topfit gefühlt, war optimal vorbereitet. Aber als ich die Matte betrat, war alles weg", gestand die zweimalige Vizeweltmeisterin Böniosch. "Yvonne war dem psychischen Druck als Olympiasiegerin nicht gewachsen", resümierte Sportdirektor Manfred Birod, und Littkopf befand: "Sie hat kalte Füße gekriegt."

Gerade das konnte die Potsdamerin nicht fassen. "Normalerweise bin ich eine coole Sau, mache mir keine Gedanken im Wettkampf. Aber heute konnte ich damit nicht umgehen."

Die Olympiasiegerin von Athen hat sich nun eine Denkpause von mindestens drei Monaten verordnet. "Ich muss Abstand finden. Dann will ich noch mal angreifen. Mit 27 Jahren ist es noch nicht vorbei." Dann allerdings im Halbmittelgewicht (bis 63 kg). In dieser Kategorie fühlt sich die normalerweise 61 Kilogramm wiegende Athletin heimisch. Zumindest das lästige Gewichtmachen mit Hungereinlagen entfällt dann.

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