Handball-Männer fliegen in der Vorrunde raus

SID
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© Getty

Peking - Die Riesen weinten. Mit hängenden Schultern, Tränen in den Augen und ungläubigen Kopfschütteln schlichen Deutschlands gefallene Handball-Helden vom olympischen Parkett und suchten in gegenseitigen Umarmungen Halt.

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Die Weltmeister waren nach der 21:27 (12:15)-Schlappe gegen Europameister Dänemark und dem damit verbundenen Olympia-Aus untröstlich. "Mit Tränen in den Augen ist es schwer, ein Fazit zu ziehen", sagte der Lemgoer Michael Kraus, der vor 3000 Zuschauern mit sechs Treffern erneut bester deutscher Werfer war.

"Wir sind an uns selber gescheitert. Das tut wahnsinnig weh." Für den Einzug ins Viertelfinale hätte schon ein Remis gereicht.

Nach dem Scheitern des Frauen-Teams am Vortag steht der deutsche Handball in Peking vor einem olympischen Scherbenhaufen. Der Olympia-Zweite von Athen musste ohne die verletzten Rückraumspieler Pascal Hens und Lars Kaufmann die schlechteste Platzierung bei Olympischen Spielen seit dem 10. Rang 1992 in Barcelona hinnehmen.

"Das war nicht unser Turnier. Aber wir sind nicht für immer und ewig verschwunden. Jetzt sind wir einen Augenblick traurig und ab morgen blicken wir wieder nach vorn", sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier.

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Die Enttäuschung saß tief. Nach dem Abpfiff trösteten sich die Spieler gegenseitig. Rechtsaußen Florian Kehrmann sagte nur kurz mit brüchiger Stimme: "Das ist einfach scheiße." Und der reaktivierte Christian Schwarzer meinte nach seinem letzten Spiel im DHB-Trikot: "Wir haben es nicht geschafft, den Sack zuzumachen."

Keine Personaldiskussion nach Pleite

Trotz der Pleite soll wie bei der Frauen-Auswahl keine Personaldiskussion in Gang gesetzt werden. "Die Ergebnisse von Olympia können nichts in Frage stellen", erklärte Bredemeier. "So höre ich bestimmt nicht auf. Wenn wir jetzt alle zurücktreten würden, sähe das nach Kapitulation aus", meinte Torsten Jansen.

Im Alles-oder-Nichts-Spiel für beide Mannschaften schenkten sich die Erzrivalen nichts. Von der ersten Minute an kämpften sowohl Weltmeister Deutschland als auch Europameister Dänemark mit allen Mitteln um den Verbleib im olympischen Turnier.

Die Neuauflage des EM-Halbfinales vom Januar dieses Jahres war geprägt von harten Zweikämpfen zweier Mannschaften, die sich aus 18 Duellen in den vergangenen zehn Jahren bestens kannten. Zudem waren im Aufgebot der Dänen sieben aktuelle oder ehemalige Bundesliga-Spieler.

Mit Rückstand in die Pause

Die deutsche Mannschaft erwischte den besseren Start. Doch aus einer 2:0-Führung (3.) wurde ein 3:4-Rückstand (7.) und wieder ein Ein-Tor-Vorsprung, der bis zum 9:8 (19.) Bestand hatte. Dann aber verlor das Brand-Team die Kontrolle über das Spiel.

Zudem hatte Henning Fritz im deutschen Tor erneut nicht seinen besten Tag erwischt und parierte zu wenige Bälle. In der Folge geriet der Olympia-Zweite mit 9:12 (26.) ins Hintertreffen und ging mit einem 12:15-Rückstand in die Pause.

Mit dem Mute der Verzweiflung und Johannes Bitter, der den glücklosen Fritz ersetzte, startete die deutsche Mannschaft nach Wiederanpfiff ihre Aufholjagd. Andrej Klimovets, der an seinem 34. Geburtstag nach drei Zeitstrafen die Rote Karte sah, sorgte mit zwei Treffern für den 15:16-Anschluss (38.).

Der ersehnte Ausgleich wollte nicht gelingen, weil die Spieler um den erneut starken Kraus mit ihren Torchancen fahrlässig umgingen. Bitter hielt zwar solide, konnte aber nicht verhindern, dass die Dänen wieder die Oberhand gewannen und in der 51. Minute beim 21:17 erstmals mit vier Toren in Front lagen, den Vorsprung sicher über die Zeit brachten und das Olympia-Aus für den Weltmeister besiegelten.

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