"Das ist eine Bestrafung"

Von Interview: Torsten Nenner
Birgit, Prinz
© Getty

München - Es ist der einzige Titel, der ihr noch fehlt: Olympisches Gold. Welt- und Europameisterin, Weltfußballerin, Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin sowie UEFA-Cup-Siegerin war Birgit Prinz. Mehrfach.

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Trotzdem fühlt sich die 30-Jährige nicht getrieben, das letzte fehlende Mosaiksteinchen zu einer perfekten Karriere einzusammeln. Erfolgreich will Prinz bei den Sommerspielen aber dennoch sein.

Im SPOX-Interview spricht die Torjägerin der deutschen Nationalmannschaft über ihre Ziele bei Olympia, stellt die Gegner der DFB-Elf vor und beschwert sich über einen aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustand.

SPOX: Frau Prinz, sie reisen ein Jahr nach der WM schon wieder nach China. Wie hat es Ihnen 2007 gefallen?

Birgit Prinz: Ich hätte es mir nicht als erstes Land ausgesucht. Aber ich denke, es wird sehr gut organisiert sein. Von daher wird es auch Spaß machen.

SPOX: Haben Sie Angst vor der Luftverschmutzung?

Prinz: Keine große. Wir haben es auch letztes Jahr überlebt. Da wir nicht rauchen, kann man sich so was ja mal leisten.

SPOX: Wie sehr belastet die Favoritenbürde als amtierender Weltmeister?

Prinz: Das ist mir vollkommen egal.

SPOX: Olympisches Gold ist der einzige Titel, der in Ihrer riesigen Sammlung noch fehlt. Legen Sie deshalb noch eine Schippe drauf?

Prinz: Es ändert sich nichts, wenn man beispielsweise schon einmal Weltmeister war. Deshalb möchte man es nicht weniger gern wieder werden. Ich will nicht lieber Olympiasieger werden, nur weil ich ihn als einzigen Titel noch nicht habe. Da ändert sich bei mir in der Wahrnehmung nichts. Man geht immer zu einem Turnier, um erfolgreich zu spielen.

SPOX: Sie spielen seit mehr als einem Jahrzehnt auf höchstem Niveau. Haben Sie keinerlei Motivationsprobleme?

Prinz: Das verändert sich schon im Laufe einer langen Karriere.

SPOX: Können Sie Ihre drei Vorrundengegner charakterisieren? Los geht's gegen Brasilien.

Prinz: Brasilien ist ein superstarker Gegner. Technisch sind sie perfekt. Dazu haben Sie einige herausragende Spielerinnen. Sie sind ein Mitfavorit.

SPOX: Nord-Korea?

Prinz: Sie sind sehr gut organisiert und spielen typisch asiatisch. Dazu sind sie körperlich sehr stark.

SPOX: Als dritter Gegner wartet Nigeria.

Prinz: Sie haben individuell sehr gute Spielerinnen. Zudem sind sie sehr schnell und sehr flink. Taktisch haben sie manchmal Defizite.

SPOX: Schaffen Sie es zur Eröffnungsfeier?

Prinz: Dazu werden wir keine Chance haben, denn wir sind ja leider nicht in Peking.

SPOX: Das heißt, sie können auch keine anderen Sportarten anzuschauen?

Prinz: Leider nein.

SPOX: Worin liegt der Unterschied zwischen einer WM und Olympia? Schließlich sind es die gleichen Gegner.

Prinz: Olympia ist etwas total anderes. Bei der WM geht es nur um Fußball. Olympia ist viel, viel größer. Hier sind viel mehr Sportler.

SPOX: Umso trauriger, dass sie so wenig davon mitbekommen.

Prinz: Ja! Wir sind da auch nicht glücklich drüber, dass wir als Fußballerinnen immer ausgelagert werden. Wir wären viel lieber im Olympischen Dorf. Ich sehe das als Bestrafung an.

SPOX: Wie kommt das?

Prinz: Das ist leider immer so. Es scheint, als ob man das mit den Fußballern machen kann.

SPOX: Das klingt enttäuscht.

Prinz: Ich finde das Besondere an Olympia ist, dass man mit anderen Athleten lebt, wohnt, isst und sich kennen lernt. Da sind wir ausgeschlossen.

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