Friedrich: Wunsch nach Olympia-Bewerbung

SID
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (r.) macht sich für eine neue Olympia-Bewerbung stark
© spox

In diesen Tagen lässt Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bei seinem Besuch der Sommerspiele in London kaum eine Gelegenheit aus, um für Olympia in Deutschland zu werben.

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"Wenn sich ein Land, das ökonomisch und sportlich erfolgreich ist, zudem sportbegeistert ist, nicht bewirbt, dann stimmt etwas nicht", sagte der für den Sport zuständige Minister am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit deutschen Medaillengewinnern im Deutschen Haus.

Wann, wo und ob im Winter oder im Sommer die Spiele ausgetragen werden sollen, "das muss man allerdings an dieser Stelle nicht vertiefen". Grundsätzlich aber müsse man sich dieses Ziel setzen.

In den vergangenen Tagen hatte sich bereits Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit wieder einmal in Sachen Olympia zu Wort gemeldet. "Berlin ist an einer Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele interessiert", sagte der SPD-Politiker der "Bild"-Zeitung .

Wowereit weiß dabei sehr wohl, dass die Entscheidung über eine Bewerbung nicht von der Politik oder einer Stadt getroffen werden kann, sondern nur durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dessen Mitgliedsverbände.

Sportminister Friedrich hatte denn auch - wie Wowereit am Tag nach seinen vollmundigen Erklärungen - die passenden Einschränkungen auf seinem Notizzettel. "Der Impuls muss vom Sport kommen", sagte er im Deutschen Haus in London: "Die Politik kann dann flankieren." So ähnlich klang es auch in Berlin.

Altbischof Huber erhofft geschichtsbewusste Kandidatur

Auch Wolfgang Huber, der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, sprach sich in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dapd für eine Bewerbung aus: "In absehbarer Zeit sollten wieder Olympische Spiele in Deutschland sein. Eine im kritischen Sinn geschichtsbewusste Kandidatur Berlins für Olympische Spiele halte ich für ein erstrebenswertes Ziel."

Der DOSB weiß sehr wohl um die Probleme. Und er muss sich bald entscheiden, nachdem er mit der Bewerbung Münchens und Garmisch-Partenkirchens für die Olympischen Winterspiele 2018 vor knapp einem Jahr bei der Entscheidung im südafrikanischen Durban im Duell mit dem südkoreanischen Pyeongchang gescheitert war. Winter- oder Sommerspiele, über diese Frage wurde schon stundenlang diskutiert.

Größere Erfolgsaussichten werden einer Bewerbung für Winterspiele eingeräumt. Im kommenden Jahr wird über die Vergabe der Sommerspiele 2020 entschieden. Kandidaten sind Tokio, Madrid und Istanbul. Gesetzt den Fall eine der europäischen Städte bekommt den Zuschlag, wäre eine Bewerbung für Sommerspiele erst auf lange Sicht wieder Erfolg versprechend und dann sicher auch verbunden mit starker europäischer Konkurrenz und hohem finanziellen Aufwand.

Rückhalt der Bevölkerung erforderlich

Mit welchen Schwierigkeiten eine Bewerbung verbunden ist, musste schon München erfahren. Es dauerte weitaus länger als im eigentlichen Bewerbungszeitplan angenommen, um die notwendigen Sponsorengelder einzusammeln.

Zudem musste das Bewerbungskomitee mit erheblichen Widerständen der Bevölkerung in Garmisch-Partenkirchen kämpfen. Deshalb sei wichtig, sagte Friedrich diesmal, die Bevölkerung miteinzubeziehen. "Hier muss man den richtigen Weg der Kommunikation finden", sagte der Innenminister.

Bei Betrachtung aller Hürden ist es nicht verwunderlich, dass sich der DOSB zugeknöpft gibt. Man müsse erst einmal 2013 abwarten, wiederholen Präsident Thomas Bach und Generalsekretär Michael Vesper bei allen sich bietenden Gelegenheiten. Zudem müsse genau geprüft werden, wie es um die notwendige politische Unterstützung bestellt ist und vor allem auch um den Rückhalt vonseiten der Bürger.

Gerade in einer Stadt wie Berlin, deren angespannter Haushalt auch der Bevölkerung bestens bekannt ist und die zuletzt bei der Organisation von Großprojekten wie dem Flughafen Berlin Brandenburg alles andere als golden glänzte, scheint der zumindest fraglich. Auch wenn Olympia sexy ist.

Olympia 2012: Der Medaillenspiegel

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