Eskalation der Gewalt in Rio

SID
Geplantes Herzstück der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016: das Maracana in Rio
© Getty

Am Wochenende starben in Rio 14 Personen bei Kämpfen zwischen kriminellen Banden und der Polizei. Die Lage in der brasilianischen Metropole wirft Fragen auf im Hinblick auf die Fußball-WM 2014 und Olympia 2016.

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Es herrscht Krieg in Rio de Janeiro. Die Olympia-Stadt 2016 hat am Wochenende eine blutige Antwort auf die Frage gegeben, ob der Gastgeber der Sommerspiele in sieben Jahren nicht doch ein gravierendes Sicherheitsproblem habe.

14 Tote wurden bis Sonntag bei Kämpfen zwischen Drogenbanden und der Polizei in unmittelbarer Nähe der Wettkampfstätten gezählt.

Und während die Welt über die beängstigende Gewalteskalation informiert wird, geben sich die Politiker am Zuckerhut betont besonnen. "Diese Episode hat nichts mit den Spielen zu tun", versicherte Sportminister Orlando Silva, der sich aktuell nicht um den "Widerhall außen", sondern mehr um den Schutz der Bevölkerung in der Stadt sorge.

"Wie im Nahen Osten"

Der Konflikt entbrannte in der Nacht zum Samstag. Aus der Favela Sao Joao drang eine bewaffnete Bande in das benachbarte Armenviertel Morro de Macacos ein, um die Drogenumschlagsplätze der Rivalen in Beschlag zu nehmen.

"Schüsse hören wir jeden Tag, aber gestern, das war wie im Nahen Osten", erzählte ein noch vom Schreck gezeichneter Anwohner. Die Polizei wartete das Tageslicht ab, sorgte dann mit gut 2000 Beamten wieder für Ruhe. Vorerst.

Der für Öffentliche Sicherheit zuständige Sekretär des Bundeslandes war sichtlich um Begrenzung des Imageschadens bemüht. "Das ist ein Problem der Region, es passierte an einem spezifischen Punkt in der Stadt. Das ist nicht Rio de Janeiro", mahnte Jose Beltrame.

Dem IOC wird nichts verschwiegen

Der spezifische Punkt liegt aber ausgerechnet unweit des Maracana, 2016 Stätte der Eröffnungs- und Schlussfeier sowie Spielort für die Fußball-WM 2014.

Auf der anderen Seite geht es zum Stadion Joao Havelange, wo die Leichtathletik-Wettbewerbe stattfinden.

Beltrame fürchtet seitens des Internationalen Olympischen Komitees keine Konsequenzen. "Wir haben dem IOC die Projekte, die Vorschläge und unsere Politik gezeigt, wie wir die Kriminalität bekämpfen und den Frieden in den Favelas herstellen. Und sie haben uns geglaubt", sagte der ausgebildete Polizist und beteuerte: "Die Informationen werden nicht zurückgehalten."

Projekte zeigen erste Früchte

Derzeit greift das Projekt "Friedenstiftende Polizei" schon in fünf Favelas. Bis 2016 sollen 100 der über 1000 ungesteuerten Besiedlungen der Armen mit festen Stationen ausgestattet werden. Die Zahl der Ordnungshüter wird bis zu den Spielen von derzeit 38.000 auf 63.000 aufgestockt.

Brasiliens Justizminister Tarso Genro sieht die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden dann auch als Beweis, dass der Kampf Früchte trage. "Die Kriminellen verlieren an Boden und streiten nun untereinander, um die Gebiete für ihre Aktivitäten auszuweiten", befand der hochrangige Politiker.

Der Horror ist noch nicht vorbei

In der Schreckensbilanz vom Wochenende tauchen ein abgeschossener Hubschrauber, bei dessen Absturz zwei Polizisten ums Leben kamen, sowie mindestens acht brennende Busse, mit denen die Banditen Verwirrung stiften wollten, auf.

Ein Schlussstrich unter den Horror kann aber noch lange nicht gezogen werden.

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