Hambüchen will nur Ruhe und dann Gold

SID
Hambüchen, Fabian, Turnen
© DPA

Peking - Fabian Hambüchen tritt aus der Halle ins gleißende Licht, klappt seine Sonnenbrille herunter und verliert selbst auf dem Weg zum Bus keine Sekunde seinen Tunnelblick.

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Nach der monatelangen Schufterei ist die deutsche Olympia-Hoffnung in den letzten Tagen vor seinem ersten Wettkampf total fokussiert auf das "Unternehmen Gold" und will sich dabei von nichts und niemandem ablenken lassen.

Nach seiner ersten Trainingseinheit in Peking verweigerte der Reck-Weltmeister zunächst jeglichen Kommentar: "Ne, tut mir leid", wehrte Hambüchen auf dem Universitätsgelände Fragen ab.

Sicherheitsschleuse vor der Turnhalle

Hambüchen kam - zusammen mit seinem Vater und Trainer Wolfgang - als Letzter aus der Glastür. Abgeschirmt von der Öffentlichkeit waren der 20-Jährige aus Wetzlar und seine Kollegen in kurzen roten Hosen drei Stunden lang über die Geräte gewirbelt.

Um durch die Sicherheitsschleuse 50 Meter vor der Turnhalle zu kommen, brauchen selbst die Studenten des Sportinstituts eine Akkreditierung.

Nur Zikaden zersägen die Stille auf dem idyllischen Campus. So ungestört lieben es Cheftrainer Andreas Hirsch und Hambüchens Vater. Der nur 1,63 Meter große "Sportler des Jahres" soll in Peking schließlich ganz groß rauskommen.

Nicht einmal von seiner Freundin Viktoria lässt sich der Turn-Star ablenken: Sie reist eben so wenig nach China wie Hambüchens Mutter Beate. "Ich wäre im olympischen Dorf, und sie würde nur auf der Tribüne herumsitzen. Da sehen wir uns sowieso nicht", hatte der Gerätekünstler bereits im Vorfeld erklärt.

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72 Jahre keine Medaille im Sechskampf

Hambüchen soll nicht nur die seit Andreas Weckers Reck-Sieg 1996 in Atlanta anhaltende Medaillenflaute deutscher Turner bei Olympia beenden, sondern im Mehrkampf Turngeschichte schreiben: Seit dem Sieg von Alfred Schwarzmann 1936 in Berlin hat 72 Jahre lang kein Deutscher mehr eine Olympia-Medaille im Sechskampf gewonnen.

Den Druck macht sich Hambüchen auch selbst. "Letztes Jahr war ich Zweiter", verwies Hambüchen im olympia-internen Info-System auf den Mehrkampf bei der WM in Stuttgart.

"Deshalb weiß ich, dass ich eine gute Chance habe, eine Medaille zu gewinnen. Aber es wird sehr hart. Ich muss schon einen perfekten Tag erwischen, weil so viele Jungs um Edelmetall kämpfen."

Stärkster Gegner kommt aus China 

Nicht nur weil er ein höflicher Gast sein will, nennt Hambüchen seinen chinesischen Widersacher Yang Wei als den großen Favoriten. "Es wird sehr hart, den ersten Platz zu erringen, weil Yang Wei sehr stark ist", lobt er den Mehrkampf-Weltmeister von 2006 und 2007.

"Und es gibt eine ganze Gruppe, die um Silber und Bronze kämpft." Spätestens am Mittwoch ist es mit der Ruhe vor dem Sturm vorbei: Da steht Hambüchen beim einzigen Podiumtraining im Nationalen Hallenstadion im Rampenlicht.

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