China meldet 16 Tote bei Bluttat

SID
China, Soldaten, Olympia
© DPA

Peking - Bei einem blutigen Zwischenfall im Nordwesten Chinas sind nach amtlichen Angaben 16 Grenzpolizisten getötet worden. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, seien 16 weitere verletzt.

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Es habe sich um einen "gewalttätigen Angriff" auf die Grenzpolizei in Kashgar in Xinjiang gehandelt. Über die Umstände der Bluttat herrschte Unklarheit. Xinhua berichtete, zwei 28 und 33 Jahre "Angreifer", die der muslimischen Minderheit der Uiguren angehörten, seien festgenommen worden.

Mit einem Kipplaster hätten sie versucht, eine Gruppe von Grenzpolizisten beim Lauftraining vor einem Hotel umzufahren. Ihr Fahrzeug sei aber gegen einen Strommasten geprallt. Die beiden seien ausgestiegen und hätten selbst gebastelte Sprengsätze geworfen, die explodiert seien.

Augenzeugen berichten

Ein Ausländer beobachtete den Zwischenfall nach eigenen Angaben aus dem Hotel. Er habe keine Explosionen gehört, sagte er in einem Telefongespräch. Der Zeuge sprach von dumpfen Schüssen. Nachdem der Lastwagen gegen den Strommasten geprallt sei, seien rund 40 Uniformierte auf der Straße zu sehen gewesen. Zunächst habe es ein Gerangel gegeben.

Dann hätten einige Uniformierte geschossen, andere Uniformierte seien getroffen zu Boden gegangen. Einige seien sofort tot gewesen, andere schwer verletzt liegen geblieben. "Die Straße war übersät mit Angeschossenen", berichtete der Mann. Nach einer Viertelstunde seien weitere Militärkräfte und später auch Krankenwagen eingetroffen. Die Darstellung des Augenzeugen konnte zunächst nicht aus anderen Quellen bestätigt werden.

Verdacht auf Terrorangriff nicht bestätigt

Die Beschreibung des Zwischenfalls in den amtlichen chinesischen Medien änderte sich im Laufe des Tages. Die Staatsagentur Xinhua hatte zuerst von Granaten der "Angreifer" berichtet, sprach später aber über selbst gefertigte Sprengsätze. Einer der beiden habe bei einer Explosion seinen Arm verloren. Zuerst berichtete Xinhua auch, die beiden Männer hätten mit Messern auf die Grenzpolizisten eingestochen, was später nicht mehr erwähnt wurde.

Erste Polizeiangaben über den "Verdacht eines Terrorangriffs" wurde später auch nicht wiederholt. Vielmehr wurden Terrorexperten zitiert, die nur noch Ähnlichkeiten zu früheren Anschlagsversuchen "ostturkestanischer" Separatisten feststellten.

IOC nicht beunruhigt

Xinhua berichtete, die Polizei habe zehn selbst gefertigte Sprengsätze, eine Pistole aus Eigenbau sowie vier Messer in dem Fahrzeug der beiden Männer gefunden. Ein Xinhua-Reporter habe nur noch Blutflecken auf dem Fußweg gesehen, nachdem der Tatort geräumt gewesen sei.

Wie es ferner hieß, wollen örtliche Sicherheitsbehörden vor dem Zwischenfall Hinweise auf mögliche Terroraktivitäten der "Ostturkestanischen Islamischen Bewegung" (ETIM) in der Woche vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking gehabt haben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) zeigte sich nicht beunruhigt.

"Wir sind sicher, dass die chinesischen Behörden alles Mögliche getan haben, die Sicherheit aller Anwesenden bei den Spielen zu garantieren", erklärte IOC-Sprecherin Giselle Davies. Chinas Sicherheitsbehörden hatten wiederholt vor Anschlägen uigurischer Separatisten auf die Olympischen Spiele gewarnt.

Viele Uiguren, die sich als Turkvolk ethnisch von Chinesen unterscheiden, wehren sich gegen die chinesische Fremdherrschaft und beklagen kulturelle und politische Unterdrückung. Einige suchen auch die Wiederherstellung ihrer früheren ostturkestanischen Republik. Deswegen gehört die Region Xinjiang, wo acht Millionen Uiguren leben, zu den Unruhegebieten Chinas. Nach der Gründung der Volksrepublik 1949 hatten sich die Kommunisten die Region einverleibt.

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