Chinas Top-Turnerinnen unter Verdacht

SID
Olympia, Turnen, Peking, He Kexin
© DPA

Peking - Knapp zwei Wochen vor Beginn der olympischen Wettbewerbe in Peking herrscht Verwirrung um das Alter der beiden Star-Turnerinnen He Kexin und Jiang Yuyan.

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In einigen Online-Aufzeichnungen und Presseberichten widersprechen sich die Altersangaben der beiden in der vergangenen Woche für die Riege nominierten Gold-Favoritinnen.

Offiziell wird das Alter beider Turnerinnen mit 16 Jahren angegeben, doch mehrere Quellen deuten darauf hin, dass beide dieses für Olympia erforderliche Mindestalter noch nicht erreicht haben.

14 oder 16 Jahre?

So schrieb selbst die englischsprachige chinesische Zeitung "China Daily" am 23. Mai einen Artikel, in der He Kexin als 14-Jährige bezeichnet wird.

"Die 14-jährige Newcomerin im Auswahl-Team, die im vergangenen Jahr in die Nationalmannschaft aufgenommen wurde, hat mit zwei Weltrekorden am Stufenbarren in den zurückliegenden Monaten für Erstaunen gesorgt", schrieb die Zeitung wörtlich.

Auch beim Weltcup in Cottbus beeindruckte die zierliche He Kexin als Stufenbarren-Siegerin mit dem traumhaften Ausgangswert von 7,7 und der Endnote von 16,85 Punkten.

Inzwischen hat sie wie auch Team-Vizeweltmeisterin Jiang Yuyan bereits die 17-Punkte-Marke an diesem Gerät geknackt, was außer den beiden Chinesinnen bisher nur Vize-Weltmeisterin Nastia Liukin (USA) gelang.

Als Beleg für ein fälschlich angegebenes Alter der Turnerin wird von der amerikanischen Nachrichtenagentur AP auch Liu Peng Wuhan, der Direktor des Chinesischen Sportbundes, zitiert.

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Er sagte am 3. November 2007: "Die 13-jährige Stufenbarren-Spezialistin He Kexin, die ihre Mannschaftsgefährtin Yang Yilin besiegte, gewann die Bronze-Medaille bei den Weltmeisterschaften und stellte ihre Fähigkeiten unter Beweis."

"Kein Grund zu reagieren"

Die jüngst von der "New York Times" aufgeworfenen Fragen wurden von Offiziellen Chinas mit der Zusendung der Ausweispapiere der Turnerinnen an die Zeitung beantwortet. Die Führung des Turn-Weltverbandes FIG sieht momentan noch keinen Handlungsbedarf.

"Wir haben von den Gerüchten gehört und den chinesischen Turn-Verband um Antworten ersucht", erklärte Andre Gueisbuehler, der Generalsekretär der FIF, der "New York Times".

"Sie haben uns die Ausweiskopien mit den entsprechenden Geburtsdaten geschickt, alles ist okay. Das ist alles, was wir überprüfen konnten", sagte der Schweizer und fügte hinzu: "So lange wir keine offiziellen Beanstandungen haben, gibt es keinen Grund zu reagieren."

Sollte sich durch offizielle Proteste eine tatsächliche Manipulation des Alters der Chinesinnen heraus stellen, wäre das nicht nur eine Schwächung des Teams, sondern vor allem auch ein fataler Imageverlust für den Olympia-Gastgeber.

Zu einem Einspruch könnte sich möglicherweise der amerikanische Turn-Verband entschließen, dessen Frauen bei der WM 2007 die Chinesinnen besiegten und als Hauptkonkurrentinnen der Gastgeberinnen im Kampf um Gold gelten.

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