Van Almsick: Schwimmer sollen realistisch bleiben

SID
Olympia, Schwimmen, van Almsick
© DPA

Stuttgart - Franziska van Almsick wirkt entspannt. Zum ersten Mal fährt die frühere Weltklasseschwimmerin zu den Olympischen Spielen, ohne sich dort vom Startblock zu stürzen.

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Als Moderatorin für die ARD will die einstige Weltrekordlerin die Wettkämpfe in Peking kommentieren. Und die 30-Jährige fühlt sich wohl in ihrer neuen Rolle. "Ich bin sehr neugierig und ich freue mich tierisch", sagte sie.

Wehmut? Sie lässt es sich jedenfalls nicht anmerken. Sie sei froh, dass sie diesmal im Trockenen bleiben dürfe. Den Traum vom olympischen Gold konnte sich die mehrfache Welt- und Europameisterin nie erfüllen.

"Größer gemacht als wir eigentlich sind"

"Franzi", das erste Sportidol des vereinten Deutschlands, hatte besonders am Ende ihrer Karriere unter dem enormen Leistungsdruck zu leiden. Vielleicht gibt sie sich auch deshalb vor den Sommerspielen in Peking betont gelassen.

"Ich hoffe, dass wir bei den Olympischen Spielen Größe beweisen, indem wir uns auch über einen vierten Platz freuen können", sagt sie. Verglichen mit Australien, China und den USA sei Deutschland schließlich ein sehr kleines Land, dem die Triumphzüge seiner Schwimmer in den vergangenen Jahren doch etwas zu Kopf gestiegen seien.

"Als Deutsche waren wir vielleicht nicht überheblich, aber wir haben uns vielleicht ein bisschen größer gemacht, als wir eigentlich sind."

Deutschland noch Weltspitze?

Jetzt komme es darauf ein, einen Schritt zurückzutreten und die Chancen der deutschen Schwimmer realistisch zu beurteilen. Es gebe zwar große Goldhoffnungen im Team. Doch Medaillen werde es kaum regnen - und müsse es auch nicht.

"Ich hoffe, dass viele persönliche Bestzeiten geschwommen werden", sagt van Almsick. Wenn das gerade so fürs Finale reiche, dann sei das auch ein Erfolg, der gefeiert werden dürfe. Schließlich sei das Team mit 26 Mitgliedern viel kleiner als in Athen.

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Ob der deutsche Schwimmsport noch an der internationalen Leistungsspitze mithalten kann, will van Almsick erst nach den Spielen beurteilen.

Sie ließ aber anklingen, dass das nicht einfach wird: "Es ist eine unglaubliche Explosion passiert in den letzten Monaten gerade im Schwimmsport." Extrem viele Rekorde seien gebrochen worden, in Peking noch mehr Bestzeiten zu erwarten.

Athleten müssen sich konzentrieren

Und sie ist sicher: "Wenn man zu den Olympischen Spielen fährt, dann hat man alles dafür getan, in Topform zu sein." Die Athleten dürften sich nicht ablenken lassen etwa durch die Angst vor Dopingfällen.

"Es ist nervenaufreibend und zermürbend, wenn man sich da im Vornherein Gedanken darüber macht und es bringt uns ja nicht weiter", sagt die Berlinerin. "Man fährt zu den Olympischen Spielen, um sich zu messen und nicht, um darüber nachzudenken, ob jemand sauber ist oder nicht."

Auch politische Proteste zum Beispiel gegen Chinas Vorgehen in Tibet hätten bei den Spielen nichts zu suchen. "Natürlich gibt es Redebedarf und Klärungsbedarf. Aber ich fände es sehr traurig, wenn man das auf den Rücken der Sportler machen würde."

Vier Jahre lang hätten sie für die Wettkämpfe trainiert. "Man kann es gar nicht so richtig beschreiben, was das eigentlich für einen Sportler bedeutet - Olympische Spiele. Das ist wirklich das Größte, was es gibt."

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