Tumulte in China

SID
Olympia, Peking, Ticketverkauf, Tumulte
© DPA

Peking - Beim Verkauf der letzten Olympia-Karten in Peking ist es zum Teil zu tumultartigen Szenen gekommen. An einer von mehr als 1000 Kaufinteressenten belagerten Verkaufsstelle versuchten Polizisten, eine Gruppe von Kameraleuten und Fotografen wegzudrängen.

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Bei den Rangeleien wurde ein Hongkonger Journalist abgeführt, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. In Aufnahmen des Hongkonger Fernsehens waren die Handgreiflichkeiten zu sehen, als Polizisten gegen die Reporter vorgingen.

Sicherheitskräfte versuchten auch, Kameraleute daran zu hindern, die Tumulte aufzunehmen. "Nicht filmen, nicht filmen", rief ein Polizist. Andere hielten ihre Hände in die Linse.

Laut Hongkonger Medien wurde der abgeführte Kameramann aufgefordert, seine Videoaufnahmen zu löschen, und später wieder freigelassen. Laut Staatsagentur Xinhua soll er durch Barrikaden gebrochen sein.

Soldaten greifen ein

Auch an anderen Verkaufsstellen standen viele Menschen stundenlang Schlange, um an einige der 250.000 noch übrig gebliebenen Eintrittskarten für die in zwei Wochen beginnenden Wettkämpfe heranzukommen. Auch hier gab es Rangeleien zwischen Wartenden und Sicherheitskräften.

An einer Verkaufsstelle wurden sogar Soldaten gerufen, die in Dreierketten die Schlange gesichert hätten, wie ein Augenzeuge berichtete. Hunderte verbrachten die Nacht vor den Wettkampfstätten und einigen Verkaufsstellen der chinesischen Hauptstadt.

Wie die "China Daily" berichtete, harrten manche sogar bereits seit Mittwoch aus, um noch an Billetts zu kommen.

Tagelange Wartezeit

Manche mussten sich 48 Stunden gedulden. An einer Verkaufsstelle warteten bisweilen mehr als 30.000 Menschen, wie das Pekinger Olympia-Organisationskomitee BOCOG berichtete.

Die Polizei habe vorübergehende Maßnahmen ergreifen müssen, "um Chaos zu verhindern", hieß es. Die Menschenmenge schlängelte sich teilweise über mehr als zwei Kilometer Länge.

Durst und Hunger ertragen

Auch vor dem Arbeiterstadion im Osten Pekings kam es zu tumultartigen Szenen. "Nicht drücken", brüllte der Wächter Zhou Bo in die Menge dutzender Chinesen, als einige von hinten zu schieben begannen.

"Ich bin hungrig, durstig und muss auf die Toilette, aber ohne Tickets gehe ich hier nicht weg", erklärte der Ingenieur Zhang Hui, der sich schon seit sechs Uhr morgens am Schalter die Beine in den Bauch stand.

"Eigentlich müsste ich arbeiten, aber das ist vielleicht die einzige Chance meines Lebens, die Spiele zu sehen", sagte der 28-Jährige.

Das Glück nach dem Kartenkauf

"Ich bin so glücklich", sagt der Autoverkäufer Li Gang. Mit breitem Lächeln blickte der Pekinger auf die jeweils 60 Yuan (6 Euro) teuren Tickets, die er nach einer achtstündigen Tortur in seinen Händen hielt. Mit einem Freund hatte er sich beim Anstehen abgewechselt. Bis zum Abend waren viele der Wettbewerbe ausverkauft.

Auch in vier anderen Städten Chinas, in denen vom 8. bis 24. August olympische Wettkämpfe stattfinden werden, waren noch Karten verkauft worden. In Shanghai, Tianjin, Shenyang und Qinhuangdao sollten noch 570.000 Eintrittskarten über den Ladentisch gehen.

Schwarzmarkthandel

Insgesamt wurden sieben Millionen Tickets für die Spiele in China veräußert. Die meisten Karten kosten weniger als 100 Yuan (10 Euro). Jedoch nutzten einige Kartenbesitzer den Verkauf für ein gutes Geschäft.

Nach einem Bericht der "Jinghua Shibao" hat sich ein finanzkräftiger Olympia-Fan sein Ticket zur Eröffnungsfeier für 19.000 Euro gesichert - das 42-fache vom regulären Eintrittspreis.