Russland klotzt für die Mission Gold

SID

Moskau - Eine gewaltige Delegation aus 900 Sportlern und Funktionären, ein Etat von 325 Millionen Euro und ein energischer Appell an die Vaterlandsliebe der Sportler: Russland scheut auf dem Weg zum Erfolg bei den Olympischen Spielen in Peking keinen Aufwand.

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"Wir haben alles getan, damit die Athleten auf dem Sockel der Ehre Platz nehmen können", versicherte Sportminister Vitali Mutko Ende Juni pathetisch den Abgeordneten der Moskauer Duma. "Wir werden ein Ergebnis erzielen, das Russland würdig ist", versprach er.

Der dritte Platz im Medaillenspiegel der Sommerspiele 2004 in Athen mit 27 Mal Gold soll nach Möglichkeit übertroffen werden.

Geld soll dabei helfen: Zwölf Milliarden Rubel (325 Millionen Euro) hat Russland laut Mutko in die "Mission Gold" gesteckt. Mit der gut gefüllten Kriegskasse finanzierte das Nationale Olympische Komitee (NOK) in den vergangenen drei Jahren Vorbereitungswettkämpfe, Training und Qualifikation der Athleten. Mehr als 350 Trainer trimmten die Sportler für Peking auf Höchstleistung.

Und um wirklich nichts unversucht zu lassen, will das Moskauer NOK vor Beginn der Spiele noch schnell die Prämien erhöhen lassen. "50 000 US-Dollar für eine Goldmedaille, das ist doch nicht mehr zeitgemäß", betonte Mutko in der Duma. Diese Höhe war 1996 vom damaligen Präsidenten Boris Jelzin festgelegt worden. Der neue Kremlchef Dmitri Medwedew signalisierte bereits Entgegenkommen für ein Anheben.

Keine Geldnot mehr

Der russische Sport hat längst seine Geldnöte abgelegt, aber ein altes Imageproblem bleibt an ihm haften: Wiederholt war in den vergangenen Jahrzehnten international der Verdacht von staatlich organisiertem Doping laut geworden.

Moskau protestierte zwar gegen diese Vorwürfe, jedoch wurden immer wieder russische Athleten des Dopings überführt. "Der Argwohn läuft mit", drückte es ein Funktionär des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) einmal aus. Sportlern in Russland käme entgegen, dass das Doping-Kontrollsystem dort nur bedingt ausgeprägt sei.

Das soll sich ändern, kündigte Mutko jetzt an. "Wir haben in den vergangenen Jahren 17 Millionen US-Dollar in die Ausstattung eines modernen Antidoping-Labors in Moskau gesteckt", sagte der Minister im Parlament. Jeder Olympia-Teilnehmer werde vor der Reise nach Peking getestet.

Und Sergej Korol von der Staatsagentur Rossport ergänzte: "Das Wichtigste, was ein Sportler verstehen muss, ist, dass die Einnahme verbotener Präparate nicht unentdeckt bleibt. Überraschungen auf diesem Gebiet sind für uns in China völlig ausgeschlossen." Man habe den Kampf gegen Doping intensiviert, versprach auch Korol.

Boykott nie ein Thema

Ein Boykott der Spiele in China aus politischen Gründen war für Russland, dessen Sommerspiele in Moskau 1980 von vielen westlichen Ländern wegen des Afghanistan-Kriegs geschnitten wurden, nie ein Thema. "In Peking haben wir alle Chancen auf einen Erfolg", glaubt Mutko.

Als Medaillenhoffnungen Russlands gelten vor allem Stabhochspringerin Jelena Isinbajewa und Weitspringerin Tatjana Lebedewa sowie die Teams der Rhythmischen Sportgymnastik.

Ein finanzstarker Förderkreis, darunter der FC-Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch, kündigte Anfang Juni an, dem NOK in Moskau zusätzlich umgerechnet 9,5 Millionen Euro Siegprämien in die Kasse spülen zu wollen - "aus Patriotismus".