Fischer wird TV-Expertin

SID
birgit fischer, kanu
© Getty

Päwesin - Der Leistungssport fehlt der deutschen Rekordolympionikin Birgit Fischer in den letzten Tagen vor den Sommerspielen nicht, aber nach dem Start der Kanu-Wettkämpfe wird wohl auch bei der achtmaligen Goldmedaillen-Gewinnerin das Herz höher schlagen.

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"Das wird sich sofort ändern, wenn ich an der Regattastrecke stehe. Da werde ich sicherlich am liebsten mitpaddeln wollen", sagte die 46 Jahre alte ehemalige Leistungssportlerin. "Der Wettkampf, das Sich-Messen mit anderen, das bis zum Umfallen kämpfen, alles aus sich rausholen, das ist das, was ich am meisten mochte."

Erstmals seit den Boykott-Spielen 1984 in Los Angeles muss Olympia wieder auf eine aktive Birgit Fischer verzichten - als TV-Expertin ist sie aber dabei. Bei sechs Olympischen Spielen war die 27-malige Weltmeisterin am Start, brachte seit Moskau 1980 neben den acht Goldmedaillen noch viermal Silber mit nach Hause und liegt in der ewigen Olympia-Bestenliste hinter den neunmaligen Champions Larissa Latynina (UdSSR/Turnen), Paavo Nurmi (Finnland/Leichtathletik), Mark Spitz (USA/Schwimmen) und Carl Lewis (USA/Leichtathletik) auf dem fünften Platz.

Nicht auszudenken, wo sie stehen würde, wenn sie auch 1984 mit der DDR hätte starten dürfen. "In der Statistik fehlen diese Medaillen. Aber es reicht auch so", sagte die Mutter von zwei Kindern kürzlich bei einer Olympia-Sondersendung im "ZDF".

Keine Zeit für Comeback

Anfang des Jahres gab Fischer, die ihr letztes WM-Podest 2005 in Zagreb als Dritte mit ihrer Nichte Fanny Fischer im Kajak-Zweier-Sprint einfuhr, ihren Comeback-Verzicht bekannt.

Zwei Jahre hatte sie sich die Teilnahme an ihren siebten Spielen offen gehalten, doch dann setzte sie endgültig den Schlusspunkt unter eine einzigartige Karriere. "Ich hätte nicht einmal wie damals vor Athen die eine Stunde tägliches Training Zeit gehabt. Außerdem war ich viel unterwegs und immer dann zu schauen, wo ein See oder eine Pfütze zum Trainieren sind, ist ein bisschen aufreibend", erklärte die ehemalige Sportlerin des Jahres, die es vor Athen in nur 303 Tagen Vorbereitungszeit nach einer Pause zum olympischen Gold schaffte.

Dazu war diesmal keine Zeit. Die anderen Projekte wie Kanu- Schulungen, Kanu-Touren oder Fotografie hatten und haben Vorrang.

Nichte tritt in die Fußstapfen

Aber immer noch hat das Kanu einen festen Platz in Fischers Leben. "Bei Touren, die ich begleite, oder beim Personal-Training. Meist sitze ich im See- oder Wander-Kajak, wenn ich bei Schulungen viel umherfahren muss, dann kommt auch noch mal das Rennboot zum Einsatz", erklärte die ehemalige Europawahl-Kandidatin.

Nun soll auch ohne die deutsche Rekordolympiasiegerin die Kanu-Erfolgsgeschichte mit dem Namen "Fischer" weitergehen. Nichte Fanny Fischer will im Kajak-Zweier und im Vierer zu Olympia-Ehren paddeln.

"Das, was sie sich mit dem Vierer vorgenommen hat, Gold, wird sie schaffen. Vielleicht sogar auch im Zweier", sagte die Tante. Bei der Erfolgsprognose für die Familie ist sich Birgit Fischer sehr sicher, wie sie ihre Olympischen Spiele in der Zuschauerrolle erleben wird, dagegen nicht. "Wenn ich an der Strecke bin, dann kann ich auch was zu meinen Gefühlen sagen."

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