Keine Lust auf Olympia

SID
Pferdesport, Rodrigo Pessoa, Olympia
© DPA

Aachen - Der Olympiasieger hat keine Lust auf die Olympischen Spiele. "Wenn es nach mir ginge, könnte man sie absagen", sagt Rodrigo Pessoa: "Ich will da nicht hin."

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der Sieger von Athen hält die Verlegung der Pferdesport-Wettbewerbe von Peking ins heiß-schwüle Hongkong nach wie vor für falsch - und sein Ehrgeiz hält sich nach fast 20 Jahren im Leistungssport ohnehin in Grenzen.

Der Weltmeister von 1998 und dreifache Weltcupsieger ist nur noch selten auf dem ersten Platz eines Großen Preises zu finden und ist inzwischen auf Rang 58 der Weltrangliste abgestürzt.

Keine Medaillen-Chance

Pessoa wird trotzdem in die ehemalige britische Kronkolonie reisen und um die Medaillen reiten. Der begnadete Stilist ist im brasilianischen Team selbstverständlich gesetzt und muss sich nicht wie viele andere Reiter beim CHIO in Aachen qualifizieren.

Entscheidend ist aber, dass sich der Besitzer seiner besten Pferde den olympischen Traum erfüllen will. "Er möchte unbedingt zu den Spielen, also reite ich", gibt Pessoa unumwunden zu. Mit Rufus rechnet der 35-Jährige sich allerdings keine Medaillen-Chancen aus.

"Wenn alles gut läuft, können wir mit der Mannschaft Dritter werden", sagt Pessoa, der 2004 Einzel-Gold erhielt, nachdem der Dopingsünder Cian O'Connor überführt worden war.

Pessoa ist müde geworden

Bei Pessoa, der vor zehn Jahren der jüngste Weltmeister aller Zeiten wurde und lange Zeit der absolute Teenie-Schwarm des Pferdesports war, ist die sportliche Motivation gebremst.

"Ich bin ein bisschen müde", gibt der früh erfolgreiche Sohn der Reitlegende Nelson Pessoa zu: "Ich mache das ja auch schon seit 19 Jahren." Jedes Wochenende auf einem anderen Turnier, das hat seine Spuren bei dem in Belgien lebenden Brasilianer hinterlassen. "Ich lasse es jetzt ruhiger angehen."

Er genießt das entspanntere Reiterleben. Im Frühjahr war er vier Monate in den USA, ritt bei einer Serie im sonnigen Florida und ließ den Stress der europäischen Hallenturniere fast komplett ausfallen.

"Es hat sich einiges verändert, auch privat", erklärt der Profi, der einige Jahre mit der amerikanischen Reiterin Keri Potter verheiratet war. "Ich habe keinen Druck mehr", sagt er. Pessoa hat schließlich alles gewonnen, was im Springsport wichtig ist. Natürlich auch den Großen Preis von Aachen, als 22-Jähriger.

Pessoa gibt Favoriten-Rolle an Kutscher weiter

Pessoa lässt es ruhiger angehen, doch ans Aufhören denkt er nicht. "Ich will weiter reiten, ich will den Wettbewerb, aber nicht unbedingt ständig auf diesem Niveau", erklärt er. Zur absoluten Weltspitze fehlen dem Brasilianer derzeit ohnehin die passenden Pferde.

"Sie sind wirklich gut, aber sie sind keine Superstars", beschreibt der Reiter seinen Rufus und dessen Kollegen. Ein Baloubet du Rouet, der ihn zum Weltcup-Hattrick und zum Olympia-Sieg trug, ist nicht dabei.

Als Händler und Trainer verdient Pessoa sein Geld. Ob er sich beim Wetten auch etwas dazuverdienen könnte, wird sich in Hongkong zeigen, falls sein Gold-Tipp Realität werden sollte.

"Mein Favorit ist Marco Kutscher mit Cornet Obolensky", verrät Pessao und sagt grinsend zu Kutschers Freundin Eva Bitter: "Erzähl' es ihm nicht, sonst ist der Druck so groß."