Leichtathleten kämpfen um Olympia-Tickets

SID
Olympia, Leichtathletik, Lobinger
© DPA

Frankfurt/Main - Letzte Ausfahrt Nürnberg: Die Leichtathleten kämpfen bei ihren deutschen Meisterschaften um die noch verbliebenen Olympia-Tickets und um ihre Topform.

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"Ich erwarte ganz sicher nicht, dass diejenigen Athleten, die in der Vorbereitungsphase auf Peking stecken, ein Feuerwerk an Topleistungen abliefern", sagte der Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow.

Die anderen sind jedoch gefordert: Zu den vielen prominenten Wackelkandidaten zählen die dreifache Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch, 10.000-Europameister Jan Fitschen, die Stabhochsprung-Asse Tim Lobinger und Danny Ecker, Diskus-Hüne Michael Möllenbeck, der frühere Dreisprung-Weltmeister Charles Friedek, Ex-Europameister Ingo Schultz über 400 Meter und Vize-Europameister Thomas Blaschek über 110 Meter Hürden.

Ecker plagen Achillessehnenbeschwerden

Auf der Suche nach der Bestform muss sich Lobinger bei den Titelkämpfen mit gleich sieben Konkurrenten herumschlagen: So viele Stabartisten haben noch Chancen auf die drei Olympia-Fahrkarten - darunter Senkrechtstarter Raphael Holzdeppe, der mit 5,80 Metern an der Spitze steht, und Danny Ecker: Den WM-Dritten plagen allerdings Achillessehnenbeschwerden.

"Mir schlägt eine Welle von Mitleid entgegen", klagte der 35 Jahre alte Lobinger nach einer bislang schwachen Saison. "Viele reden mit mir, als ob ich sowohl Bein als auch Arm verloren hätte."

Dietzsch hofft auf Wunder

Nach China ist es auch für andere noch ein weiter Weg: Vor allem das drohende Olympia-Aus von Dietzsch bereitet dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) Sorgen. "Ich glaube an ein kleines Wunder", sagte die 40-Jährige. Bluthochdruck und nun eine Fußverletzung haben ihr bisher einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Sie würde allerdings auch nominiert werden, wenn sie in Nürnberg fehlt. Nach Peking fliegen will die Neubrandenburgerin allerdings nur, wenn sie fit genug ist, um eine Medaille zu kämpfen.

Die zweite aktuelle Weltmeisterin des DLV, Hammerwerferin Betty Heidler, ist wie beispielsweise Hochsprung-Hoffnung Ariane Friedrich, Speerwurf-Europarekordlerin Christina Obergföll und Diskus-Vize-Weltmeister Robert Harting bereits nominiert.

Fitschen verpasst Norm

Hopp oder top heißt es für Fitschen: Der Langstreckenläufer hat die Norm über 10.000 Meter verpasst, hofft aber noch, sich über die halbe Distanz zu qualifizieren. Dreispringer Friedek, bereits 36, muss mindestens 17 Meter springen, Diskus-Werfer Möllenbeck (38) 64,50 Meter werfen.

Der zuletzt verletzte 400-Meter-Spezialist Ingo Schultz (32) kämpft noch um einen Staffelplatz. An ein Karriereende wollen die Routiniers noch nicht denken, weil im nächsten Jahr die Heim-WM in Berlin lockt.

Riedel-Verabschidung in Nürnberg

In Nürnberg offiziell verabschiedet wird jedoch der fünfmalige Diskus-Weltmeister Lars Riedel, der am Mittwoch das Ende seiner Laufbahn bekanntgegeben hatte.

Die Funktionäre werden dazu möglicherweise eine süßsaure Miene machen, weil der Olympiasieger von 1996 ihnen in seiner Biografie "Meine Welt ist eine Scheibe" kräftig eingeschenkt und unter anderem gelästert hat: "Sie haben oftmals trotz ihrer Bezeichnung keine Funktion."

60 plus X

59 Athleten haben sich nach Angaben Mallows bisher für Peking qualifiziert. Das System für die China-Auslese ist kompliziert: A- und B-Normen, Vorleistungen aus dem vergangenen Jahr, einfach oder doppelt geforderte Qualifikationsleistungen.

Mit eingerechnet sind allerdings bereits die 20 Sprinter für die insgesamt vier Männer- und Frauen-Staffeln. Mallow plant mit einem Team aus "60 plus x", ursprünglich hatten die Optimisten beim DLV auf 75 Olympia-Teilnehmer gehofft.

Bei der WM 2007 in Osaka/Japan waren 61 Sportler am Start. Die damalige Ausbeute von sieben Medaillen soll in Peking möglichst wiederholt werden. Am 15. Juli entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) über die Nominierung.