Iraker sind frustriert wegen Olympia-Ausschluss

SID
Irak, Olympia, Peking
© Getty

Bagdad - Bei 45 Grad im Schatten und ständigem Stromausfall ist das Nervenkostüm vieler Iraker nicht sonderlich gut. Dementsprechend groß ist auch ihre Frustration darüber, dass die sieben irakischen Athleten bei den Olympischen Spielen in Peking nicht teilnehmen dürfen.

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Die meisten von ihnen geben der irakischen Regierung, die den Olympia-Ausschluss provoziert hatte, die Schuld an der Misere.

Mit Last-Minute-Verhandlungen in Lausanne will eine irakische Regierungsdelegation das Internationale Olympische Komitee (IOC) doch noch umstimmen und einen Olympia-Start zumindest der beiden irakischen Leichtathleten möglich machen.

Von der Regierung im Stich gelassen

"Das ist eine tragische Geschichte. Natürlich hätten wir gern irakische Athleten in Peking gesehen, aber ihre Regierung hat sie im Stich gelassen", erklärte IOC-Sprecherin Giselle Davies.

Selbst diejenigen Iraker, die es nicht problematisch finden, dass die Regierung am 20. Mai eigenmächtig das Nationale Olympische Komitee (NOK) aufgelöst und durch neue Funktionäre ersetzt hat, finden, dass man dies zumindest bis nach den Sommerspielen hätte vertagen sollen.

"Für die Entscheidung der Regierung, alle nationalen Sportverbände aufzulösen, gibt es keine Entschuldigung, und die Folgen dieser Entscheidung sind bitter", klagt der Lehrer Firas Mahdi (34) aus Bagdad.

Besonders bitter ist der Ausschluss für die Sportler selbst. Haider Nasir ist völlig frustriert. "Die Teilnahme an den Olympischen Spielen war mein Traum, und jetzt hat sich herausgestellt, dass alle meine Träume und Wünsche auf einmal zerplatzt sind", sagt der Diskuswerfer aus der schiitischen Pilgerstadt Nadschaf im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Aswat al-Irak.

"Mein Training hat seinen Sinn verloren", fügt er traurig hinzu. Auch der stärkste Iraker, Gewichtheber Muhammad Sawara, ist von der IOC-Entscheidung betroffen.

Irak hofft noch 

Die verzweifelten Versuche der Regierung und des neuen irakischen NOKs, die IOC-Funktionäre gnädig zu stimmen, kommen wohl zu spät. "Ich bin überzeugt, dass das IOC seine Entscheidung zu Gunsten der irakischen Sportler zurücknehmen wird", erklärt Hussein al-Amiri, Mitglied des neuen irakischen Olympischen Komitees.

Er betont, Ministerpräsident Nuri al-Maliki habe die Olympia-Teilnahme jetzt zur "Chefsache" gemacht und auch während seiner Gespräche in Berlin und Rom vergangene Woche mehrfach angesprochen.

Kein Verständnis für das aus ihrer Sicht etwas unprofessionelle Vorgehen der Bagdader Regierung in Sachen Sportpolitik bringt man dagegen im nordirakischen Autonomiegebiet der Kurden auf, wo es ein eigenes regionales Olympisches Komitee gibt.

Der Generalsekretär des Komitees, Samy Said Kader, ließ nach der Bekanntgabe des IOC-Beschlusses verlauten, sein Gremium sei "gegen jede politische Einmischung im Sport". Die Auflösung des NOK durch die irakische Regierung sei "illegal" gewesen.