Klagen werden nicht angenommen

SID
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München - Im Gezerre um die Olympia-Freigabe ihrer Profis Diego und Rafinha haben Werder Bremen und der FC Schalke 04 vom Fußball-Weltverband FIFA erneut eine klare Absage erhalten.

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Während die Schalker das Urteil aus Zürich am Mittwoch nicht akzeptieren und weiter alle juristischen Hebel in Bewegung setzen, reagierten die Bremer überraschend defensiv und schlossen plötzlich sogar einen Rückzieher beim Internationalen Sportgerichtshof CAS nicht aus.

"Wir müssen sehen, ob es Sinn macht, die Klage aufrechtzuerhalten. Nur aus Spaß an der Sache wollen wir keine Prozesse führen. Es muss auch Aussicht auf Erfolg geben", sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs.

Schalke hält an Klage fest

Hingegen hält Schalke 04 an seinem Gang zum CAS fest. Dabei wurde die eingereichte Klage gegen den brasilianischen Verband CBF verändert. Nach dem Urteil des Fußball-Weltverbandes FIFA ist das Verfahren in ein Berufungsverfahren umgewandelt worden, teilte der Verein mit.

"Es hätte uns auch sehr gewundert, wenn der Richter seinen Präsidenten Blatter im Regen stehen gelassen hätte. Wieder beruft sich die FIFA nur auf ein schwammiges Gewohnheitsrecht und nicht auf schriftlich niedergelegte Paragraphen", sagte Schalkes Manager Andreas Müller.

Klagen werden nicht angenommen 

Am Abend gab der CAS bekannt, dass die Schalker und Bremer Klagen gegen den brasilianischen Fußball-Verband und das Internationale Olympische Komitee nicht zur Entscheidung angenommen wurden.

Begründet wurde dies damit, dass sich die Profi-Vereine nicht auf die olympische Charta berufen dürften. Gleichwohl ist damit der Streit noch nicht beendet. Über die Berufungsverfahren beider Verein gegen die FIFA-Entscheidung muss das Gericht nämlich noch entscheiden.

Die FIFA hatte am Vormittag durch den Einzelrichter Slim Aloulou (Tunesien) die Haltung ihres Präsidenten Joseph Blatter bestätigt, der eine Freistellung der Spieler für Peking angemahnt hatte. Aloulou berief sich laut einer FIFA-Mitteilung bei seinem Urteil auf die seit 1988 praktizierte Regelung, dass Spieler unter 23 Jahren von ihren Vereinen für Olympische Spiele freigestellt werden, obwohl diese nicht im internationalen Rahmenterminkalender der FIFA festgehalten sind.

Gewohnheitsrecht maßgebend 

Vor Aloulou als entscheidendem Mitglied der "Kommission für den Status von Spielern" hatte schon das Dringlichkeitskomitee der FIFA mit dem Vorsitzenden Blatter einen entsprechenden Beschluss gefasst.

"Der Einzelrichter erachtete den koordinierten internationalen Spielkalender als nicht maßgebend, was die Beurteilung einer Pflicht der Klubs zur Abstellung ihrer Spieler für das Olympische Fußballturnier der Männer anbelangt", hieß es in der FIFA-Mitteilung.

Die Berufung auf Gewohnheitsrecht sei daher gerechtfertigt. Das Dringlichkeitskomitee verwies auf den Beschluss des FIFA-Kongresses von 1988 zur Olympia-Abstellung, der 2006 bestätigt worden sei.

Auch Tosic fliegt

Demgegenüber meinte Müller: "Dieses Gewohnheitsrecht kann es aber unserer Meinung nach gar nicht geben, denn in den letzten Jahren sind die FIFA-Statuten mehrfach geändert worden. Hätte die FIFA gewollt, dass deren Ansicht bezüglich Olympia in die Statuten aufgenommen worden wäre, hätte sie genügend Gelegenheiten dazu gehabt."

Nach Blatters eindeutigen Aussagen aus der Vorwoche war ein Urteil im Sinne der Vereine unwahrscheinlich gewesen. Ein Abrücken der FIFA-Administration von ihrem mächtigen Präsidenten war trotz der juristisch komplizierten Lage so gut wie ausgeschlossen.

Die Bremer akzeptieren nun vorerst die vom Weltverbandsgremium geklärte Rechtslage und erlauben auch ihrem Verteidiger Dusko Tosic, nach Peking zu fliegen. Der Serbe hatte sich in Absprache mit dem Verein im Gegensatz zu Diego vorerst noch in Deutschland aufgehalten.
Er werde am Donnerstag nach China aufbrechen, teilte Allofs mit.

Kacar-Teilnahme möglich

Auch eine Olympia-Teilnahme von Gojko Kacar von Hertha BSC ist nach der FIFA-Entscheidung weiterhin möglich. Der Serbe machte sich in Absprache mit seinem Arbeitgeber am Mittwochabend auf den Weg nach Peking. Die Brasilianer Rafinha und Diego waren trotz der ablehnenden Haltung ihrer Klubs mit dem Olympia-Team des Rekordweltmeisters nach Asien aufgebrochen.

Wann das CAS den Fall endgültig entscheidet ist eine Woche vor Beginn des olympischen Fußball-Turniers weiter unklar. Neben Werder und Schalke hofft auch der FC Barcelona, der wie die Schalker in der Olympia-Zeit die Champions-League-Qualifikation bestreitet, auf eine Aufhebung der Freigabe-Pflicht.

Der spanische Traditionsklub will eine Olympia-Teilnahme seines argentinischen Profis Lionel Messi verhindern.

Keine gute Figur von Blatter

Im seit Wochen schwelenden Olympia-Streit hatte insbesondere FIFA- Präsident Blatter lange geschwiegen und somit keine gute Figur abgegeben. Schließlich hatte er Unklarheiten im FIFA-Regelwerk öffentlich eingestehen müssen.

Protest an der Abstellungspolitik kam nicht nur von den Vereinen, sondern auch vom Deutschen Fußball-Bund und dessen Präsidenten Theo Zwanziger sowie von der Deutschen Fußball Liga und der von Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge geführten European Club Association.

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