Zurück zu Goldenen Zeiten

SID
Rauhe, Wieskötter, Olympia, Kanu
© Getty

Berlin - Kanuten, Reiter, Hambüchen: Die größten Gold- Hoffnungen des deutschen Olympia-Teams ruhen in Peking auf langjährigen Leistungsträgern.

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"Wir haben ein schlagkräftiges Team und sind guter Hoffnung, dass wir nun in China den seit 1992 anhaltenden Abwärtstrend endlich stoppen können", sagte Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der 1976 als Fechter selbst in den Genuss von Olympia-Gold kam.

Auf hartnäckiges Nachfragen von Journalisten ließ sich der deutsche Sportchef unlängst dann auch zu einer kaum gewagten Prognose hinreißen. "Die Kanuten und die Fußball- Frauen haben aus meiner Sicht die besten Chancen, aber auch in anderen Sportarten hoffen wir auf positive Überraschungen."

Kanuten als Medaillen-Lieferanten

Seit 1992 bilden die Kanuten das erfolgreichste Segment der deutschen Olympia-Teams. Somit ist es nicht verwunderlich, das Cheftrainer Reiner Kießler auch diesmal mit den Erwartungen nicht hinter den Berg hält. "Wir streben sechs bis sieben Medaillen an, darunter sollten schon drei goldene sein", sagte der Leipziger.

Vor allem der seit 2000 ungeschlagene Kajak-Zweier mit Ronny Rauhe/Tim Wieskötter aus Potsdam gilt als Bank, auch der Canadier-Zweier Christian Gille/Tomasz Wylenzek, beide waren ebenso wie Andreas Dittmer schon in Athen vorn, gehen als Top-Favoriten auf den Strecke.

Die von Meredith Michaels-Beerbaum und Ludger Beerbaum angeführten Springreiter hegen ebenso goldene Träume wie die Equipe der Dressur- Reiter. Mit großen Erwartungen fahren die Handball-Weltmeister und die Fußball-Weltmeisterinnen nach China, auch ihren Hockey-Kollegen wird viel zugetraut.

Fünf Medaillen hat der Radsportverband für seine Akteure auf Bahn, Straße und Mountainbike als Ziel ausgegeben.

"Keiner turnt so schwer wie ich"

Den größten Sprung nach vorn haben die Turner in den vergangenen vier Jahren vollzogen. Welt- und Europameister Fabian Hambüchen ist nicht nur der Favorit am Reck. "Wenn alles optimal läuft, müsste ich oben stehen. Denn keiner turnt momentan so schwer wie ich. Aber im Turnen weiß man nie", geht der 20-Jährige sein Ziel trotz chinesischer Übermacht selbstbewusst an. Auch im Mehrkampf - dort war er schon Vizeweltmeister -, am Barren und in der Team-Konkurrenz gibt es weitere Medaillenchancen.

Ob das Ausspielen bisheriger Stärken reicht, um den sechsten Platz in der Nationenwertung von Athen (13 Gold/16 Silber/20 Bronze) zu wiederholen, scheint fraglich. "Ich wäre mit dem Erreichen der Athen- Bilanz schon sehr zufrieden", zeigte DOSB-Vize Eberhard Gienger eher gedämpften Optimismus.

Unübersehbar, dass Ruderer, Judokas, Ringer, Boxer und Gewichtheber an die Top-Leistungen früherer Jahre nicht mehr herankommen. Wie sich das Schwimm-Team um die Berlinerin Britta Steffen präsentieren wird, scheint momentan ebenso offen wie die Bilanz der Sportschützen. Medaillenchancen gibt es allemal.

Goldene Zeiten sind vorbei

Eher düster sieht es bei den Leichtathleten aus, obwohl der leitende Bundestrainer Jürgen Mallow immer noch davon spricht, die Bilanz der WM von Osaka mit sieben Medaillen (2/2/3) wiederholen zu wollen.

Die Gold-Chancen des 63-köpfigen Teams sind dünn gesät, die bisherigen Saisonleistungen selbst von den Leistungsträgern im Wurfbereich geben kaum zu größeren Hoffnungen Anlass.

Die goldenen Zeiten wie noch vor 16 Jahren in Barcelona, als das wiedervereinte deutsche Team 82 Medaillen, darunter 33 goldene, erkämpfte, scheinen vorbei. Nach Atlanta (65 Medaillen/20 Gold) ging der Abschwung in Sydney (56/13) und Athen (49/13) weiter.

Nach Peking würde es wohl niemand mehr verwundern, wenn sich die deutsche Mannschaft auf dem Niveau des bundesdeutschen Teams 1988 in Seoul wiederfinden würde, als insgesamt 40 Medaillen (11/14/15) heraussprangen.