National Stadium

SID
Olympia 2008, Peking, Wettkampfstätten, Leichtathletik, National Stadium
© DPA

München - Der Aufbau des Olympiastadions wird mit Innenbeleuchtung besonders deutlich.

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Name: National Stadium
Sportarten: Leichtathletik, Fußball (Männer-Finale)
Zuschauer: 91.000
Fertigstellung: 30. Juli 2008
Kosten: 280 Millionen Euro
Fläche: 258.000 qm
Ort: Olympia Park "Olympic Green"
Entfernung zum olympischen Dorf: 500 m


Als letzte der 37 Arenen wurde das als "Vogelnest" bekannte Olympiastadion erst sechs Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking fertig gestellt. Der ganze Stolz der Olympia-Gastgeber steckt in dem Stadion, das diesen Sommer den Spielen als neue Heimat dienen soll.

Das Stadion ist zwar die letzte Wettkampfstätte, die fertig wurde, wie der Vizepräsident des Pekinger Olympia-Organisationskomitees, Jiang Xiayou sagte. Dafür aber die "beste".

Das Olympiastadion ist der markanteste Bau auf dem "Olympic Green" genannten Olympia-Park, dem Herzstück der Sommerspiele in Chinas Hauptstadt. Entworfen wurde es von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre des Meuron, von denen auch die Münchner "Allianz Arena" stammt.

Ob die Kosten tatsächlich nur 3,1 Milliarden Yuan (heute gut 280 Millionen Euro) betragen haben, wie offiziell angegeben, kann keiner mit Gewissheit sagen.

Es ist ein kühner Bau: Wie Zweige in einem Adlerhorst biegen und kreuzen sich Streben von insgesamt 36 Kilometern Länge in einem Geflecht aus Stahl. Das 42.000 Tonnen schwere Stahlgerüst, das aus tausenden vorgefertigter Einzelteilen entstand, bildet die äußere Hülle des Stadions. Diese ist aufgrund der Temperaturschwankungen vom Kern getrennt.

Neben der Eröffnungs- und der Abschlusszeremonie finden vom 8. bis 24. August die Leichtathletik-Wettbewerbe und das Fußball-Finale der Männer im "Vogelnest" statt. 91.000 Menschen können von den Rängen den Sportlern zujubeln. Nach den Olympischen Spielen soll die Kapazität auf 80.000 Zuschauer reduziert werden.

Peking hat viel Lob für seine Sportstätten bekommen, die es so rasant aus dem Boden stampfte wie kaum eine Olympiastadt zuvor. Der Präsident der IOC-Koordinierungskommission Hein Verbrüggen schwärmte gar vom "Kultcharakter" der Pekinger Anlagen. Vom Magazin "Time" wurde das Stadion zu einem der weltweit zehn herausragenden architektonischen Meisterwerke des vergangenen Jahres gekürt.

Nicht alle teilen gleichwohl die Begeisterung der Organisatoren. Kritik gab es zudem, weil zwei Arbeiter bei den Bauarbeiten im Stadion ums Leben gekommen waren. Der bekannte chinesische Künstler und Querdenker Ai Weiwei, der als künstlerischer Berater beteiligt war, hat sich wegen mangelnder Menschenrechte in China sogar gänzlich von der "Propagandashow" distanziert. Das Stadion verglich er mit einem "gespielten Lächeln".

Es sollte eine Form werden, "die große Vorstellungskraft zeigt und zu einem Stück wird, das der Freiheit gleicht", hatte Ai Weiwei einst über den innovativen Bau gesagt. Inzwischen will er nichts mehr damit zu tun haben. Enttäuscht, dass die einmal mit Olympia verbundene Hoffnung auf eine Liberalisierung in China nicht erfüllt worden ist, hat sich der Künstler, Sohn des großen Dichters Ai Qing, von seinem Beitrag distanziert: Die kommunistische Führung missbrauche die Spiele doch nur für ihre "Propagandashow", sagt Ai Weiwei heute.

Völlig unberührt von der politischen Kontroverse glaubt dagegen IOC-Mitglied Verbruggen, das "Vogelnest" werde einmal "ein Symbol dieser Stadt, wie das Opernhaus in Sydney".