FIFA: "Keine Abstellungspflicht"

Von Stefan Moser
Diego
© Imago

München - Fährt er oder fährt er nicht nach Peking? Die Positionen im Streit sind klar: Werder-Star Diego will zu Olympia, Bremen will den Brasilianer nicht freistellen. Die endgültige Entscheidung soll am Montag fallen. Nachdem lange vieles darauf hindeutete, dass Diego bei den Spielen dabei sein wird, scheint sich das Blatt nun gedreht zu haben.

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Die FIFA stellte am Sonntagabend durch Generalsekretär Jerome Valcke klar, dass "keine Verpflichtung besteht, Spieler abzustellen, egal ob unter oder über 23 Jahre". Dies habe ihm der Franzose telefonisch mitgeteilt, sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach der "Sport Bild".

"Unsere Auffassung ist also bestätigt. Wir werden die Vereine entsprechend informieren", so Niersbach. 

Nach SPOX-Informationen rechnet Diego allerdings fest mit seiner Teilnahme. Der 23-Jährige hat sogar das Flugticket nach Paris, wo sich das brasilianische Team am Dienstag trifft, bereits in der Tasche.

 

"Diego hat sich noch mal mit den Bremer Verantwortlichen getroffen. Und unter Umständen scheint Manager Klaus Allofs bereit zu akzeptieren, dass er nach Peking fährt", sagte Leonardo Scheinkman, Diegos Berater, gegenüber SPOX.com. Allofs selbst jedoch betonte am Sonntag: "Wir bleiben bei unserem Nein."

Allerdings: "Letzten Endes kann Werder nichts dagegen tun", so Scheinkman weiter. Ob Bremen den Spieler freistellen muss, ist vom rechtlichen Standpunkt aus jedoch weiter nicht definitiv geklärt. Mittlerweile gibt es eine verwirrende Fülle von unterschiedlichen und sich widersprechenden Äußerungen diverser Offizieller.

Droht den Spielern eine Sperre? Der DFB bemüht sich um Aufklärung.

Nur bei offiziellen FIFA-Turnieren

Dass die FIFA nicht weiß, was sie will, zeigt ein Schreiben, das Diego von FIFA-Sprecher Nicolas Maingot vorliegt. Darin heißt es: "Im Hinblick auf die Bedeutung des Olympischen Turniers für den Sport im Allgemeinen und den Fußball im Speziellen sowie auf Grundlage des Gewohnheitsrechts ist es für die Vereine verpflichtend, Spieler unter 23 freizustellen."

Werder beruft sich darauf, dass das Olympische Fußballturnier der Männer nicht im FIFA-Rahmenkalender fixiert ist. Abstellungspflicht bestehe aber nur bei offiziellen FIFA-Turnieren.

IOC droht mit Sperren

Unter Berufung auf das Gewohnheitsrecht aber schaltete sich IOC-Präsident Jacques Rogge bereits am Freitag in den Streit ein und drohte: "Wenn ein Klub den Spieler nicht freistellt, wird der Spieler für die Dauer des Olympia-Turniers gesperrt."

Eine Disziplinarkommission soll dann jeweils im Einzelfall enscheiden.

"Wer ist Herr Rogge? Arbeitet der bei der FIFA? Herr Rogge kann uns nicht drohen", sagt Werder-Coach Thomas Schaaf daraufhin.

"Eine Frechheit, so Druck auszuüben"

Auch Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der seinem Mittelfeldspieler Gojko Kacar eine Teilnahme bislang verweigert, sagt: "Herr Rogge kann vielleicht irgendeinen Leichtathleten sperren. Er geht weit über seine Kompetenzen hinaus."

Und Schalkes Andreas Müller empfindet es als "Frechheit, dass ein Mann, der für Olympia zuständig ist, dermaßen Druck auf die Verein ausübt." Auf Schalke geht es um den Brasilianer Rafinha, der ebenfalls nach Peking will.

"Ich glaube nicht, dass ich Montag mit ins Trainingslager fliege, sondern Dienstag mit Brasilien zu Olympia", ließ der 22-Jährige mittlerweile wissen.

"Diego wird in Paris sein"

Und auch bei Diego ist sich Rafinha sicher: "Ich habe mit Diego telefoniert. Er wird am Dienstag in Paris sein." Jorginho, der Co-Trainer der Brasilianer, sagt: "Trainer Carlos Dunga und ich haben mit Diego gesprochen und rechnen damit, dass er zu unserem Treffpunkt nach Paris kommt", so der ehemalige Bayern-Star zu "BamS".

Unterdessen hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) bekräftigt, dass die Bundesliga-Klubs ihre Spieler nicht abstellen müssen. Das Turnier der Männer sei im internationalen Rahmenterminkalender nicht hinterlegt, deshalb gibt es keine Abstellungspflicht, erklärte Holger Hieronymus, der stellvertretende Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung.

DFB ergreift Partei für die Vereine 

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teile die Auffassung der Liga und unterstütze das Anliegen im direkten Kontakt mit dem Fußball-Weltverband FIFA. Derzeit prüft die DFL, ob Spieler, die ohne Zustimmung der Klubs nach Peking anreisen, für das olympische Turnier gesperrt werden können.

Am Dienstagvormittag wird ein Flugzeug in Paris landen. Erst wenn Diego und Rafinha dort aussteigen, wird die Sache endgültig vom Tisch sein.

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