Protest gegen DTB-Nominierung

SID

Stuttgart/Berlin - Um die Nicht-Nominierung der Tübingerin Kim Bui für die Olympischen Spiele ist ein Streit zwischen dem Deutschen und dem Schwäbischen Turner-Bund (STB) entbrannt.

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"Wir müssen uns vor unsere Athletin stellen, denn wir wollen sie auch für den nächsten Olympia-Zyklus motivieren. Wir werden jetzt keinen großen Wirbel vom Zaun brechen, aber wir fordern vom DTB eine größere Transparenz der Nominierung-Kriterien", erklärte STB-Geschäftsführer Robert Baur.

Tags zuvor war vom Lenkungsstab des DTB Daria Bijak für das deutsche Olympia-Team nominiert worden, die bei der Olympia- Qualifikation aus Sicht der Schwaben hinter der Tübingerin eingekommen war.

Die Kölnerin hatte sich beim ersten Nominierungs- Wettkampf in Berlin verletzt und den Vierkampf nicht durchgeturnt. Bei den deutschen Meisterschaften in Chemnitz lag sie als Vierte jedoch knapp vor Kim Bui, die nun aber als Ersatzturnerin mit in die Vorbereitung nach Japan reist.

"Es zählen nur Ergebnisse" 

"Ich hoffe, dass es nicht zu hohen Wellen kommen wird", sagte DTB- Sportdirektor Wolfgang Willam mit Blick auf den Einspruch der Schwaben. "In einem demokratisch geführten Verband ist es aber legitim, Kriterien zu hinterfragen. Alles ist belegbar. Und wir haben schon bei der Nominierung gesagt: Es zählen nicht die Herzen, es zählen nur Ergebnisse."

Streitpunkt ist das Rotations-Prinzip, bei dem ein Computer anhand der Eingabe der Qualifikations-Werte das höchstmögliche Punkt- Ergebnis für das Team ermittelt. "Davon steht aber nichts in dem Papier vom 18. Oktober 2007. Offensichtlich gab es hier Informations- Defizite. Wenn ich das meiner Trainerin mitteile, bereitet sie die Athletin doch ganz anderes vor", beklagte Robert Baur.

Cheftrainerin Ulla Koch, die vor der Nominierungssitzung am Dienstagabend schon schlaflose Nächte hatte, setzte Kim Bui per Telefon als erstes über die für sie bittere Entscheidung in Kenntnis. Nie sei ihr eine Entscheidung so schwer gefallen, bekannte sie.

 Jubel bei Andergassen

Jubel gab es hingegen in Stuttgart über die bis zum Ende offene Nominierung von Thomas Andergassen. "Ich muss jetzt erst mal abschalten und das feiern", teilte der Routinier per Handy seinem Cheftrainer Andreas Hirsch bei der Übermittlung der guten Nachricht mit. Nach zwei Schulter-Operationen war der Sportsoldat rechtzeitig wieder in Form gekommen.

Da auch der Cottbuser Robert Juckel als sechster Mann für die Riege nominiert wurde, hat nun Superstar Fabian Hambüchen in Peking die Unterstützung der kompletten WM-Riege, die im Vorjahr in Stuttgart sensationell Bronze erkämpfte.

"China und Japan werden vorn ihr Ding machen. Aber wir sind eines der vier, fünf Teams, die um Bronze kämpfen. Und wir sind glücklich, dass wir dazu gehören", meinte Hirsch nach der Verabschiedung der Vorschlagliste, die nun noch vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) abgesegnet werden muss.

Bitter war die Entscheidung für den Ehmener Robert Weber, der noch vor einem Monat in Lausanne dem deutschem Team die EM-Silbermedaille gerettet hatte. "Robert tut mir leid. Er war nah dran, aber in Chemnitz lief nichts für ihn. Das hat ihn die Fahrkarte gekostet", begründete der Chefcoach.