Weber neuer Interims-Trainer in Cottbus

Von dpa
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© Getty

Cottbus - Nach dem Cottbuser Volkshelden Petrik Sander sind nun auch dessen beliebte Assistenten von Bord gegangen - und Manager Steffen Heidrich steht bei der Trainersuche schwer unter Druck.

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Ausgerechnet im Spiel bei Tabellenführer FC Bayern muss Krisenclub FC Energie mit Heiko Weber die zweite Notlösung als Interimscoach auf die Bank setzen. Der dafür eigentlich vorgesehene Thomas Hoßmang hatte zuvor wie auch Torwart-Coach Thomas Köhler um die Freistellung von seinen Aufgaben gebeten.

Vor dem Gastspiel beim deutschen Rekordmeister versucht die Führungsetage von Energie Cottbus nun, weiteren Schaden zu vermeiden, nachdem es im Lausitzer Fußball-Volk schon kräftig rumort. Präsident Ulrich Lepsch wies zwar alle Vorwürfe zurück, vor allem aus persönlichen Gründen Sander beurlaubt zu haben.

Telefon-Terror sogar gegen Tochter

Doch viele Fans sehen das anders. "Das ist kein Spaß mehr", sagte Clubchef Lepsch nach üblen Beschimpfungen und Telefon-Terror selbst gegen seine Tochter.

Dass ausgerechnet der geschasste Sander noch versucht, die Situation zu entschärfen, bevor er in den Urlaub flüchten will, kennzeichnet die Stimmungslage am östlichsten Bundesliga-Standort des Landes. "Es bringt nichts nachzukarten. Das Kind ist jetzt in den Brunnen gefallen. Man muss sehen, wie der Verein und vor allem die Mannschaft da wieder heraus krabbeln", sagte Sander dem TV-Sender RBB, nachdem er seinen Arbeitsplatz geräumt hatte.

"Vor dem Spiel gegen den FC Bayern wollen wir das Team professionell vorbereiten", verkündete der 40-jährige Heidrich, dem erstmals in seiner noch kurzen Manager-Zeit seit dem Sommer 2006 eiskalter Wind ins Gesicht bläst.

Weber selbstbewusst

"Wir hätten uns mehr Rückendeckung vom Manager gewünscht", erklärte Sanders engster Vertrauter Thomas Hoßmang. "Er hat uns in einem offenen Gespräch gebeten, von seinen Aufgaben freigestellt zu werden", teilte das Liga-Schlusslicht am Montag offiziell mit.

Weber, der bisher für das Regionalliga-Team zuständig war, eröffnete mit einer feurigen Ansprache die Nach-Sander-Zeit. "Wir fahren nach München, um zu punkten. Wir werden uns nicht verstecken", betonte der Übergangstrainer. Heidrich will zwar "in der gebotenen Eile" einen neuen Chefcoach suchen, "aber auch nicht überstürzt." Der Manager geht davon aus, dass Weber auch am Mittwoch die Energie-Elf betreuen wird.

Heidrich unter Druck

Der künftige Trainer soll nicht nur Bundesliga-Erfahrung mitbringen, sondern auch wirtschaftlich und mental zum kleinen FC Energie passen. Namen wie Matthäus oder Augenthaler scheinen da ebenso wenig ein Thema wie Kirsten, Minge oder Götz. Genannt werden immer wieder Michael Frontzeck, Jürgen Röber, Wolfgang Wolf und auch Karsten Heine, der im Endspurt der Vorsaison Hertha BSC vor dem Allerschlimmsten bewahrt hatte. Auch Jürgen Kohler soll weiter ein Thema sein.

Der mächtige Chef Lepsch hat mit der Trennung von Sander die Verantwortung für die Trainersuche an Heidrich abgegeben, der als selbst ernannter Vermittler zwischen Präsident und Sander gescheitert war. Der Manager muss schnell Erfolge vorweisen, nicht nur die Energie-Fans machen ihn schon jetzt für die angespannte Situation mitverantwortlich.

"Dessen Aufgabe ist es eigentlich, eng mit dem Trainer zusammenzuarbeiten", erklärte DDR-Rekordnationalspieler Joachim Streich im Fachmagazin "Kicker". Wenn die Vereinsführung zum Schluss komme, man müsse wegen des schlechten Starts personelle Veränderungen vornehmen, "dann muss man auch den Manager in Frage stellen", schrieb Streich in einer Kolumne.