Finanzielle Erholung beflügelt BVB-Fantasien

Von dpa

Dortmund - Der Schuldenberg schrumpft, die Zuversicht wächst: Bei Borussia Dortmund reifen Träume vom Ende des sportlichen Mittelmaßes.

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Nur zweieinhalb Jahre nach seiner Beinahe-Insolvenz schreibt der Revierclub wieder schwarze Zahlen.

Voller Stolz verkündete Hans-Joachim Watzke einen Rekordgewinn von 10,3 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2006/2007. Spätestens bis 2010 soll sich die wachsende Wirtschaftskraft auch in sportlichen Erfolgen niederschlagen.

"Ich sehe glänzende Perspektive. Der Verein ist konsolidiert, nun muss der nächste Schritt folgen", sagte Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung der KGaA.

Das Sanierungstempo ist beachtlich. Binnen 30 Monaten hat das börsennotierte Fußball-Unternehmen rund 100 Millionen Euro an Verbindlichkeiten abgebaut. Diverse Kapitalerhöhungen, der Stadion- Rückkauf, die Umbenennung der Arena, ein lukrativer Sponsoren-Deal, eine deutliche Reduzierung des Spieler-Etats und die Rückführung von Verbindlichkeiten zu niedrigeren Zinsen verschafften dem einstigen Sorgenkind des deutschen Fußballs neue Handlungsspielräume.

Verbliebene Netto-Verbindlichkeiten von 37,7 Millionen Euro kann Watzke verschmerzen: "Wir haben mehr als 13 Millionen auf dem Konto."

Die Aussicht auf weitere Erlös-Potenziale beflügeln die Fantasie zusätzlich. So läuft 2009 der Sponsoren-Vertrag aus, für den der Markenriese Nike vor Jahren auf einen Schlag mehr als 30 Millionen Euro zur kurzfristigen Sicherung der Liquidität überwiesen hatte.

Wenig später geht auch das Geschäft mit Vermarkter Sportfive zu Ende, an den der BVB bis 2010 pro Jahr zwischen zehn und zwölf Millionen Euro zur Tilgung eines einstmals gewährten 60-Millionen-Kredits zahlt. Der Abbau dieser Altlasten könnte die avisierte Rückkehr auf die internationale Bühne erleichtern. "Dann haben wir definitiv acht bis zehn Millionen Euro mehr zur Verfügung", stellte Watzke fest.

Zumindest der Konkurrenz aus Stuttgart, Gelsenkirchen, Bremen und Hamburg möchte Watzke mittelfristig wieder auf Augenhöhe begegnen. Von einem Angriff auf Branchenführer FC Bayern München ist - anders als bei Watzke-Vorgänger Gerd Niebaum - wohlweislich nicht die Rede. Auf dessen ruinöses Geschäftsgebaren ist Watzke noch immer schlecht zu sprechen: "Vor einem Jahr haben wir die letzte rote Zahl verkündet."

Im Fachmagazin "Kicker" kündigte der neue starke Mann beim BVB eine "Politik ohne Brechstange, mit Vernunft und Augenmaß" an: "Du kannst nicht vor zweieinhalb Jahren kurz vor der Insolvenz stehen und heute so tun, als wäre alles ein böser Traum gewesen."

Schon wird spekuliert, ob der BVB nicht schon in der Winterpause nachbessert und Teile seines Gewinns reinvestiert. Schließlich regte sich nach bescheidenem Saisonstart mit Schlappen gegen Duisburg und Schalke bereits Kritik an der Einkaufspolitik von Sportdirektor Michael Zorc und auch Watzke. Doch der warnt vor Ungeduld: "Etwas aus reinem Aktionismus zu machen, kommt nicht in die Tüte."