Claudia Pechstein mit Podiumsplatz - Bundestrainer Jan van Veen tritt zurück

SID
Claudia Pechstein bei der Teamstaffel der Deutschen
© getty

Drei Wochen nach dem Debakel bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang zeigte das deutsche Eisschnelllaufen Auflösungserscheinungen.

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Auch der 115. Podiumsplatz von Claudia Pechstein beim Weltcup-Finale in Minsk konnte das Unheil nicht mehr überstrahlen. Am Sonntagnachmittag wurde die Krise der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) offenkundig. Bundestrainer Jan van Veen trat zurück, weitere Rücktritte könnten am Montag folgen.

"Zwei Jahre habe ich mit viel Spaß und voller Energie für die DESG gearbeitet. Ich sehe aber langfristig keine Möglichkeiten, die DESG wieder an die Weltspitze zu führen", erklärte der Niederländer am Rande des Weltcup-Finals drei Wochen nach dem Debakel bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang.

"Ich habe große Zweifel, ob die notwendige Umstrukturierung, die meiner Meinung nach durchgeführt werden muss, von allen beteiligten Personen mitgetragen wird", erklärte van Veen weiter und meinte: "Ich habe mich deswegen entschieden, meinen Vertrag mit der DESG nicht zu verlängern."

Auch Robert Bartko steht auf der Kippe

Mit seiner Entscheidung kam der Niederländer offenbar seinem Rausschmiss zuvor. Auch Sportdirektor Robert Bartko steht nach den sportlich schlechten Leistungen auf der Kippe. Von ihm und auch vom Präsidium werden am Montag weitere Stellungnahmen erwartet.

Van Veen hatte im Februar 2016 den Job des Bundestrainers übernommen, Bahnrad-Olympiasieger Bartko wurde im Dezember 2014 Sportdirektor der DESG. Das Duo hatte eine Neuausrichtung des Verbandes angestrebt, konnte die Erwartungen aber nicht erfüllen. In Pyeongchang im Februar war das deutsche Team - wie schon vier Jahre zuvor in Sotschi - ohne Medaille geblieben.

Ungeachtet des Rückzuges des Bundestrainers zeigte Claudia Pechstein beim Weltcup-Finale am Wochenende in Minsk eine ordentliche Leistung. Die fünfmalige Olympiasiegerin holte im Massenstart den fünften Platz. Im Gesamtweltcup verpasste die 46-Jährige mit Rang vier beim Sieg der Italienerin Francesca Lollobrigida den Podestplatz nur um 29 Punkte.

Am Tag zuvor hatte Pechstein den Sprung unter die ersten Drei in der Teamverfolgung geschafft - allerdings waren auch nur drei Teams am Start. Die deutsche Mannschaft mit Michelle Uhrig (Berlin) und Gabriele Hirschbichler (Inzell) und eben Pechstein kam in 3:08,18 Minuten hinter Olympiasieger Japan (3:00,18) und den Niederlanden (3:05,21) ins Ziel. Für Pechstein war es der 115. Weltcup-Podiumsplatz ihrer Karriere.

Nico Ihle nur Zehnter im Sprint

Sprinter Nico Ihle schloss das Weltcup-Finale mit einer weiteren Ernüchterung ab. Der Chemnitzer kam im zweiten Lauf über 500 m beim niederländischen Dreifach-Triumph in 35,34 Sekunden nur auf den zehnten Rang. Es gewann Jan Smeekens (34,83 Sekunden) vor seinen niederländischen Landsleuten Dai Dai Ntab (34,94) und Hein Otterspeer (34,97).

Am Vortag war der Olympia-Achte aus Sachsen im ersten Rennen über 500 m in 35,60 Sekunden nur Elfter und Vorletzter geworden. Deutlich besser lief es für Ihle über 1000 m. In 1:09,56 Minuten landete er am Samstag beim Sieg des Niederländers Kjeld Nuis (1:09,23) auf Rang vier.

In der Gesamtwertung des Weltcups über 500 m belegte Ihle nach elf Saisonrennen Rang elf. Es triumphierte Olympiasieger Havard Lorentzen (Norwegen).

Für Deutschlands besten Langstreckler Patrick Beckert endete die Olympiasaison unglücklich, über 5000 m wurde der Erfurter disqualifiziert. Moritz Geisreiter (Inzell) belegte im letzten Rennen seiner Karriere in 6:28,79 Minuten den sechsten Platz.

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