Thomas Dreßen vor Kitzbühel: Auf den Spuren des Olympia-Siegers von 2014

Von Lukas Zahrer
Dreßen freut sich brutal auf die Hahnenkamm-Abfahrt.
© getty

Thomas Dreßen ist Deutschlands größte Abfahrtshoffnung. Nach zuletzt guten Ergebnissen im Weltcup trauen ihm viele eine Medaille bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea zu. Sein Trainer Mathias Berthold verlangt von ihm aber schon bei der legendären Abfahrt in Kitzbühel (Sa., 11.30 Uhr im LIVETICKER), seine Fehler abzustellen, und sieht in ihm Ähnlichkeiten zum Olympiasieger von 2014.

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Als erster deutscher Abfahrer seit 13 Jahren gelang Thomas Dreßen in Beaver Creek als Dritter der Sprung aufs Podium. Nach Platz fünf in Wengen am vergangenen Wochenende - trotz grobem Fehler im Ziel-S - zählt der 24-Jährige auch in Kitzbühel zum erweiterten Favoritenkreis.

Die Vorfreude bei Dreßen auf das Hahnenkammrennen ist groß. "Ich freue mich brutal darauf", sagte Dreßen am Rande der Olympia-Einkleidung der deutschen Mannschaft am Montag gegenüber SPOX. "Kitzbühel ist für jeden Abfahrer ein Highlight der Saison, auch in einer Olympia-Saison."

Allerdings ist die Vorbereitung auf das legendäre Rennen für den Speed-Spezialisten bislang nicht nach Wunsch verlaufen. Nach einem Torfehler im ersten Training landete Dreßen im Abschlusstraining am Donnerstag auf Rang 41. "Wir haben es linienmäßig ein bisschen anders probiert, so werde ich es sicher nicht mehr fahren", sagte er, "aber dafür ist ein Training da."

Thomas Dreßen mit guten Erinnerungen an Olympia-Strecke

Klar ist auch, dass im Rennen am Samstag kein Gedanke an die Olympischen Spiele verschwendet wird. Dreßen freue sich zwar auf seine erste Olympia-Teilnahme, werde sich aber auf der Streif deshalb nicht zurückhalten. "Wenn man da passiv hingeht, wird es noch gefährlicher, gerade für uns Abfahrer, Respekt gehört dazu, aber Angst nicht", sagte er.

Bereits vor zwei Jahren gastierte der Weltcup auf der Olympia-Abfahrtsstrecke von Jeongseon. Dreßen landete als 30. gerade noch in den Weltcuppunkten, hat aber durchwegs positive Erinnerungen an den Probelauf. "Ich muss sagen, mir hat es sehr gefallen", sagte er. "Vielleicht haben Sie noch etwas daran geändert, aber da sind die Voraussetzungen für alle gleich, jeder hat die selben Erfahrungen."

Erfahrungen mit Olympia hat sein Trainer Mathias Berthold reichlich. 2006 und 2010 reiste dieser jeweils mit dem deutschen Damen-Team zu den Spielen, ehe er vor vier Jahren die österreichische Herren-Mannschaft nach Sotschi führte.

Bei Dreßen zieht Berthold einen interessanten Vergleich. "Er erinnert mich in dieser Saison ein wenig an den Matthias Mayer von 2014", sagte Berthold am Montag. "Die Gespräche, die ich 2014 mit Matthias hatte, sind genau jene, die ich heute auch mit Thomas führe." Die Vorzeichen stehen gut, schließlich kürte sich Mayer in Russland zum Abfahrts-Olympiasieger.

Mathias Berthold fordert von Abfahrern "weiteren Schritt"

Berthold zeigt sich von der Entwicklung seines heißesten Eisens auf eine Olympia-Speed-Medaille beeindruckt. "Vor dreieinhalb Jahren war Thomas ein klarer B-Fahrer in unserem Team", sagte er. "Im Kopf ist er extrem stark und aufmerksam, er hat sich unglaublich gesteigert."

Mittlerweile haben laut Berthold auch alle anderen internationalen Skiverbände Dreßens Leistungen anerkannt. Der Vorarlberger sieht dennoch aber großes Verbesserungspotenzial. "Thomas muss weiter an sich arbeiten", sagte er. "Diese Fehler, die er in Wengen und Bormio gemacht hat, müssen abgestellt werden."

Während er mit der Einstellung Dreßens zufrieden ist, zeigt sich Berthold beim Blick auf dessen Kollegen Josef Ferstl und Andreas Sander weniger glücklich. Bei ihnen "haben wir im Moment noch mehr Arbeitsbedarf", sagte Berthold. "Ich sehe diese letzte Risikobereitschaft nicht."

"Wir haben vor Olympia noch zwei Rennen, in denen jeder Athlet einen weiteren Schritt machen sollte", forderte Berthold. "Vielleicht ist Kitzbühel ja der Wendepunkt."

Thomas Dreßen gedenkt verstorbenem Vater

Auffallend ist, dass nach Marcel Hirscher (89) und Henrik Kristoffersen (94) auch Dreßen eine Anpassung an seinem Helm vorgenommen hat und die Nummer 44 trägt. "Das habe ich mir aber nicht von Lewis Hamilton abgeschaut", sagte Dreßen, "denn ich bin ein großer Fan von Sebastian Vettel."

Vielmehr möchte er damit seinem Vater Dirk, der 2005 bei einem Seilbahnunglück in Sölden ums Leben kam, Tribut zollen. "Ich wollte etwas auf meinem Helm haben, das mit ihm in Verbindung steht." Seine Initialen, D.D., entstehen jeweils aus dem vierten Buchstaben im Alphabet, deshalb habe sich Dreßen für die Nummer 44 entschieden.