Sportausschuss-Vorsitzende Freitag kritisiert IOC scharf

SID
Der IOC um Präsident Thomas Bach steht in der Kritik
© getty

Dagmar Freitag, bisherige Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, hat im ZDF scharfe Kritik an der Russland-Entscheidung des IOC geübt. In einem Beitrag für die Sportreportage sagte die SPD-Politikerin: "Die ethischen Werte, die der Sport ja eigentlich verkörpern und transportieren soll, spielen für dieses IOC mit seinem Präsidenten offensichtlich keine große Rolle. Das, was da jetzt als Zehn-Punkte-Programm auf dem Tisch liegt, ist das Papier nicht wert, auf dem es geschrieben ist."

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Das IOC hatte Russland Anfang Dezember wegen der staatlich unterstützten Doping-Manipulation von den Winterspielen in Pyeongchang ausgeschlossen, will den nicht in den Skandal verwickelten Sportlern des Landes aber nach Einzelfallprüfungen einen Start als "Olympic Athletes from Russia" ermöglichen. Der russische Staatspräsident Wladimir Putin hatte daraufhin erklärt, dass man von einem Boykott der Spiele absehen werde.

Freitag geht davon aus, dass das IOC mit Russland Absprachen getroffen hat: "Ich denke, das ist die Konzession, die schon im Vorfeld gemacht worden ist. Man kann ja überrascht sein über die vergleichsweise moderate Reaktion von Wladimir Putin."

Die Wiedereingliederung des russischen NOK und die Teilnahme der Russen als eigenständiges Team an der Schlussfeier in Pyeongchang, wie vom IOC in Aussicht gestellt, wäre für Freitag nicht hinnehmbar: "Das wäre blanker Hohn. Nach allem, was wir wissen, hat es sich um staatliche organisiertes, nicht nur geduldetes Doping gehandelt. Ein ausgeklügeltes System über Jahre."

"Und jetzt Wohlverhalten dadurch zu belohnen, dass man sagt, sie dürfen unter ihrer Fahne und in ihrer Nationalmannschaftskleidung schon wieder bei der Schlussfeier im Stadion sein, das wäre ein Hohn gegenüber allen sauberen Athleten und jenen, die sich dafür einsetzen", fügte sie hinzu.

Freitag: Bach versucht "möglichst wenig anzuecken"

IOC-Präsident Thomas Bach habe sich, so Freitag, in der Russland-Frage einmal mehr demaskiert, sagte Freitag, "man weiß, dass Thomas Bach alles tut, um seinen Weg zu gehen, um möglichst wenig anzuecken.

Die Causa Russland zeigt, dass er selbst in dieser Frage, die den olympischen Sport und die olympische Idee im Kern angreift und zerstört, dass er selbst da laviert. Mit Null-Toleranz-Politik, die er ja so gern propagiert, hat das rein gar nichts zu tun."

Bach hatte erklärt, mit den Sanktionen werde ein Schlussstrich unter die Russland-Causa gezogen. Das sieht Freitag anders: "Es kann keinen Schlussstrich geben. Und wir wissen, dass längst nicht das, was auf dem Tisch liegt, vom IOC und seinen Kommissionen entsprechend gewürdigt worden ist. Nicht nur die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, sondern, ich sage es nochmal, jeder Athlet und jede Athletin, die ihre Leistung allein durch Talent und Training erreichen, die haben ein Recht darauf, dass solche Systeme konsequent sanktioniert werden und dass auch alles auf den Tisch kommt. Ansonsten geht der Sport kaputt."

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