Ein Freund, ein guter... Prevc?

Von Robin Küffner
Die Tournee stand ganz im Zeichen von Peter Prevc und Severin Freund
© getty

Einer überragt das Feld, einer überragt den einen - die Vierschanzentournee stand im Zeichen von Severin Freund und Peter Prevc. Aber auch die Österreicher um Gregor Schlierenzauer sorgen für Schlagzeilen. Noriaki Kasai sowieso und Nick Fairall war auch da. Außerdem: Pause? Ist nicht.

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Außerirdischer der Tournee: Peter Prevc

Es ist einfach sein Jahr. Peter Prevc wurde schon vor der Tournee zum einzig wahren Kandidaten erklärt und bewies diese Einschätzung eindrucksvoll. Von den ersten kritischen Stimmen nach dem dritten Platz in Oberstdorf ließ sich der Slowene nicht beirren und sprang einfach weiter - dreimal auf die Eins.

Selten war ein Tourneesieg so verdient, 19 Jahre nach Primoz Peterka gewann wieder ein Flieger aus Slowenien - aber Prevc bleibt ruhig: "Noch bin ich nicht müde, es passiert gerade so viel, das mich wach hält" - zum Beispiel die Partynacht in Salzburg, die er nach dem Sieg in Bischofshofen ankündigte. Eigentlich ungewöhnlich für den sonst so schüchternen Peter Prevc.

Prevc wäre aber nicht Prevc, wenn er seinen Erfolg lange feiern würde. "Die Tournee ist jetzt vorbei, in Willingen sind wir wieder alle bei Null. Der nächste Sprung ist immer mein nächstes Ziel, egal wo", so Prevc, der alles andere als bei Null steht, sondern bei 924 - Weltcuppunkten. Oder bei 205 - Weltcuppunkten Vorsprung auf Severin Freund.

Nussknacker der Tournee: Severin Freund / DSV

"Es hat Tourneen gegeben, da haben die Plätze eins, drei, zwei und zwei für einen Sieg gereicht. Peter ist einfach in einer beneidenswerten Form und hat momentan die Nase vorn", sagte Bundestrainer Werner Schuster, zufrieden ist, weil man einfach "eine harte Nuss zu knacken" hatte.

"Da war einfach einer deutlich besser", zog Freund selbst ein Fazit. Treffend. Denn Freund sprang in einer anderen Liga als der Rest des Feldes - sein Problem war, dass Prevc irgendwie noch eine Klasse über dem Deutschen fand.

Generell war es für die DSV-Adler eine gelungene Tournee, auch wenn Überadler Freund fast alle Lobhudeleien sammelte. So landeten auch Richard Freitag (9) und Andreas Wank (10) in den Top Ten der Gesamtwertung, Andreas Wellinger (12) und Stephan Leyhe (20) schafften dazu den Sprung unter die besten 20.

Rückkehr der Tournee: Nicholas Fairall

Es war der Schock der letzten Tournee: Nicholas Fairall stürzte am 5. Januar 2015 in Bischofshofen schwer, zog sich eine Wirbelsäulenverletzung zu und ist seitdem an den Rollstuhl gebunden. Jetzt kehrte er nach Österreich zurück und konnte die Tränen nicht lange bekämpfen. "Ich bin so unendlich dankbar. Mir haben so viele Menschen geholfen, die ich nicht einmal kenne", sagte der Amerikaner.

Zumindest ist Besserung in Sicht für Fairall. Erste Gehversuche unternahm er schon im Juli letzten Jahres, machte mit einem Monoski erste Abfahrten im Schnee - und kämpft weiter, um irgendwann seinen Traum fortzusetzen. "Ich springe, seit ich sechs bin. Das Gefühl des Fliegens ist so großartig. Ich will diesen Sport zurück", so Fairall, der ein Buch über seine Geschichte schreiben will. "Ich will wieder springen", sagt er.

Aus der Tournee: Gregor Schlierenzauer / ÖSV

Jahrelang beherrschten die österreichischen Skispringer ihre Branche nach Belieben. Die Tournee 15/16 ist der endgültige Beweis, dass es in diesem Winter nichts zu holen gibt für den ÖSV. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr landete Stefan Kraft auf der Eins vor Michael Hayböck, Gregor Schlierenzauer wurde noch Siebter. Während Haybock (3) und Kraft (5) auch heuer wieder oben anklopfen konnten, sucht man weitere Österreicher lange - bis auf die 18 muss man runter, um Manuel Fettner zu finden.

Vor allem Gregor Schlierenzauer macht Sorgen. An seinem 26. Geburtstag verkündete er seinen vorläufigen Rückzug aus dem Skisprung-Zirkus. Psychische Probleme, bittere Enttäuschung und große Sehnsucht nach Ruhe gab er als Gründe an.

Ob er je wieder springen wird, ist unklar: "Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt", so Schlierenzauer auf seiner Homepage. Für die harten österreichischen Zeitungen war er das Gesicht der Skisprung-Krise geworden und kommt damit offenbar überhaupt nicht klar. Aufmunterung gibt es immerhin von Werner Schuster: "Es ist normal, dass es mal nicht läuft. Er hat das Zeug dazu, wieder zurückzukommen."

Dauerbrenner der Tournee: Noriaki Kasai

Du bist ein Phänomen: Mit 43 steht Kasai noch immer voll im Saft und springt höher, schneller, weiter: Platz sieben bei der Tournee ist noch immer stark. Die Letzte wird es für den Skisprung-Methusalem sicher nicht gewesen sein, im vergangenen Jahr verkündete er, noch zehn Jahre segeln zu wollen - dann könnte Olympia 2026 in Japan stattfinden.

Schock der Tournee: Freunds Sturz in Innsbruck

Der Schock war definitiv die Proberunde am Bergisel. Freund sprang auf 129 Meter, nach der Landung zerriss es ihm aber den linken Ski, Freund stürzte und zog sich leichte Prellungen zu. Als Freund in der Folge die Quali von Bischofshofen absagte, waren Befürchtungen groß - Schlimmeres blieb aber aus. Regeneration gibt es aber nicht viel, auch wenn der Tournee-Zweite noch Schmerzen hat.

"Nicht viel Pause nach der Tournee" der Tournee: Willingen wartet

Ein "Monsterprogramm" nannte Schuster die anstehenden Aufgaben , schon am Freitag geht es in Willingen weiter. Die Feier für seinen zweiten Platz fand dementsprechend auf der Autobahn statt, wo er 730 Kilometer Zeit hatte, um die Korken knallen zu lassen. Die Mühlenkopfschanze ist aber willkommene Übung, trotz der restlichen Schmerzen nach dem Sturz von Innsbruck - denn Freund muss die Skiflug-WM am Kulm verteidigen. Willingen, mit der größten Schanze der Welt, kommt da gerade recht.

Und mit den Worten des Bundestrainers: "Wir haben gerade einige Kombinierer getroffen, die trainieren derzeit nur und warten auf den nächsten Wettkampf Mitte Januar. Da nehmen wir doch das bisschen Stress in Kauf."

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