Emanzipation, Tristesse und Tyrannei

Von Adrian Franke
Die Fans waren in Falun nicht immer zahlreich anwesend
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Flops

Frenzel enttäuscht trotz Gold: Gold und Silber in den Team-Wettbewerben, im Einzel aber trotz der Favoritenrolle leer ausgegangen: Aus Sicht von Eric Frenzel war es eine WM, die man anschließend nur schwer auf einen Nenner bringen kann. "Es war diesmal eine durchwachsene WM", betonte der 26-Jährige und gab zu: "Über die Einzelergebnisse bin ich schon ein wenig enttäuscht, weil meine Erwartungen höher waren."

Dabei hätte ihn seine extrem enttäuschende Einzel-Vorstellung, Frenzel war am Donnerstag nur Zehnter geworden, beinahe sogar die Chance auf die Silbermedaille im Teamsprint gekostet. Intern wurde ernsthaft darüber diskutiert, Tino Edelmann oder Fabian Rießle statt Frenzel starten zu lassen. Am Ende rechtfertigte er aber das Vertrauen und konnte sich zumindest noch mit Teamsprint-Silber trösten.

Langläufer - Tristesse hinter Japaner: Es klang wie eine Drohung, als DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger mit Blick auf die Langläufer ankündigte: "Wir werden Maßnahmen ergreifen, um uns im Hinblick auf kommende Großereignisse weiterzuentwickeln. Wir werden uns genügend Zeit nehmen, die WM zu analysieren." Überraschend kamen die klaren Worte nicht, wie vor zwei Jahren kehrten die Langläufer ohne Medaille heim.

In der Königsdisziplin über 50 Kilometer gab es die totale Ernüchterung: Sebastian Eisenlauer wurde bester Deutscher auf Rang 41 - mit über zehn Minuten Rückstand. Thomas Bing landete einen Platz dahinter, war restlos bedient und fluchte auf das Material: "Wer schon einmal Fahrrad ohne Reifen gefahren ist, weiß, wie ich mich gefühlt habe. Als mich dann auch noch ein Japaner abgehängt hatte, hatte ich keinen Bock mehr."

Nachsichtigkeit mit den Gastgebern? Es war ein packendes Finish, auf der Zielgerade schoben sich die Schweden im Teamsprint der Langläufer noch an Polen vorbei auf den zweiten Platz. Wie schon in Sotschi verpassten Nicole Fessel und Denise Herrmann die Medaillen mit dem vierten Rang denkbar knapp.

Allerdings kam die schwedische Aufholjagd nicht ohne Beigeschmack: Stina Nilsson war in einer Rechts-Links-Kombination von der Strecke abgekommen, doch statt der möglichen Disqualifikation gab es nur die Gelbe Karte. Aus Sicht der beiden Deutschen ohne Frage doppelt bitter.

Langlauf hui, Rest pfui: Wer im Wintersport-Land Schweden frenetische Stimmung, tobende Fans und Lärm wie in der Bundesliga erwartet hatte, sah sich bestätigt - allerdings nur, wenn es um die Langläufer ging. Das Interesse an Skispringen und Nordischer Kombination ging gegen null, die Sportarten mussten aufgrund des mangelnden Interesses teilweise in den Zeitungen erklärt werden.

Entsprechend mau war die Stimmung bei nahezu allem, was nichts mit Langlauf zu tun hatte. Und das, obwohl die anderen Wettbewerbe in gewisser Weise im Preis mit inbegriffen waren. Umgerechnet zwischen zehn und 70 Euro kostete ein Tagesticket, doch wenn die Langläufe vorbei waren, strömten die Massen nach Hause. Nur selten blieben Zuschauer auf dem Heimweg kurz mal an der Schanze stehen und schauten zu. Ein insgesamt enttäuschendes Bild der Fans.

Kofler geht wieder vorzeitig: Es klingt fast wie ein erster Abgesang auf die eigene Karriere. "Ich sehe derzeit keine Chance, mich kurzfristig steigern zu können", erklärte Andreas Kofler bei seinem Abschied aus Falun. Ohne Einsatz packte der Tiroler seine Koffer, um sich auf den Weltcup vorzubereiten, anstatt ohne Einsatzchance in Schweden zu bleiben.

Gedanken an ein Karriereende wies der 30-Jährige entschieden zurück, musste aber zugeben: "Natürlich würde ich mir eine andere Situation wünschen. Das ist nicht das Gelbe vom Ei. Ich nehme es aber so hin, wie es jetzt ist. Ich habe hier noch einmal versucht, vorwärtszukommen, das ist mir aus meiner Sicht nicht gelungen." Unterm Strich steht letztlich ein weiteres Großereignis zum Vergessen für den Vize-Weltmeister von 2011, der nach gutem Saisonstart deutlich abgebaut hat.

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